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Corporate Culture: Wie aus Begeisterung Qualität wird

Mahsa Amoudadashi war Deutschlands erste Herzlichkeitsbeauftragte und schaffte es im renommierten Tagungshotel Schindlerhof in Nürnberg, die Gäste ganz besonders zu begeistern. Ihr Erfolgsgeheimnis? Eine Unternehmenskultur, die Mitarbeiter wertschätzt und motiviert!

Mahsa Amoudadashi, eine der Top-Speakerinnen der MLF-Tagung, weiß, wie man Menschen zu begeisterten Mitarbeitern macht. Foto: communico.de
Von Alexander Thürer | Fotos: communico.de

Erfolg hat, wer seine Kunden begeistert. Diese Floskel ist hinlänglich bekannt. Doch was einfach klingt, ist eine Mammutaufgabe, die nur mit engagierten, glücklichen Mitarbeitern zu bewältigen ist. Diese Erkenntnis – und vor allem der Erfolg, ihre Mitarbeiter glücklich zu machen – hat der gelernten Hotelfachfrau Mahsa Amoudadashi einst den Posten der „Herzlichkeitsbeauftragten“ im renommierten Schindlerhof von Klaus Kobjoll in Nürnberg eingebracht.

Herzlichkeit ist nicht erlernbar

Ihr Job? Die Mitarbeiter des Schindlerhofs noch herzlicher zu machen und sie dazu zu bringen, mit strahlenden Augen vor den Gästen zu stehen. Sie sei aber schon damals der Meinung gewesen, dass man Menschen nicht beibringen könne, herzlich zu sein. „Ich bin der Überzeugung, dass Herzlichkeit viel mit dem eigenen Wesen zu tun hat und auch eine innere Einstellung ist. Herzlichkeit hat zudem viele verschiedene Facetten“, erklärt Mahsa Amoudadashi in ihren Vorträgen.

Es gebe Menschen, die auf eine sehr introvertierte Art herzlich seien, und andere, die dies auf eher rustikalere Art schafften. Wichtig sei, dass Herzlichkeit authentisch sei. „Aufgesetzte Freundlichkeit erkennt der Kunde sofort. Man merkt, ob jemandem antrainiert wurde, was er sagen soll und wie er es sagen soll“, so Amoudadashi, die sich daher sicher ist, dass man Herzlichkeit nicht schulen kann. „Was man aber tun kann, ist Menschen zu begeistern. Und das ist ungeheuer wichtig, denn wenn wir uns für etwas begeistern, für etwas brennen, dann spüren das unsere Mitmenschen.“

Diese Aufgabe, nämlich Menschen für ihren Job zu begeistern, erfüllte sie im Schindlerhof mit so viel Erfolg, dass sie nach einem anschließenden Studium der Wirtschaftspsychologie heute ihr Wissen in Vorträgen und Seminaren weitergibt, mit denen sie vor allem Führungskräfte wachrütteln will. 
 


"Warum wir uns ausgerechnet für ein bestimmtes Unternehmen entscheiden, bestimmen oftmals unsere Emotionen, und diese entstehen durch die Interaktion mit Menschen.“

Mahsa Amoudadashi


 

Begeisterung ist ansteckend

Die Botschaft, die sie dabei vermitteln möchte, ist klar: „Es sind die Menschen in einem Unternehmen, die es einzigartig machen. Heutzutage haben wir ein Überangebot an allem – wir finden ähnliche Produkte oder Dienstleistungen zu ähnlichen Preisen. Wa­rum wir uns ausgerechnet für ein bestimmtes Unternehmen entscheiden, bestimmen oftmals unsere Emotionen, und diese entstehen durch die Interaktion mit Menschen. Spüren wir als Kunde, dass der Mitarbeiter begeistert ist von dem, was er tut, kann es sehr schnell passieren, dass sich diese Begeisterung auf uns überträgt.“

Wertschätzung als Erfolgsgarant

Wie aber begeistert man Mitarbeiter und macht sie zu echten Botschaftern der eigenen Marke oder des Unternehmens? Für Mahsa Amoudadashi ist klar, dass das nur über Wertschätzung funktionieren kann. Menschen, die das Privileg hätten, andere zu führen, müssten im ersten Schritt herausfinden, welche Bedürfnisse ihre Mitarbeiter hätten.

„Kenne ich die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter, so kann ich mir überlegen, welche Möglichkeiten es gibt, diese zu befriedigen“, nimmt Amoudadashi Führungskräfte in die Verantwortung. Chefs müssten ihren Angestellten Aufmerksamkeit schenken, sie respektieren und tolerieren und vor allem Empathie zeigen. Auch brauche es eine gesunde Fehlerkultur, in der Mitarbeiter Verantwortung übernehmen dürfen – ohne Angst vor dem Scheitern haben zu müssen.

