Im November 2021 veröffentlichte die DHBW Heilbronn bereits ein Whitepaper zum Attitude Behavior Gap bei Lebensmitteln, in dem die Gaps von 13 Kaufkriterien zur Nachhaltigkeit untersucht und Handlungsempfehlungen für den LEH ausgesprochen wurden. In Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hat sich die politische und wirtschaftliche Lage in Deutschland jedoch stark verändert. Die monatliche Inflationsrate ist von 5,2 Prozent im November 2021 auf 10,4 Prozent im Oktober 2022 gestiegen. Die Inflationsrate für Lebensmittel ist zudem überproportional gestiegen. Lag sie im November 2021 noch bei 4,5 Prozent, ist sie bis Oktober 2022 auf 20,3 Prozent angestiegen.
Nachhaltigkeit bleibt relevant
Ein zentrales Ergebnis der Studie kommt dabei zu der überraschenden Erkenntnis: Das Thema Nachhaltigkeit hat trotz der Folgen des Ukraine-Konfliktes (Inflation und Kaufzurückhaltung) kaum an Bedeutung bei den Konsumenten verloren. 42,9 Prozent (2021: 43,2) stimmen der Aussage zu/eher zu‚ dass Nachhaltigkeit Einfluss auf das Ernährungs- und Kaufverhalten habe. 50,8 Prozent (2021: 52,5 %) sagten zudem, dass sie bereit seien, für nachhaltigen Konsum auf Wohlstand zu verzichten. Und 41,6 Prozent (2021: 40,0 %) waren bereit, aufgrund des Angebots nachhaltiger Artikel die Einkaufsstätte zu wechseln.
Nachhaltigkeit bleibt also in der Bevölkerung fest verankert. Die Autoren Nele Berg, Prof. Dr. Carsten Kortum, Prof. Dr. Stephan Rüschen und Julia Schumacher sehen aber in ihren Daten in Wirklichkeit noch viele Nachhaltigkeits-Skeptiker (2022: 31,0 % vs. 2021: 31,0 %) und Nachhaltigkeits-Verweigerer (2021: 39,4 % vs. 2022 40,1 %). Daher geben die Autoren zehn Handlungsempfehlungen zur weiteren Intensivierung von Nachhaltigkeit bei den Konsumenten und zeigen Beispiele auf, wie diese zum Teil bereits umgesetzt werden.