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Selbständige Händler: Markant Markt auf Borkum

30 Kilometer vom Festland entfernt liegt die größte Ostfriesische Insel Borkum. Auf der beliebten Urlauberinsel betreibt Detlef Perner seinen Markant Markt und hat hierfür sein ganz eigenes Erfolgsrezept gefunden.

Foto: Borkumfoto/ Reinhold Grigoleit
Von Alexander Thürer | Fotos: Borkumfoto/ Reinhold Grigoleit

Zur Sommerzeit pulsierender Hotspot, im Winter verschlafenes Eiland – das klassische Schicksal vieler Urlaubsdestinationen betrifft auch eine der beliebtesten deutschen Nordseeinseln: Borkum. Wie gelingt es, dort als selbstständiger Einzelhändler sein Business zu betreiben – und das vor allem erfolgreich? Detlef Perner ist Inhaber des dortigen Markant Marktes und stellt sich jeden Tag der Aufgabe, auf einer 5.000-Seelen-Insel einen 700 m² großen Vollsortimenter zu betreiben – saisonal bestimmt, mit besonderen Herausforderungen in Sachen Lieferkette und Sortimentsgestaltung und nicht zuletzt bei der Kundenbindung.

Bevor man anfange über Details zu sprechen, müsse man sich vor allem eines bewusst machen, erklärt Perner. „Wir haben hier von vornherein rund 180.000 Euro zusätzliche Frachtkosten pro Jahr. Das kann ich nicht komplett abfedern“, erklärt Perner, der mit Lidl und Rossmann aber gleich zwei Konkurrenten auf der Insel hat, die die national beworbenen Preise auch auf Borkum halten. „Das bedeutet, du musst dem Kunden erst mal erklären, warum wir teurer sind. Das ist bei Urlaubern einfacher als bei Insulanern, bei denen es dann etwas mehr Kreativität braucht, damit sie zu dir kommen.“
 

Touri-Business und Chia-Samen

Perners Geschäft ist ein Spagat zwischen wenigen, aber konstant präsenten Einheimischen und gut 280.000 Touristen pro Jahr, die jedoch nur in der Sommersaison die Insel bevölkern. Auf beides hat er sich eingestellt, etwa mit einem Lieferdienst direkt in die Ferienunterkunft, der oft schon Wochen im Voraus gebucht wird. „Das ist ein schöner Umsatz, denn die Wege sind hier natürlich sehr kurz“, erzählt Detlef Perner.

Die Herausforderung einer Insel sei es eben, in sechs Monaten genug Geld zu verdienen, um den Rest des Jahres, in dem man eher wenig verdiene, zu überbrücken und am Ende noch etwas übrig zu haben. Das gelingt auch über eine besondere Sortimentsgestaltung, denn Perners Markt differenziert sich vor allem durch Produkte, die es sonst auf der Insel nicht gibt.

Hinzu kommt ein üppiges Bio-Sortiment. „Wir sind im Prinzip ein Bio-Laden in einem normalen Supermarkt. Das konnten wir deshalb machen, da es keinen alleinstehenden Bio-Markt auf Borkum gab. Und diese Nische haben wir für uns erschlossen“, so Perner, der aber auch weiß, dass er mit Bio allein den normalen Borkumer nicht erreicht. Dafür brauche es viel Regionalität, teilweise von Lieferanten direkt auf der Insel, und mal das ein oder andere Start-up-Produkt im Regal.

Aus Borkum, für Borkum

Eine Herausforderung ist auch das Thema Personal. Aus wirtschaftlicher Sicht müsste Perner die Hälfte seiner Angestellten im Winter nach Hause schicken. „Wenn ich das aber tun würde, würden die nicht wiederkommen.“ Daher beschäftigt Perner rund ums Jahr gut 20 Vollzeitkräfte. Das macht ihn zu einem geschätzten Arbeitgeber, der sich auch in das Gemeindeleben aktiv einbringt. Da versammeln sich dann zur „Borkum Wette“ für den guten Zweck schon mal 100 singende Seemänner im Markt. Oder er lockt den Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf zur Lesung vor 750 Leuten nach Borkum – und verkauft nebenbei massenhaft dessen Bücher.


INFO

Perner´s Supermarkt, Borkum

  • Auf gut 700 Quadratmetern bietet der Markt alles, was Borkumer und Touristen verlangen.
  • Besonders herausragend ist das Bio-Sortiment mit über 1.800 Positionen, davon 80 Bio-Produkte im Bereich Obst & Gemüse.
  • Zum Markt gehört auch Borkums größter Pflanzenmarkt und ein in Eigenregie betriebener Backshop.
  • Ein wichtiges Standbein ist auch der aufgrund der kurzen Distanzen lukrative Lieferdienst.
  • Detlef Perner organisiert zudem erfolgreich Lesungen mit Bestsellerautoren, Insel-Wetten und Events.

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