Wie wichtig es ist, begeisterte Mitarbeiter zu haben, zeigen auch diverse Studien. So hat beispielsweise das Gallup-Institut in einer Studie im Jahr 2013 die Verbundenheit zwischen deutschen Arbeitnehmern und ihren Arbeitgebern untersucht. Dabei hat die Unternehmensberatung herausgefunden, dass mit 63 Prozent ein Großteil aller Arbeitnehmer in Deutschland nur „Dienst nach Vorschrift“ macht.

Sie fühlen sich ihrem Arbeitgeber und dem Unternehmen nur gering verbunden oder haben sogar bereits innerlich gekündigt. Sie verspüren keinerlei Verbindung ihrem Arbeitgeber gegenüber. Nur ein sehr kleiner Teil der Arbeitnehmer in Deutschland ist hoch motiviert, engagiert und baut eine emotionale Bindung zum Arbeitgeber auf.

Arbeitgeber müssen sich hinterfragen

Woran aber liegt es, dass viele deutsche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter offensichtlich nur sehr unzureichend für ihre Arbeit begeistern können? Laut Gallup ist einer der meistgenannten Gründe für die allgemeine Unzufriedenheit im Job schlechte Führung.

Ähnliches zeigte sich bei einer Online-Umfrage der Jobbörse Stepstone aus dem Jahr 2012/2013 zum Thema „Glück am Arbeitsplatz“. Auch hier fielen alarmierende 63 Prozent der deutschen Arbeitnehmer in die Kategorie „unglücklich am Arbeitsplatz“. Zwar sind diese Zahlen schon etwas älter, doch die Situation hat sich seither nicht verbessert.

Ganz im Gegenteil, wie Mahsa Amoudadashi bestätigt: „Mittlerweile sind es laut der aktuellsten Gallup-Studie sogar 69 Prozent. Lediglich 17 Prozent der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen sind hoch motiviert, engagiert und bauen eine emotionale Verbindung zum Arbeitgeber auf.

Und ja, hier müssen sich Arbeitgeber hinterfragen und sich vor allem die Führungskompetenz ihrer leitenden Angestellten genauer anschauen“, so die Herzlichkeitsexpertin. „Denn anhand unserer direkten Führungskraft bewerten Menschen ihren Arbeitgeber. Und wenn man sich die Gallup-Studie anschaut, wird ganz deutlich klar, was sie sich wünschen und was sie benötigen, um zu den 17 Prozent gehören zu können: Wertschätzung.“

Der Weg zum guten Chef

Den Menschen die Angst vor Fehlern nehmen, sie wertschätzen … Welche Soft Skills braucht ein Chef heute noch, um als guter Vorgesetzter oder Arbeitgeber wahrgenommen zu werden? Oder fehlt zum Glück dann nur noch ein gutes Gehalt? Auch, aber nicht nur, denn die Länge des Arbeitsvertrages spiele ebenso eine Rolle, so die Expertin. Befristete Verträge machten Mitarbeiter langfristig krank, da diese ihre Zukunft nicht planen könnten und jedes Jahr um ihren Arbeitsplatz bangen müssten.

Mahsa Amoudadashi geht jedoch noch ein Stück weiter und rät zu einer grundsätzlich positiven Grundstimmung im Unternehmen: „Ein guter Arbeitgeber schafft ein Umfeld, in dem wir uns wohlfühlen und gerne sind. Gute Arbeitgeber wissen, dass sie erst ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begeistern müssen, damit diese dann Kunden begeistern können. Wir sehen den Menschen an, ob sie ihren Job mit Leidenschaft und Begeisterung ausführen.

Und ist das der Fall, dann sagt das sehr viel über den Arbeitgeber aus. Begeisterte Mitarbeiter sprechen auch außerhalb der Arbeit – mit Freunden und Familie – positiv über das Unternehmen. Sie sind die Botschafter ihres Unternehmens, auch wenn sie irgendwann das Unternehmen verlassen sollten.“

Feste Rituale anwenden

Ein gutes Umfeld schaffen, die eigenen Mitarbeiter begeistern, das klingt einfach, kann im Arbeitsalltag aber eine echte Herausforderung sein. Hier drängt sich die Frage nach einfachen Methoden oder kleinen Tricks auf, die dabei helfen, sich selbst und vor allem das Team aus Motivationslöchern herauszuholen.

