Artikel

BVE: Ernährungsindustrie verzeichnet leichten Umsatzrückgang

Die deutsche Ernährungsindustrie hat im vergangenen Jahr schätzungsweise einen Umsatz von gut 182 Milliarden Euro erwirtschaftet und damit ein Minus von 1,6 Prozent. Während das Exportgeschäft wuchs, schrumpfte der Inlandsumsatz um fast 4 Prozent.

BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff
Von Mirko Jeschke | Fotos: BVE / Matthias Martin

Aufgrund der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie verzögert sich die wirtschaftliche Erholung der deutschen Ernährungsindustrie weiter. Wie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) mitteilte, wurde im Jahr 2021 ersten Schätzungen zufolge über alle Teilbranchen hinweg ein Umsatz von 182,4 Milliarden Euro erwirtschaftet, was einem Minus von 1,6 Prozent zum Vorjahr entspricht. Bei steigenden Verkaufspreisen sank die verkaufte Menge um 3,8 Prozent.

Den Angaben zufolge schwächelte besonders die Konjunktur im Inland, dem wichtigsten Absatzmarkt der Branche. Nach einem stabilen Ergebnis in 2020 gingen die Umsätze im vergangenen Jahr hierzulande mit 119,2 Milliarden Euro um 3,9 Prozent zurück. Dabei dämpften mäßige Verkaufspreiserhöhungen noch den Rückgang, die verkaufte Menge fiel insgesamt sogar um schätzungsweise 5,7 Prozent. Das Auslandsgeschäft hingegen konnte die Verluste aus dem Vorjahr wettmachen und wuchs um 2,9 Prozent.

BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff: "Nach einer Stagnation im Jahr 2020 und dem nun voraussichtlich rückläufigen Ergebnis 2021 konnte die Ernährungsindustrie nicht auf den Wachstumspfad der Vor-Corona-Zeit zurückgelangen. Obwohl sich die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr mit einem Wachstum des Bruttosozialprodukts von geschätzt 2,6 Prozent erholte, kämpft die deutsche Ernährungsindustrie weiterhin mit den gedämpften privaten Konsumausgaben, den Einschränkungen im Außer-Haus-Markt und den schwer beim Kunden durchzusetzenden, steigenden Produktionskosten."

Laut dem BVE forderten die starken Kostensteigerungen, eben rückläufigen Absatzzahlen, die Branche 2021 heraus. Der HWWI-Rohstoffpreisindex wies einen Anstieg der Preise für Nahrungs- und Genussmittel von plus 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Hierbei war ein Anstieg über alle Rohwarengruppen zu beobachten, insbesondere jedoch in den Bereichen pflanzliche Öle und Fette, Zucker sowie Getreide. Hinzu kamen weitere Belastungen durch starke Kostensteigerungen bei Energie, Transport und Verpackungsmaterial.

Der Blick in die Zukunft fällt durchwachsen aus. Auf Basis einer BVE-Verbandsumfrage zum Jahreswechsel erwartet ein überwiegender Teil der Unternehmen für 2022 ein stagnierendes Ergebnis. Hinzu kommen weitere Kostensteigerungen, so die überwiegende Einschätzung der Branche. Dies zeigt sich insbesondere bei der Identifikation der größten wirtschaftlichen Risiken für die Unternehmen: Somit werden Rohstoff- und Energiepreise von neun aus zehn Unternehmen auf Platz eins und zwei verortet. Die schwächelnde Inlandsnachfrage stellt für jedes zweite Unternehmen ein wirtschaftliches Risiko dar.

"Stagnierende Absatzzahlen und weitere Kostensteigerungen ohne entsprechende Erlöse können die konjunkturelle Gesundung der deutschen Ernährungsindustrie auch im kommenden Jahr bedrohen", so Christoph Minhoff. "Sie braucht deshalb jetzt dringend Wachstumsimpulse, die zu mehr Wertschöpfung führen. Etwa durch zügigen Abbau von bürokratischen und steuerlichen Belastungen oder durch staatliche Förderungen für Investitionen in die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit." Wichtig für Unternehmen am Produktionsstandort Deutschland sei außerdem die Sicherung der Energieversorgung, Senkung und Stabilisierung der Energiepreise sowie wirksame Maßnahmen gegen Leakage-Effekte.

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise