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Online-Foodhandel: Kosten senken, Margen sichern

Nach einer neuen Studie werden bis zu 45 Prozent des derzeitigen Umsatzzuwachses bei online gekauften Lebensmitteln nach Corona bleiben. Gegen sinkende Margen helfen demnach Multikanal-Modelle.

Von Martina Kausch | Fotos: Unternehmen

Die Corona-Pandemie verändert das Konsumentenverhalten in der Lebensmittelindustrie drastisch. Nach Angaben des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH) bescherte das zweite Quartal 2020 dem Lebensmittel-Onlinehandel in Deutschland einen Umsatzrekord von 772 Millionen Euro (im Vergleich zu 407 Millionen Euro im zweiten Quartal 2019) und damit ein Wachstum um 89,4 Prozent. Der Verkauf von Drogerie-Produkten im Internet legte um 44,6 Prozent auf 715 Millionen Euro zu, Tierbedarf steigerte das Wachstum mit 15,7 Prozent im Vergleich dazu fast moderat und erreichte 402 Millionen Euro.

Die damit verbundene Beschleunigung der digitalen Transformation führt jedoch auch zu steigenden Kosten: "Für viele Lebensmittelhändler ist das digitale Modell im Vergleich zum stationären Handel noch mit Verlusten verbunden. Ohne Gegenstrategien droht daher eine Erosion der Gewinnmargen", heißt es dazu in der Studie „How to Ramp Up Online Grocery - without Breaking the Bank“ des Beratungsunternehmens Bain & Company. 

Wie viele Online-Kunden bleiben ?

Für die Studie wurden unter anderem 7.500 Internetkunden in Westeuropa befragt. Das Ergebnis: Der dauerhafte Erfolg des neuen Verkaufskanals hängt zum einen von den Erfahrungen der Endkunden ab: Wie zuverlässig liefert der Händler, wie frisch sind die bestellten Lebensmittel? Zum anderen spielt aber auch das Zurückfahren des Lockdowns eine Rolle: Wie schnell und nachhaltig lockert die Politik Schutzmaßnahmen, die derzeit noch viele Käufer vom Shopping im stationären Lebensmittelhandel abhalten? Laut der Bain-Untersuchung sind drei Szenarien denkbar: eine weitere Pandemiewelle, ein kontinuierliches Aufheben der Restriktionen und eine rasche Rückkehr zum traditionellen Lebensmitteleinkauf. Tritt der erste Fall ein, so sollte mit einem besonders starken Schub für den Online-Lebensmittelhandel gerechnet werden.

Jedoch wächst nach Bain-Analysen auch in den moderateren Szenarien der digitale Kanal schneller als vor der Corona-Pandemie prognostiziert. Bis zu 45 Prozent der aktuellen Umsatzsteigerung im Online-Lebensmittelhandel dürfte auch bei gelockerten Corona-Schutzmaßnahmen erhalten bleiben, bis 2025 verdoppelt sich in vielen Märkten das Onlinegeschäft mit Lebensmitteln.

Neue Strategien

Wie können die Margen angesichts dieser Entwicklung erhalten bleiben? "Digitalisierungsgewinner optimieren ihr Multikanalmodell, erschließen profitable Umsatzquellen und entwickeln neue Preisstrategien", heißt es in der Kurzfassung der Studie. Wer sein bisheriges Geschäftsmodell unverändert ins Internet übertrage, gefährde jedoch nicht nur die aktuelle Gewinnspanne von rund 2 bis 4 Prozent, sondern könne sogar eine negative operative Marge von bis zu minus 15 Prozent erwirtschaften. Auch beim sogenannten „Darkstore“-Modell, in dem die Kommissionierung über ein nicht für Kunden zugängliches Lager erfolgt, liege dieser Wert noch bei minus 11 Prozent.

Gewinnerstrategien für den Onlinemarkt der Zukunft Lebensmittelhandel sollten sich daher nach Bain-Empfehlung auf drei Handlungsfelder konzentrieren:

1. Multikanalmodell optimieren: Branchenvorreiter kombinieren clever Online- und Offlinehandel. Sie setzen verstärkt auf das Darkstore-Modell und geben der automatisierten Produktauswahl sowie -verpackung den Vorzug vor manuellen Tätigkeiten. Zudem errichten sie rasch neue, dezentrale Lieferstationen.

2. Profitable Umsatzquellen erschließen: Lebensmittelhändler und Lieferanten erarbeiten neue Geschäftsstrategien, die beiden langfristig entscheidende Vorteile bringen. Dazu zählen gemeinsam finanzierte Markenaktionen, kostenlose Probeartikel für Kunden, die regelmäßig online einkaufen, sowie ein intensiver Informationsaustausch über deren Konsumgewohnheiten.

3. Subventionierte Verkäufe reduzieren: Der Handel beteiligt die Kunden an den Onlinekosten. Durch eine faire, nachvollziehbare Preiskalkulation lassen sich die operativen Margen je nach Ausgangsposition um bis zu 20 Prozent steigern. Möglich wird dies beispielsweise durch ein kostenloses Mindesteinkaufsvolumen, Rabatte für gewinnstarke Eigenmarken oder höhere Preise für Eillieferungen.

Die Studie ist <link https: www.bain.com de insights how-to-ramp-up-online-grocery-without-breaking-the-bank>hier komplett zu lesen.

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