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Peter Riegelein: Nachhaltigkeit ist "Gebot der Stunde"

Sozial, ökonomisch und ökologisch, die Herausforderungen im Kakaoanbau sind enorm. Peter Riegelein hat als Firmenchef im Segment Schokoladen-Saisonartikel eine Vorreiterrolle übernommen und auf Fairtrade-Zertifizierung gesetzt. Jeder muss seiner Überzeugung nach seinen Beitrag leisten, heute mehr denn je.

Peter Riegelein. Foto: Dieter Schäfer
Von Sibylle Menzel | Fotos: Dieter Schäfer

Das Haus Riegelein war das erste in der Confiserie-Branche mit fair gehandelten Saisonartikeln, 2017 das erste, dessen gesamtes Sortiment das Fairtrade-Rohstoff-Siegel trägt. Woher rührt die Motivation?
Als ich anfing, mich selbst um den Kakaoeinkauf zu kümmern, habe ich in Peru erlebt, wie enorm der Aufwand bei Kakaoanbau und -ernte ist. Das war sehr berührend, und das Thema fairer Handel hat mich seither mit Leidenschaft erfüllt. Ein mittelständisches Unternehmen unserer Größenordnung kann allerdings kaum Eigenverantwortung in den Plantagen leisten. Wir brauchen also ein bekanntes Siegel, um unser Engagement deutlich zu machen.


"Mit fair gehandelten Schokoladenartikeln wollen wir nicht länger Teil eines Problems sein, sondern Teil der Lösung."

Peter Riegelein, Geschäftsführer


Sie haben Zeichen gesetzt. Auf welche Resonanz sind Sie gestoßen? 
Umsatz und Absatz sind zunächst einmal um 35 Prozent eingebrochen, nachdem wir Confiserie-Schokoladenfiguren auf Fairtrade umgestellt hatten. Sie waren zu teuer. Bis wir mit Fairtrade darüber verhandelt haben, statt Rohrzucker auch günstigeren Rübenzucker einsetzen zu können, was nun über unterschiedliche Fairtrade-Siegel abgebildet wird. Als wir schließlich mit dem Fairtrade- Publikums-Award ausgezeichnet wurden, war das eine große Ehre – wir haben Verbraucher überzeugt, dass wir nicht länger Teil eines Problems, sondern Teil der Lösung sind. 

Aktuell spielt der Preis wieder eine große Rolle. Bekommen Sie das zu spüren? 
Die Nachfrage nach dem Private-Label-Segment der Riegelein-Rübezahl-Gruppe ist spürbar gestiegen. Das Markengeschäft gerät zum Teil unter Druck. Bei der Preisgestaltung müssen wir viele Faktoren berücksichtigen – Weihnachten 2023 schlagen deshalb nicht nur hohe Rohstoffkosten zu Buche. Auch im Preiseinstiegssegment dürften Teuerungen unvermeidlich sein.

Auch der Klimawandel erschwert die Situation in den Anbauländern zunehmend. Beschäftigt Sie das?
Natürlich, und auch hierzulande werden Rohstoffe knapper. Aber um zu verhindern, dass die Flächen in den Anbaugebieten für Kakao noch weiter zurückgehen, müssen wir zunächst gewährleisten, dass die Menschen dort dauerhaft angemessen entlohnt werden. Um den Ertrag zu sichern und zu erhöhen, muss die Produktivität, die Effizienz der Flächen zum Beispiel durch biodiversen Anbau verbessert werden.

Heute ist nachhaltiges Wirtschaften für jedes Unternehmen ein Gebot der Stunde, jeder muss seinen Beitrag dazu leisten und sich mit Vehemenz dafür einsetzen. Das betrifft viele Themen, dazu gehört beispielweise auch ein klares Nein zu ausbeuterischer Kinderarbeit. Und wir sollten begreifen, dass ein achtsam, qualitativ und fair produziertes Lebensmittel uns allen auch entsprechend mehr wert sein muss.
 

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