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Rücker-Chef Klaus Rücker: Norddeutsches Original

Die Molkerei Rücker existiert seit mehr als 130 Jahren. Der familiengeführte mittelständische Betrieb profiliert sich mit besonderen Käsespezialitäten und einem klaren Herkunftsversprechen für den wichtigsten Rohstoff – die Milch.

Von Axel Stefan Sonntag | Fotos: Joerg Brockstedt

Dass man Käse nicht zwangsläufig mit einer Herkunft aus dem Allgäu, der Schweiz oder Frankreich assoziiert, ist Klaus Rücker besonders wichtig. „Auch wir Norddeutschen können Käse – und das seit vier Generationen“, weist er im Interview mit der RUNDSCHAU auf die lange Tradition seines unabhängigen Familienunternehmens hin. Mit im Wesentlichen zwei besonderen Alleinstellungsmerkmalen will sich das Unternehmen mit Sitz im ostfriesischen Aurich bei Handel und Verbrauchern profilieren: „Wir geben auf die von uns ausschließlich verwendete Küstenbauernmilch eine verbindliche Herkunftsgarantie“, verspricht Rücker. Die Milch stamme von Landwirten, deren Höfe maximal 80 Kilometer von Nord- oder Ostsee entfernt seien.

Reifung auf Fichtenholz

Zum anderen steht das Unternehmen für regionale Spezialitäten und eine traditionelle Herstellung. „Wir sind stolz darauf, Käse nach einer jahrhundertealten Methode auf natürlichem Wege zu reifen.“ Das erfordert Aufwand und Zeit. Am Beispiel des „Alt-Mecklenburger“ wird dies besonders deutlich: Der rahmige Tilsiter – laut Unternehmen „frei von jeglichen Zusätzen“ – reift in den Käsekellern am Unternehmensstandort Wismar (Ostseeküste) sechs bis acht Wochen auf unbehandelten finnischen Fichtenholzbrettern. Die Reifung auf diesem Holz soll ihn maßgeblich von herkömmlichen Käseprodukten unterscheiden, denn „die meisten Sorten werden direkt nach der Herstellung in Plastikfolie verpackt und reifen dort weiter“, informiert das Unternehmen.

In jedem Rücker-Produkt steckt viel Handarbeit: Die Mitarbeiter bürsten den Käse regelmäßig mit Salzwasser und bestreichen ihn bis zu dreimal wöchentlich mit Rotkulturen. „Diese Handarbeit vergleiche ich gerne mit Dry-Aged-Beef. In beiden Fällen entwickelt sich ein außergewöhnlich einzigartiger Geschmack“, sagt der gelernte Molkereifachmann.

Rücker kann auch vegan

Mit seinen Produkten will Rücker jetzt den Distributionsgrad der 2012 gegründeten Dachmarke erhöhen. Denn gerade in Süddeutschland gibt es im Handelsnetz noch zahlreiche weiße Flecken. „Wir haben uns inzwischen bis zum Ruhrgebiet und der Rhein-Main-Region vorgearbeitet und viele neue Händler für uns begeistern können. Diesen Ausbau setzen wir fort – und werden dabei auch mit neuen Innovationen Handel und Verbraucher überzeugen“, lautet sein Vorhaben für die kommenden Jahre. So wollen die Auricher in Kürze auf den unter Volldampf fahrenden „Vegan-Zug“ aufspringen. „Wir sehen das nicht als kurzzeitigen Trend, sondern als eine tiefe, gesellschaftliche Veränderung, auf die wir als Mittelständler eine Antwort haben müssen. Und die haben wir.“

Bekenntnis zur Käsetheke

Aktuell räumt die Molkerei pandemiebedingt dem SB-Bereich eine höhere Priorität ein. Doch das sei nur vorübergehend: „Ich bin mir sicher, dass wir nach Corona wieder ein deutliches Wachstum des bedienten Angebots sehen werden. Deshalb werden wir die Theke weiterhin besonders unterstützen“, verspricht Rücker den Händlern. Das wird die Abteilungsverantwortlichen in den Super- und Verbrauchermärkten sowie den SB-Warenhäusern freuen, denn gerade diese Angebotsform ist prädestiniert dafür, die besonderen Mehrwerte einzigartiger Käsespezialitäten den Verbrauchern zu kommunizieren.

Zur Person

Der gelernte Molkereifachmann führt gemeinsam mit seiner Frau seit 2010 die Molkerei Rücker – nunmehr in vierter Generation.

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