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RUNDSCHAU Round Table AfG: Profiteure der Pandemie

In der Corona-Zeit hat sich der Markt für alkoholfreie Getränke weiter ausdifferenziert. Unsere Expertenrunde diskutiert über den künftigen Zu-Hause-Konsum, Fragen zur Haltung von Unternehmen sowie den Stellenwert von Nachhaltigkeit.

Von Mirko Jeschke | Fotos: RUNDSCHAU

THESE 1: AT-HOME-KONSUM

Die Konsumenten werden auch nach der Pandemie mehr Drinks als früher zu Hause zubereiten/genießen.

Marc Steinebach (SodaStream): Das würde ich unterstreichen, denn es handelt sich dabei nicht um einen kurzfristigen Hype. Lokale und nachhaltige Produkte sind im Trend. Unser Unternehmen steht für Nachhaltigkeit. Gerade wenn wir von Lokalität sprechen – Leitungswasser ist das lokalste Produkt, das man konsumieren kann. Wir bedienen mit Nachhaltigkeit und Convenience zwei Megatrends, die sich auch nach der Pandemie weiter fortsetzen werden. Daher bin ich davon überzeugt, dass immer mehr Konsumenten sich ihre eigenen Getränke zu Hause selbst sprudeln werden.

Isabel Teves (PepsiCo): Sicherlich werden sich die Konsummomente künftig verlagern. Gerade durch die verstärkte Nutzung von Homeoffice wird mehr Konsum zu Hause stattfinden. Auf der anderen Seite hatte das Thema Nachhaltigkeit schon vor Corona Relevanz. In der Pandemie hat man aber gesehen, dass die Konsumenten am Ende des Tages zur Marke gegriffen haben und nicht auf Qualität beziehungsweise Premiumprodukte verzichten wollten.

Nadine Küster (Danone Waters): Natürlich spielt Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle im Kaufmoment, und wir glauben, dass sich diese Relevanz in der Pandemie noch intensiviert hat. Auf der einen Seite sind sich Verbraucher bewusster darüber, dass ihr Konsum einen Einfluss auf unseren Planeten hat, auf der anderen Seite zeigen sie ein hohes Maß an Eigeninitiative. Nicht zuletzt deswegen haben unsere Bio-Tees in der Pandemie gewinnen können.

Mirco Wolf Wiegert (Fritz-Kulturgüter): Sobald die Menschen wieder geselliger werden können, aus dem Homeoffice heraus kommen und auch mehr Leute treffen dürfen, entstehen sofort wieder diese Genussmomente, die dann wieder in den Vordergrund rücken – Stichwort Selbstbelohnung. Nichtsdestotrotz werden die Sprudler auf jeden Fall einen Teil vom Geschäft behalten. Aber den Genussmoment bekomme ich nicht mit einem Sprudler aufgefangen, vielmehr den Alltagskonsum.

Stefan Müller (Hassia): Stichwort Genussmomente, sich selbst belohnen: Ich denke, das Zeitalter des Hedonismus steht noch bevor, was aber sicher nicht zulasten des Megatrends Gesundheit gehen wird. In dem Zusammenhang werden die Leute grundsätzlich mehr trinken und dies auch verstärkt zu Hause tun. Damit haben die Sprudler definitiv einen Markt, der sich zunächst weiter positiv entwickelt. Der Markt wird sich also weiter ausdifferenzieren und kleinteiliger werden. Ich glaube aber auch, dass sich das Thema Leitungswasser zukünftig relativieren wird, weil die Menschen irgendwann realisieren, dass Leitungswasser weit weg ist von einem Naturprodukt und mit bis zu 90 Hilfsstoffen und Chemikalien aufbereitet wird.

Marcus Macioszek (Gerolsteiner): Die Menschen suchen nach Orientierung und letztendlich nach Vertrauensankern. Da können Marken eine große Rolle spielen, insbesondere wenn sie ein hohes Vertrauenspotenzial haben. Ich glaube, dass diejenigen Marken, denen es gelingt, sich in dieser Transformationsphase neu aufzustellen und nahe am Konsumenten zu sein, am Ende erfolgreich aus dieser Phase hervorgehen. Was vor uns liegt, wird bestimmt nicht einfacher werden als das, was hinter uns liegt.

Guido Grebe (Gehring-Bunte): Nach der ganzen Pandemie- und Lockdown-Phase wird nichts mehr so werden wie früher. Das Thema Homeoffice ist nicht mehr wegzudenken, die Menschen werden viel mehr Zeit zu Hause verbringen, sie werden dadurch anders konsumieren. Ich glaube nicht, dass wir zukünftig die gleiche Zeit in der Gastronomie verbringen werden wie früher. Und der Trend zu höherwertigen Produkten wird sich noch verstärken, denn die Konsumenten wollen sich zwischendurch belohnen, Handelsmarken werden leiden. Sprudlersysteme beziehungsweise das Selbermixen ist ein Trend, der sich auch sicherlich noch verstärken wird. Das liegt aber aus meiner Sicht nicht an den großen Werbekampagnen, sondern daran, dass Teile der Mineralwasserbranche in den letzten Jahren oder Jahrzehnten viel zu wenig über das tolle Produkt Mineralwasser gesprochen hat. Sonst hätte man heute vielleicht eine ganz andere Position im Markt.

Sebastian Koeppel (Beckers Bester): Zum Thema Orientierung durch Marken: Ich habe hierzu eine etwas differenzierte Meinung. Wie sich jetzt gerade der Absatz entwickelt ist von Monat zu Monat so unterschiedlich, zumindest bei uns, dass ich überhaupt kein klares Bild erkennen kann.

Steinebach: Sodastream ist dafür bekannt, mit seinen Wassersprudlern und Getränkesirups Leitungswasser in frisch sprudelnde Getränke zu verwandeln. Mit der Einführung der PepsiCo-Sirups in 2020 haben wir die Vorteile des Selbstsprudelns auf den Massenmarkt der Softdrinks übertragen und damit der ganzen Kategorie einen Schub gegeben. Verbraucher haben ab sofort die Möglichkeit, ihre Lieblingsgetränke selbst zu sprudeln. Und das ist erst der Anfang dieser Entwicklung.

Wiegert: Wenn man sich das überharte Wasser aufsprudelt, einen Sirup hinzugibt und dann mit einem Löffel umrührt, hat das nichts mit Genuss und Belohnung zu tun. Um damit den Tageskonsum zu decken, ist das super praktisch und convenient. Aber Genuss und Belohnung leben davon, dass man sich eine eiskalte Portion aufreißt, die auch Geld gekostet hat, wirklich schmeckt und perfekt ausgemischt ist.

Steinebach: Mit exakten Dosierungsanwendungen hat man ein Markenprodukt, das geschmacklich identisch zum Original ist und dabei immer frisch aufgesprudelt werden kann.

 

THESE 2: MARKEN-VORTEIL

Die Marke ist – im Gegensatz zur Handelsmarke – der klare Profiteur des gestiegenen Zu-Hause-Konsums.

Küster: Wir sehen, dass sich insbesondere Verbraucher der jüngeren Generation Unternehmen zuwenden, die nicht nur eine hohe Produktqualität haben und soziale sowie ökologische Standards erfüllen, sondern Haltung einnehmen. Dabei geht es vor allem um Themen wie Inclusive Diversity oder Umweltschutz.

Koeppel: In einer Krise gibt eine Marke vielleicht kurzfristig eine Orientierung. Allerdings haben viele Kunden im Lockdown…

 

Den vollständigen Round Table AfG lesen Sie in unserem E-Paper.

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