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Selbstständige Händler: Edeka Ecks in Hamburg

"Umbruch für Menschen zu ermöglichen, ist der schönste Job“, fasst Gabriele Ecks ihre Motivation zusammen. In ihrem Edeka-Markt mit Inklusionskonzept für Menschen mit Handicap ist diese Idee Realität.

Gabriele Ecks.
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Von Martina Kausch | Fotos: Jörg Brockstedt

Authentisch – das vielbenutzte Modewort ist tatsächlich passend, wenn man Gabriele Ecks in ihrem Markt in Hamburg erlebt. Es ist auch richtig, wenn man sich mit ihr über ihre Geschichte unterhält und erst recht, wenn man beobachtet, wie sie mit Mitarbeitern und Kunden spricht. Viele ihrer Kunden sind besonders, denn Ecks‘ Markt liegt am Hauptplatz der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, früher Alsterdorfer Anstalten, einer der ältesten Betreuungseinrichtungen für Menschen mit Handicap in Deutschland.

Von Hamburg nach Berlin

Muss sie als Kauffrau an diesem Ort eine besondere soziale Ader haben? Gabriele Ecks winkt ab. Einen sozialen Beruf zu ergreifen, kam ihr nach dem Abitur nicht in den Sinn, sie startete ein BWL-Studium. Allerdings war ihr das doch zu theoretisch. „Dass ich jetzt Kauffrau bin, habe ich einer Studienberaterin zu verdanken. Sie schickte mich nach Berlin zur Ausbildung zu einem Edeka-Kaufmann.“

„Irrsinniger Spaß“

Vielleicht hatte Gabriele Ecks der Studienberaterin ja auch erzählt, dass ihr Großvater seit 1932 Edeka-Kaufmann war und sie als Kind mit einem Drahtkorb am liebsten Einkaufen gespielt hat? Egal. Gabriele Ecks hatte ihren Beruf gefunden und erlebte, was sie bis heute antreibt. Nach der Wende war sie dabei, als Kaiser’s Kaffee Geschäft in Berlin und Ostdeutschland staatliche DDR-HO-Läden übernahm und umrüstete, „das war ein irrsinniger Spaß“. Ecks zog ihr persönliches Fazit: „Man muss sich ändern, wenn sich die Zeiten ändern“ und erkannte für sich selbst: „Umbruch für Menschen zu ermöglichen, das ist der schönste Job“. Als am Alsterdorfer Markt in Hamburg ein Edeka entstehen sollte, war bald klar: Das wird ein Ecks-Markt.

Einkaufsübungen helfen

Den besonderen Ort nahm sie als Aufgabe, die Herausforderungen waren eher verwalterischer Natur. Dass betreute Menschen aus den umliegenden Einrichtungen das selbstständige Shoppen durch Einkaufsübungen lernen mussten, dass ein Inklusionskonzept für den Markt nicht nur Regalhöhe, breite Gänge und Sitzmöglichkeiten vorschreibt – für Gabriele Ecks sind dies Realitäten, denen sie sich gerne stellt und die Möglichkeiten zum Dazulernen bringen. Ihr Markt funktioniert unter anderem für Blinde, für Gehörlose, für Menschen mit dem Morbus-Bechterew-Bambusrücken, für Autisten und für Rollstuhlfahrer sowieso.

Erweitertes Schmuckstück

Außerdem ist der Markt ein Schmuckstück. 2018 hat Gabriele Ecks ihn von 1.000 auf 2.000 Quadratmeter vergrößert, das Bio-Sortiment entscheidend erweitert und mit dem Einbau eines gelungenen Zentralbereichs für Wein, Spirituosen und Schokolade einen Hingucker installiert. Spätestens seit der Wiedereröffnung ist das möglich, was Gabriele Ecks „Sightseeing im Laden“ nennt: Es gibt viel zu entdecken und immer wieder Neues, denn: „Ich höre viel auf meine Kunden.“ Mittlerweile hören auch viele in der Edeka auf sie, denn sie ist – als einzige Frau – Mitglied im Aufsichtsrat der Edeka Nord.

Das Inklusionskonzept fordert breite Gänge.
Viel Raum macht das Einkaufen bequem.
Gabriele Ecks' besondere Freude: Die Spiegelwand in der Obst- und Gemüseabteilung.
Holz gibt sogar der Mopro-Abteilung eine wärmere Atmosphäre.
Das Bio-Sortiment ist seit dem Umbau deutlich umfangreicher geworden.
Dekorativ und schön: Ein Birkenwald über dem Gewürzregal.
Die Frischetheke im Markt von Gabriele Ecks.
Hamburger Lokalkolorit macht den Weg zum Lager schön.
In Pandemiezeiten sorgen Zweitplatzierungs-Schütten für Abstand.
Eine Kundin mit Krücken und eine Begleitung mit Einkaufswagen - bei Edeka Ecks im Hamburger Alsterdorf kein Problem.

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