Eigentlich hatte Jens Stachowiak mit Spirituosen lange Zeit wenig am Hut. Mehr als 20 Jahre war er in verschiedenen Funktionen beim heute weltgrößten Brauereikonzern tätig, bevor er nach einem Abstecher zu Heineken schließlich im Oktober 2021 bei der Berentzen-Gruppe landete. Nach knapp zwei Jahren als Leiter Markenspirituosen übernahm er im September des vergangenen Jahres die frei werdende Geschäftsführerposition bei Pabst & Richarz in Minden. „Spirituosen sind ein emotionales Geschäft. Und das ist in den letzten Jahren definitiv deutlich komplexer geworden“, konstatiert der gebürtige Haselünner. Gerade deshalb brauche es eine klare Strategie.
Schmuddel-Image passé
Zusammen mit Co-Geschäftsführer Oliver Haag, der sich vor allem um den Bereich Supply Chain kümmert, hat Stachowiak beim Spezialisten für Handels- und Zweitmarken die herausfordernde Aufgabe, in einem insgesamt stagnierenden Spirituosenmarkt das Potenzial der zunehmend nachgefragten Handelsmarken optimal zu heben. „Das Jahr 2024 hat mit Blick auf den Spirituosenabsatz nicht unbedingt gut begonnen, auch der Kostendruck infolge des Ukrainekrieges ist nach wie vor groß“, stellt der 49-jährige Vertriebsprofi nüchtern fest. Bezüglich der Handelsmarken ist er dennoch zuversichtlich: „Die Wahrnehmung hat sich stark verändert. Private Label ist heute kein Schmuddelgeschäft mehr. Wir können deutlich mehr als reine Volumenkontrakte, weil wir verstehen, wie Marken funktionieren und was in Sachen Produktausstattung notwendig ist.“
Konzepte mit Mehrwert
Neben dem klassischen Private-Label-Segment im Preiseinstiegsbereich und dem seit der Pandemie angeschlagenen Exportgeschäft konzentriert sich das Unternehmen Pabst & Richarz, das mit rund 120 Mitarbeitern hauptsächlich den LEH beliefert, vor allem auf exklusive Zweitmarken, also die Entwicklung neuer, innovativer Konzepte zusammen mit Kunden. „Wir setzen darauf, im Inland das Geschäft mit Premium- und Zweitmarken durch Mehrwertkonzepte auszubauen. Im Ausland wollen wir ebenfalls wieder deutlich wachsen und erarbeiten dazu aktuell eine Strategie, die passgenau auf die entsprechenden Regionen zugeschnitten ist“, erklärt Stachowiak, der bei AB Inbev Deutschland als Account Director bereits zwei Jahre lang die Verantwortung für den Kunden Edeka innehatte.
"Gerade im Rum- und Whisky-Bereich sehen wir noch viel Spielraum für Private-Label-Produkte."
Jens Stachowiak, Pabst & Richarz
Handelsmarken rücken vor
Erfreulich für den zweifachen Familienvater und passionierten Skifahrer ist, dass sich inzwischen in vielen Spirituosenkategorien beim Absatz mindestens ein bis zwei Handelsmarken unter den Top 5 befinden. „Natürlich ist nicht in jedem Segment gleich viel Spielraum. Bei Wodka etwa ist es angesichts der Zahl der Wettbewerber und des Preissegments schwer, sich mit einer Handelsmarke Marktanteile zu erkämpfen. Bei Rum oder Whisky ist dagegen deutlich mehr Spielraum.“ Eine weitere Kategorie, der Stachowiak auch in der Handelsmarkenwelt noch großes Potenzial zuschreibt, sind Ready-to-drink-(RTD)-Getränke, wohingegen er den „alkoholfreien Spirituosen“ noch zurückhaltend gegenübersteht.
Das Ziel seines Unternehmens formuliert Stachowiak unmissverständlich: „Wir wollen die unangefochtene Nummer eins bei Private-Label-Spirituosen sein – sowohl im Preiseinstieg durch Kostenführerschaft in der Supply Chain als auch im Premiumbereich durch innovative Produktkonzepte. Zudem werden wir unser Exportgeschäft noch deutlich nach vorne bringen.“