„Dass wir Phasen haben, in denen es uns wirklich schwerfällt, positiv und motiviert zu sein, ist total menschlich. Ich habe ein Ritual, dass ich damals oft im Hotel an solch schlechten Tagen angewandt habe: Bevor ich meinen Arbeitsplatz betrat, habe ich meinen imaginären Sorgenrucksack ausgezogen – manchmal sogar mit der Handbewegung dazu –, habe diesen Problemrucksack vor der Eingangstür abgestellt, mein schönstes Lächeln aufgesetzt, bin reingelaufen und habe mir in dieser Sekunde gesagt: Meine Kollegen, meine Kunden, meine Mitarbeiter, all diese Menschen können nichts für meine Probleme und meine Laune. Und so bin ich positiv in den Tag gestartet“, beschreibt Mahsa Amoudadashi, stellt aber auch fest, dass derartige Rituale etwas sehr Persönliches seien und nicht per se für jeden Charakter funktionieren:

„Es gibt vieles, das wir tun können, um unsere Laune zu verbessern und den Fokus auf das Positive zu setzen. Hier ist es aber wichtig, dass jeder für sich überlegt: Was tut mir gut? Was bereitet mir gute Laune? Um dann sein eigenes Ritual zu kreieren. Denn das, was mir guttut, könnte für mein Gegenüber eine absolute Qual sein. Ich habe beispielsweise eine „Gute-Laune-Playlist“, die ich gerne morgens höre. Und ich schreibe ein Dankbarkeitstagebuch, was mir dabei hilft, mich auf die positiven Dinge zu fokussieren.“ 

 


"Selbstverwirklichung, Arbeitszeit ist Lebenszeit, Sinnhaftigkeit ‒ das sind Themen, die vor allem die junge Generation beschäftigen. Und damit sind es Themen, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen sollten."

Mahsa Amoudadashi


 

Motivation: eine Generationenfrage?

Klar ist: Menschen ticken völlig unterschiedlich. Aber auch zwischen den Generationen gibt es enorme Unterschiede, vor allem in Bezug auf das, was man sich von seinem Job und einem Arbeitgeber erwartet. Muss ein Arbeitgeber das im Blick haben und unterschiedlich mit diversen Altersgruppen umgehen?

„Im Grunde wollen alle Menschen gesehen werden. Wenn wir über Zwischenmenschliches sprechen, dann unterscheiden wir uns nicht. Respekt, Wertschätzung, Empathie, Dankbarkeit, all diese Dinge brauchen wir, um uns verbunden zu fühlen, egal zu welcher Generation wir gehören“, so Amoudadashi. Eine Einschränkung gebe es aber doch:

„Anders ist es bei der Erwartungshaltung an den Arbeitgeber. Selbstverwirklichung, Arbeitszeit ist Lebenszeit, Sinnhaftigkeit – das sind Themen, die vor allem die junge Generation beschäftigen. Und damit sind es Themen, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen sollten.“
 


INFO

Fünf Tipps, Mitarbeiter zu begeistern

  1. Führen Sie regelmäßige Feedbackgespräche. Das vermittelt Sicherheit. Nehmen Sie sich Zeit dafür, strukturieren Sie sie sorgfältig. Loben Sie Gutes, zeigen Sie Potenziale auf und sprechen Sie auch Dinge an, an denen noch gearbeitet werden kann.
  2. Nehmen Sie sich Zeit fürs Onboar­ding. Gerade der erste Arbeitstag ist prägend für einen neuen Mitarbeiter und kann die Basis für eine gute, langfristige Zusammenarbeit sein. Ein Patensystem hilft, sich als „Neuling“ sicherer zu fühlen. 
  3. Liegen Sie über dem Erwarteten! Hören Sie Ihren Mitarbeitern bei jeder Gelegenheit zu und notieren Sie sich persönliche Infos wie den Lieblingsautor, die Lieblingsmusik oder Hobbys. Nutzen Sie dieses Wissen dann, um Mitarbeitern eine Freude zu machen. Die Geste zählt.
  4. Anerkennung braucht einen Anlass! Das unterscheidet sie von allgemeiner Wertschätzung. Aber auch die kleinen alltäglichen Dinge im Leben sind es wert, Anerkennung zu schenken. Wichtig ist, dass nicht nur Erfolge anerkannt werden, sondern auch hartnäckige Anstrengungen.
  5. Geben Sie eigene Fehler zu! Nehmen Sie als Führungskraft Ihren Mitarbeitern die Angst vor Fehlern, indem Sie betonen, dass Fehler menschlich sind und passieren – auch Ihnen. Es geht darum, dass wir Fehler als Chancen sehen und aus ihnen lernen.

Tipps zum Download

Das E-Book „Erfolgsfaktor Mensch“ von Mahsa Amoudadashi, in dem sie weitere Tipps zur Begeisterung von Mitarbeitern gibt, können 
Sie sich unter diesem Link kostenlos herunterladen:

www.communico.de/eBook/Erfolgsfaktor-Mitarbeiter-Mahsa-Amoudadashi.pdf

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