Zwei dunkle Jahre für die Gastwirtschaft liegen hinter uns, was viele umtriebige Gastronomen dazu bewegt hat, neue Vertriebswege einzuschlagen. Einige Lebensmittelhändler haben diese Kooperationschance erkannt und bieten gastronomische Produkte in ihren Märkten an. Der Fellbacher Markt Rewe Aupperle stieg etwa im April 2021 in die Nische ein und bot seinen Kunden ein exklusives Drei-Gänge-Menü in der Gourmetbox für zu Hause an.
Jeder Gang wurde von einem Fellbacher Sternekoch kreiert und von einem darauf abgestimmten Wein begleitet. Die vorbestellten Boxen konnten die Kunden innerhalb eines festen Zeitfensters im Markt abholen. Mit 125 Euro hatte die Gourmetbox für zwei Personen ihren Preis. Einen großen Vertrauensvorschuss erhielt Rewe Aupperle sicherlich durch die Namen der Sterneköche und ihrer Restaurants: Armin Karrer („Zum Hirschen“), Michael Oettinger („Oettingers“) und Philipp Kovacs („Goldberg“) sind in Fellbach keine Unbekannten. Überzeugen konnten sie die Käufer der Gourmetbox offenbar auf ganzer Linie, denn das Feedback sei überwältigend gewesen, heißt es von Rewe Aupperle.
Sinnvolles Add-on
Ein besonderes Angebot haben auch der Düsseldorfer Supermarkt Zurheides Feine Kost und das Sternerestaurant „Setzkasten“ ihren Kunden gemacht. Hier mussten sich nicht erst zwei Partner finden, denn das Restaurant ist Teil des Unternehmens Zurheides Feine Kost und sogar direkt über den Markt erreichbar. Die Gourmetboxen mit wechselnden Kleinigkeiten für zwei Personen gab es für 99 Euro zu kaufen. Die Kunden haben ihre Boxen für denselben Tag bestellt und im Restaurant abgeholt. Vor allem das Restaurant konnte so während des Lockdowns weiterhin Umsätze generieren, aber auch der Supermarkt hat von der Aktion profitiert: „Man hat dadurch einen weiteren Vorteil geschaffen für diejenigen, die normalerweise gerne im ‚Setzkasten‘ essen gehen und das mit dem Einkauf im Zurheide verbinden. Dadurch konnten wir unsere Stammkunden halten und auch neue Zielgruppen gewinnen, die dadurch auf uns aufmerksam geworden sind“, weiß Geschäftsführer Rüdiger Zurheide.
Weiterführen wird das „Setzkasten“-Team um Küchenchef Anton Pahl die Aktion in dieser Form trotzdem nicht. „Von der Kapazität und von der Größe her ist das während des laufenden Restaurantbetriebs leider nicht möglich. Das war ein Corona-Angebot“, erklärt Pahl. Trotzdem werden noch weitere Aktionen folgen, denn mit seinem Team passe sich Pahl immer der Zeit an und entwickle entsprechende Angebote, versichert er.
Mit dem Lockdown endet also auch die Zeit der Gourmetboxen in dieser Form. Doch das Kapitel „Gastronomische Produkte im Handel“ ist damit lange nicht beendet. Aktuelle Kooperationen zeigen, was noch möglich ist. Etwa zwischen Rewe Nord und den Gastronomen Koral und Onur Elci von der „Kitchen Guerilla“ in Hamburg. Mit dem „Better Lunch Project“ brachte Rewe im September die neue Marke der Kitchen Guerilleros in den Handel. Erhältlich sind in ausgewählten Märkten im Raum Hamburg verschiedene Fertiggerichte im Glas.
Überzeugt hat Rewe das Konzept mit seinen kreativen Rezepturen und hochwertigen Zutaten, die überwiegend aus der Region stammen. „Das entspricht auch den Rewe-Ansprüchen an Regionalität und Nachhaltigkeit“, findet Torsten Schmidt, bei Rewe Nord verantwortlich für die Themen Regionalität und Lokalität. Das sei auch ein Grund, warum die Kunden bereit seien, die verhältnismäßig hohen Preise für die Premium-Convenience zu bezahlen: „Das Bewusstsein der Verbraucher hat sich während der vergangenen Monate stark gewandelt. Die Nachfrage nach regionalen Produkten, die aus einer nachhaltigen Herstellung stammen, steigt stetig“, erklärt Schmidt. Passend dazu sind die Produkte von „Better Lunch Project“ häufig im Verbund mit anderen regionalen Artikeln platziert.