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"Leben wie im Geisterspiel": Drei Forscher über die aktuelle Corona-Lage

"Es geht nicht mehr um Krisen-, sondern um Chancenmanagement": Drei Konsumforscher aus Deutschland, Schweiz und Großbritannien zeichnen ein Bild der aktuellen Corona-Lage und analysieren die Folgen von Covid-19 für den Konsum.

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Corona: Jeder für sich
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Von Marcelo Crescenti | Fotos: S. Engelhardt

Für Stephan Grünewald, Leiter des Kölner Rheingold Instituts, sind wir in der dritten Phase von Corona. Nach der ersten Phase zwischen Bedrohung und Solidarität wuchsen die Zweifel, die Lage polarisierte sich. "Nun sind wir in der dritten Phase, die von Trotz und Trauer bestimmt ist", sagt Grünewald im RUNDSCHAU-Interview.

"Unser Leben gleicht einem Geisterspiel in der Bundesliga, die Intensität und Unmittelbarkeit ist einfach nicht da", sagt der Psychologe. "Die Maske schiebt sich wie ein Filter zwischen uns und der Welt." Das Wut-Potential steigt und Verschwörungstheorien grassieren, so Grünewald. Denn: "Viele verwandeln ihre Trauer in Wut und Trotz". <link https: www.rundschau.de fileadmin user_upload epaper ru-2020-07 stephan grünewald>Lesen Sie das komplette Interview mit Stephan Grünewald.

Laut Will Higham, einem der führenden Zukunftsforscher Großbritanniens, bleiben Themen wie Hygiene und gesundes Essen auch nach Corona wichtig. Kurzfristig bleibe der Einkauf zwar eher Pflicht. Doch "mittel- bis langfristig bleibt Erlebnis beim Einkaufen ein Megatrend, genauso wie der Trend zum ethischen Konsum", sagt Higham.

Jeder Lebensmittelhändler braucht nun eine Offline- und eine Online-Strategie, betont Higham: "Die Online-Präsenz sollte auf Einfachheit und Nutzerfreundlichkeit basieren. Im stationären Laden dagegen wird sich alles immer stärker um das Erlebnis vor Ort als um die Produkte drehen. Der Einkauf muss inspirierend auf die Kunden wirken." <link https: www.rundschau.de besser-verkaufen interview artikel zukunftsforscher-will-higham-sicherheit-und-gelassenheit will>Hier geht es zum Interview mit Will Higham.

Für David Bosshart, Leiter des Gottlieb Dutweiler Instituts (GDI) in der Schweiz, "sind wir so weit, dass wir uns Gedanken machen sollten, wie wir die Krise nutzen können." Es geht laut Bosshart nicht mehr um Krisen-, sondern um Chancenmanagement: "Wir müssen Schlüsse aus dem Geschehenen ziehen: Was bleibt, was können wir über Bord werfen? Für viele Leute reduzieren sich die Bedürfnisse auf das Wesentliche: Lebensmittel plus Online-Shopping plus Gesundheitsversorgung. Alles andere kann weg."

Durch die Krise wird vieles hinterfragt, betont Bosshart: "Wie gehen wir mit dem Biotop um, in dem wir leben? Wie verdichtet wollen wir wohnen? Wie lösen wir das Abfallproblem? Und eben auch: Wie geht der Mensch mit den übrigen Lebewesen um? Eines sollten wir nach der Pandemie nicht tun: In alte Muster zurückfallen und nach einfachen Lösungen suchen."

Das Interview mit David Bosshart erscheint in der August-Ausgabe der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel.

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Auf Abstand in Corona-Zeiten.

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