Frau Rost, gestatten Sie zum Einstieg zwei Fragen: Sie sind bekennende Nichtraucherin. Was reizt eine Nichtraucherin an der Top-Position „Vorsitzende der Geschäftsführung Phillip Morris Deutschland“? Und natürlich auch: Was prädestiniert Sie für diese Aufgabe?
Die Aufgabe hat mich, als ich davon erfuhr, hellhörig gemacht: Ein Unternehmen, Marktführer in seinem Segment, beschließt – aus einer Position der Stärke heraus wohlgemerkt –, sich komplett neu zu erfinden, die traditionellen Produkte, mit denen es über Jahrzehnte megaerfolgreich war, hinter sich zu lassen, um einen im wahrsten Sinne gegenteiligen Weg einzuschlagen. Diese Perspektive und die Herausforderung, als Geschäftsführerin des Unternehmens diese wesentliche Veränderung mitzugestalten, fand ich sehr faszinierend. Da fiel mir die Entscheidung wirklich leicht.
Seitens PMI war es eine bewusste Entscheidung, jemand von außerhalb zu holen. Die Transformation, die Philip Morris massiv um- und vorantreibt, erfordert Fähigkeiten und Erfahrungen, die im Unternehmen nicht unbedingt vorhanden waren. Ein Beispiel dafür ist der Bereich E-Commerce, der früher nicht existierte, als PMI „nur“ Zigaretten verkaufte. Jetzt bietet das Unternehmen neue Produktkategorien und ist stärker auf den Konsumenten fokussiert. Die Frage war daher nicht „Raucher oder Nichtraucher“. Die Frage war: „Welche Erfahrungen habe ich beispielweise in den Bereichen Marketing und Vertrieb in der Vergangenheit gesammelt, um diese im Unternehmen einzubringen?“ Neue Mitarbeiter bringen frische Perspektiven und neue Ansätze in das Unternehmen. Das unterstützt die kulturelle Veränderung und hilft ein Stück weit, Betriebsblindheit zu vermeiden.
Vor etwas mehr als acht Jahren hat Philip Morris, weltgrößter Zigarettenhersteller, in München seinen ersten IQOS-Store eröffnet. Ein Geschäft, in dem man wohlgemerkt keine Zigaretten kaufen konnte. Was war der Auslöser?
Im Jahr 2016 hat der damalige CEO André Calantzopoulos von Philip Morris verkündet: „One day I hope we won’t sell cigarettes.“ Er hat damit die Parole für die rauchfreie Zukunft von PMI ausgegeben. Das Schädlichste an einer klassischen Zigarette sind nicht der Tabak oder das Nikotin, sondern der Verbrennungsprozess und die Schadstoffe, die dabei entstehen. Die Überlegung war also, wie man dieVerbrennung eliminieren kann, indem man den Tabak nur erhitzt, dabei zugleich aber das Nikotin erhalten bleibt, genauso wie die geschmackliche und sensorische Erfahrung, die eine Zigarette bietet. Wir haben dann festgestellt, dass die Schadstoffe, die bei der Verbrennung entstehen, durch diese neue Technologie um bis zu 95 Prozent verringert werden können. Und als wir wussten, dass das technisch geht, war diese Vision einer rauchfreien Zukunft geboren. Unsere Botschaft ist seitdem: Fangt gar nicht erst an zu rauchen. Wenn ihr raucht, dann hört auf. Und wenn ihr nicht aufhört, dann wechselt zumindest zu einer schadstoffarmen Alternative.
Die Entscheidung, das Kerngeschäft abzuschaffen, ist eine tiefgreifende Veränderung/Transformation. Wie hat der Markt reagiert?
Wir wurden damals sicherlich belächelt. Dass diese Vision sehr „forward thinking“ war, belegen die Zahlen: Vor etwa zehn Jahren wurde IQOS in Japan als erstem Land der Welt eingeführt. Damals gab es in Japan 20 Prozent Raucher. Heute sind es nur noch zehn Prozent. Man muss die Kurve nur weiterdenken. Der Erfolg konnte sich dadurch manifestieren, dass die Regulierungsbehörden und die Regierung diese Idee verstanden haben. Und dass es besser ist, diesen Weg nicht über Verbote zu gehen, sondern die Vorteile in den Mittelpunkt zu rücken, nicht nur für den Konsumenten, sondern auch für das Umfeld: Man riecht nicht mehr nach der Zigarette. In Japan hat vieles auch mit Rücksichtnahme und Respekt anderen gegenüber zu tun.
Lesen Sie den Artikel in voller Länge in unserem E-Paper.