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Loacker-Chef Andreas Wilkening: „Es ist eine Liebesgeschichte“

Andreas Wilkening ist Überzeugungstäter: Der Loacker-Deutschland-Chef treibt die Platzierung der Südtiroler Waffel- und Patisseriespezialitäten voran – mit der Liebe zum Produkt, Strategie und familiärer Bodenhaftung.

Von Sibylle Menzel | Fotos: Heiko Rhode

Man stellt sich einen vierfachen Großvater anders vor. In jedem Fall älter als den knapp 53-jährigen Andreas Wilkening. Er ist enthusiastisch, wenn es um seinen Job als Geschäftsführer von Loacker Deutschland geht – und um das Kernprodukt Waffeln: „Es ist eine Liebesgeschichte“, sagt er.

Erfolg im Pandemie-Jahr

Andreas Wilkening ist Familienmensch durch und durch und auch beruflich nicht bereit, sich in eher anonym gehaltenen Konzernstrukturen zu bewegen. Seine Karriere läuft konsequent über inhabergeführte Stationen, seit 2010 leitet er nun die Deutschland-Geschicke für den in der dritten Generation geleiteten Südtiroler Waffelhersteller Loacker. Im Unternehmen, meint der gebürtige Moseler, werde Familie gelebt. Mit den Werten, unternehmerischen Zielen und Ideen kann er sich identifizieren, auch Südtirol ist zur zweiten Heimatliebe geworden.

In mehr als 100 Ländern isst man Loacker-Waffeln, am Gesamtumsatz der Gruppe von rund 347 Millionen Euro wurden 2020 circa 189 Millionen Euro über den Export generiert. Für Andreas Wilkening ist das erklärte Ziel kein geringeres als den deutschen – neben dem italienischen Nummer-Eins-Stammmarkt – als zweiten europäischen Heimatmarkt zu erobern. Erstaunlicherweise sorgt das logistisch anstrengende Pandemie-Jahr 2020 für keine Korrektur, im Gegenteil: „Es ist das beste Jahr, das wir im deutschen Markt je hatten.“ Ob Umsatzwachstum oder Haushaltspenetration, Loacker legt zu. Einfach sei der wettbewerbsstarke Markt allerdings nicht, meint Wilkening. Nicht zuletzt müssen Waffeln ein geografisches Gefälle überwinden – im Süden schätzt man sie mehr als im Norden. Dennoch stieg die Markenbekanntheit binnen weniger Jahre von zehn auf 40 Prozent. „Heißt aber im Umkehrschluss: 60 Prozent kennen uns nicht“, konstatiert Wilkening. „Wir haben noch eine Wegstrecke vor uns.“

Modernisierende Strategie

Auf Endverbrauchermessen scheut sich Wilkening nicht, den Geschmack von „frischen, knusprigen, hochwertigen Waffeln“ zu vermitteln. Derzeit geht es mit einem Innovationsschub für die Premiumprodukte voran. Dazu gehören der Verpackungsrelaunch, die erste Winteredition oder auch, der Rezeptur des Loacker-Bestsellers, den „Napolitaner“-Waffeln, zehn Prozent mehr Haselnüsse beizugeben, dafür Zucker zu reduzieren. Die Marketingstrategie wird über Influencer-Kampagnen und diverse Social-Media-Kanäle forciert. Die Zielgruppe, weiblich zwischen 25 und 49 Jahren, wird unterhalten, vor allem aber über ein Thema informiert, das Loacker zwar seit Langem bedient, das aber mehr denn je den Zeitgeist trifft: Nachhaltigkeit. Im Zentrum stehen Rohstoffprojekte für die Hauptzutaten der Waffel-, Patisserie- und Snackprodukte. Die italienischen Haselnüsse kommen teils von den eigenen Plantagen, Milchpulver aus dem lokalen Kooperationswerk, die Vanille aus direkter Zusammenarbeit mit madagassischen Kleinbauern. Läuft alles nach Plan, startet bald die eigene Schokoladenproduktion mit den Kakaobohnen aus dem initiierten „Cocoa Farming Program“. Die Siegel-Dokumentation hält Wilkening für verzichtbar: „Wir arbeiten ohnehin über Siegelstandards, überzeugen wollen wir mit Qualität – und am Ende des Tages entscheidet der Geschmack.“

Zur Person

Andreas Wilkening ist seit 2010 Geschäftsführer bei Loacker Deutschland. Stationen seiner Süßwaren-Laufbahn sind Griesson de Beukelaer und Coppenrath Feingebäck.

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