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Hochverarbeitete Lebensmittel belasten Klimabilanz

Der zunehmende Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Das zeigt eine aktuelle Studie mehrerer Universitäten.

Convenience-Produkte liegen im Trend. Nach einer neuen Studie belastet die industrielle Verarbeitung die Klimabilanz.
Von Martina Kausch | Fotos: RUNDSCHAU/ Kausch

Hochverarbeitete Lebensmittel tragen von allen konsumierten Lebensmitteln am meisten zum Anstieg der Treibhausgasemissionen, des Wasserverbrauchs und des ökologischen Fußabdrucks (wie etwa die Entwaldung) bei. Das ist die zentrale Aussage einer Studie, die erstmals untersucht hat, wie sich Veränderungen in der Ernährung eines Landes auf seinen Beitrag zum Klimawandel auswirken.

Untersucht wurde der Lebensmittelkonsum in Brasilien. In diesem Land gab es zwischen 1987 und 2018  einen Wandel hin zu einer Ernährung, die reich an hochverarbeiteten Lebensmitteln ist. Zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln gehören rekonstituierte Produkte wie Wurstwaren, industrielle Fertiggerichte, Margarine, Süßigkeiten, Erfrischungsgetränke und andere Lebensmittel, die künstliche Zusatzstoffe wie Süßstoffe und Aromen enthalten.

Während die negativen gesundheitlichen Auswirkungen des hohen Verzehrs von extrem verarbeiteten Lebensmitteln seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt sind - einschließlich des Zusammenhangs mit Fettleibigkeit, koronaren Herzkrankheiten, Diabetes und Krebs -, waren die Auswirkungen auf den Planeten bisher weitgehend unbekannt.

Die Forscher berechneten die Umweltauswirkungen der gekauften Lebensmittel pro 1.000 verzehrten Kalorien (kcal) für vier Lebensmittelgruppen, die in der NOVA-Klassifizierung aufgeführt sind, welche nicht den Nährwert, sondern den Verarbeitungsgrad der Lebensmittel berücksichtigt. Bei dieser Klassifizierung werden vier Lebensmittelgruppen unterschieden:

1. unverarbeitete/geringfügig verarbeitete Lebensmittel (G1)

2. verarbeitete kulinarische Zutaten (G2)

3. verarbeitete Lebensmittel (G3)

4. hochverarbeitete Lebensmittel (G4).

Die Studie ergab, dass der Anteil der G1- und G2-Lebensmittel an der Ernährung der brasilianischen Haushalte zwar zurückgegangen ist, die Menge der konsumierten G3- und G4-Lebensmittel jedoch zugenommen hat. Die wachsende Umweltbelastung durch G4-Lebensmittel ist auf den Anstieg des Konsums von hochverarbeitetem Fleisch zurückzuführen, der seinen Beitrag zur täglichen Umweltbelastung pro Person zumindest verdoppelt hat und im 30-Jahres-Zeitraum etwa 20 % des gesamten ernährungsbedingten Fußabdrucks ausmacht. 

Pro 1.000 verzehrte Kalorien waren diese Ernährungsumstellungen mit einem 21prozentigen Anstieg des Beitrags zu den Treibhausgasemissionen, einem 22prozentigen Anstieg des Beitrags zum Wasserfußabdruck des Landes und einem 17prozentigen Anstieg des Beitrags zum ökologischen Fußabdruck des Landes verbunden.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit zwischen der City University of London, der University of São Paulo, der University of Manchester, der Brunel University London und der University of Sheffield durchgeführt und in der Fachzeitschrift The Lancet Planetary Health veröffentlicht. Nach Angaben der Autoren ist es die erste ihrer Art, die repräsentative nationale Daten über einen so langen Zeitraum verwendet, um zu zeigen, wie sich Veränderungen in der Ernährung eines Landes auf seinen Beitrag zum Klimawandel auswirken können.

Hier gehts zur Studie. 

 

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