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Schorlefranz Gründer Dominic Zetzsche: Jung, spritzig, dynamisch

Dominic Zetzsche möchte mit seinem Start-up Schorlefranz dem Wein zu einem neuen Image verhelfen. Wein soll vor allem eins: Spaß machen. Das flotte Design und die frische Sprache kommen bei der jungen Zielgruppe an.

Von Johanna Wies | Fotos: Heiko Rhode, Schorlefranz

Der Berliner Dominic Zetzsche hatte ursprünglich mit Wein „nichts am Hut. Dort gibt es keinen Wein, außer in Flaschen abgefüllt.“ Dann packte ihn die Faszination am Weinbau, und er machte in Würzburg eine Ausbildung zum Winzer. Während seines anschließenden Weinbau-Studiums in Geisenheim bemerkte er beim Arbeiten auf einem Weinfest, wie beliebt Weinschorle ist. Doch es störte ihn hinter der Theke immer zwei Flaschen zu öffnen, um ein Getränk zu mixen. Zudem passte den Kunden oft die Mischung nicht, oft war es ihnen zu wenig oder zu viel Wein. „Da habe ich gedacht, das wäre ein Problem, das man lösen kann: Man hat ein Produkt, das füllt man ab. Es schmeckt immer gleich.“

So entstand seine Idee für eine fertig abgefüllte Weinschorle. Er wollte dem Wein ein neues Image verpassen, eine „coole Marke“ kreieren und „ein Getränk machen, das jeder kennt, hip und modern und für eine junge Zielgruppe zugänglich ist.“ So gründete der junge Winzer 2016 Schorlefranz in Gießen, gemeinsam mit Partnerin Annik Milstein und Freund Cornelius Uerlichs.

Geprägt von der Berliner Späti-Szene wollte Zetzsche dem Wein ein neues Image verpassen und eine „coole Marke“ kreieren. Die Idee: „Ein Getränk zu machen, das jeder kennt, hip und modern und für eine junge Zielgruppe zugänglich machen.“

Spaß am Wein

Anfangs war es ein Projekt neben dem Studium, das langsam anlief, bis sich die Rollen vertauschten und Schorlefranz immer mehr im Fokus stand. Stolz erzählt der Gründer, dass sein Start-up von Beginn an eigenfinanziert war, die erste Produktion finanzierte das Team aus Ersparnissen, ab da wuchs es aus seinem Cash-Flow heraus.

Seitdem hat sich das Startup „prächtig“ entwickelt. Die Weißweinschorle wurde sofort gut angenommen, schnell fragten immer mehr Gastronomen nach anderen Sorten. Daher nahm das Team Roseschorle dazu, seitdem wächst das Sortiment stetig. Fünf Jahre nach der Gründung ist das Sortiment zu einem breiten Portfolio herangewachsen, inklusive Wein, Sekt, alkoholfreien Schaumweinen und Glühwein als auch Accessoires rund um das Thema Wein.

Das Motto lautet: Schorle, Schwips und Schabernack. „Wir wollen Wein modern verkaufen und dieses Image entstauben, Wein ist elitär und trocken. Wein muss einfach Spaß machen.“ Weniger Fachsimpelei ist angesagt, witzige Texte beschreiben die Produktsorten, auf eine verspielte Art und Weise. Damit treffe das Start-up den Zahn der Zeit, mit seinem Charme, unverkennbarem Design und flotter Sprache, „jung, spritzig, dynamisch“, sodass sich die junge und jung gebliebene Zielgruppe sich abgeholt fühlt.

Der Fokus des jungen Unternehmens lag zunächst auf Gastronomie und Events, bis Corona kam. Schnell wurde der bis dahin kleinen Onlineshop ausgebaut und das Sortiment um Wein und Alkoholfreies erweitert. Das war der „Startschuss für ein erfolgreiches Jahr, das noch immer anhält.“

Hierbei arbeitet das Team nur mit Weingütern, bis zu 200 Kilometer vom Firmensitz Gießen entfernt, und Abfüllern aus Rheinhessen zusammen. Wichtig hierbei sind regionale Familienbetriebe, kurze Lieferwege und optimiertes Verpackungs- und Versandmaterial aus recycelter Pappe beziehungsweise Papier. Zudem sind die Schorlen vegan, Bio-zertifiziert und in Mehrweg-Glasflaschen erhältlich.

Unperfekt starten

Über die letzten beiden Jahre hat Schorlefranz ein konstantes Umsatzwachstum von 400 bis 500 Prozent erzielt. Woher kommt das schnelle Wachstum? Zetzsche sieht als Grund vor allem das junge Team, das stets die Wünsche der ebenfalls jungen Zielgruppe und Trends verfolgt und diese schnell erfüllt. Dafür setzt es sehr stark auf Social-Media- und Influencer-Marketing, vertreibt alle Produkte direkt und verfolgt stets die Wünsche der Zielgruppe und Trends. Die Weinschorle sei zu Beginn noch ein Nischenprodukt gewesen, das mittlerweile als Trendgetränk akzeptiert wurde.

Aktuell stecke das Potenzial vor allem in Fruchtgetränken, der Launch der neusten Produkte Erdbeersecco und speziell vom Mango-Ananas-Secco sei „überwältigend“ gewesen. Überdies steige die Nachfrage nach alkoholfreien Alternativen deutlich. Dieser möchte Zetzsche gerecht werden und das Sortiment um unter anderem Limonaden ausweiten.

Zu den nächsten Zielen gehöre es, der Nachfrage gerecht zu werden, unter anderem, das alkoholfreie Sortiment um Limonaden auszuweiten. „Wir wollen uns am Markt fest etablieren, nicht nur als Weinschorle, sondern auch für tollen Wein, und für alle leckeren Sachen, die Spaß machen.“ Das enorme Arbeitspensum nimmt er gelassen, außerdem hat er sein Gegenmittel zum hohen Tempo gefunden: Mit Partnerin Annik Milstein hat er ein Kind – die damit einhergehenden Verpflichtungen entschleunigen ihn automatisch. Dies klappe immer besser, „je größer das Unternehmen wird und je mehr Leute man hat, auf die man sich verlassen kann“.

Mit der Gründung von Schorlefranz ist Zetzsche sichtlich zufrieden, „es ist ein cooles Gefühl, wenn du in die Stadt gehst und siehst junge Menschen mit deinen Produkten.“ Er erlebe oft Menschen in seinem Umfeld, die viele gute Ideen haben, aber nichts daraus machen. Es gäbe sehr viel mehr großartige Unternehmen, wenn die Leute „mal weniger nachdenken, sondern einfach mal machen würden.“ Daher nimmt er aus der Gründungszeit nimmt er vor allem eins mit: „Lieber unperfekt starten als perfekt warten.“

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