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Tabak: Überraschender Boom

Über Jahrzehnte hinweg ging die Zahl der Raucher zurück – jetzt steigt sie wieder an: von 25 auf über 30 Prozent. Philip Morris wollte wissen, warum das so ist, und hat die Studie „Barrieren des Rauchstopps“ verfasst. Wir stellen die spannenden Ergebnisse vor.

Von Gerhard Hörner | Fotos: Adobe Stock/Kzenon

Die Welt steht Kopf. Schuld daran ist ein winzig kleines Virus: Corona hat unseren Alltag grundlegend verändert – und die Wirtschaft massiv gebeutelt. In den vergangenen zwei Jahren gingen die Konsumausgaben drastisch zurück. Betroffen waren vor allem die Gastronomie, die Tourismusbranche sowie große Teile des Einzelhandels, wie zum Beispiel Bekleidungsgeschäfte. Gleichzeitig gab es aber auch Wirtschaftszweige mit Zuwachsraten. Dazu zählten insbesondere Amazon, Zalando und Co. Allerdings hat Corona den Trend zum Online-Shopping nicht ausgelöst, sondern nur verstärkt. Folglich verwundert diese Entwicklung nur wenig. Überraschend dagegen ist, dass seit Ausbruch der Pandemie wieder mehr Bundesbürger zur Zigarette greifen.

17 Millionen Raucher

Das belegen aktuelle Zahlen der repräsentativen Langzeitstudie Debra (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten), die vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert und vom Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf alle zwei Monate durchgeführt wird. Demnach lag der Anteil der Raucher über 14 Jahre in Deutschland vor zwei Jahren noch bei 25,4 Prozent. Im November 2021 waren es 30,9 Prozent. Das sind etwa 17 Millionen Menschen. So viele Raucher gab es schon lange nicht mehr. Erstaunlich sind diese Zahlen vor allem deshalb, weil die zwei Jahrzehnte davor von einer gegenläufigen Entwicklung geprägt waren: Laut Statistischem Bundesamt ging der Zigarettenkonsum von 2000 bis 2020 ebenso kontinuierlich wie deutlich zurück – von 139,6 auf 73,8 Milliarden Stück pro Jahr. Das entspricht einem Minus von fast 50 Prozent! 

Momentaufnahme oder Trend?

Spiegelt die aktuelle Debra-Studie also nur eine Momentaufnahme wider? Sind Zigaretten quasi eine Art Trostpflaster in tristen Zeiten der Pandemie? Pendelt sich der Raucheranteil nach einem kurzen Zwischenhoch bald wieder bei etwa 25 Prozent ein, so wie vor Corona? Oder sind Zigaretten plötzlich wieder hip? An solch wilden Spekulationen will sich Daniel Kotz, Leiter  nicht beteiligen. Aber auch der Debra-Leiter und Suchtforscher weiß nicht genau, worauf der starke Anstieg der Quote zurückzuführen ist. „Wahrscheinlich sind im letzten Jahr viele Ex-Raucher rückfällig geworden.“ 

Überwiegend dürfte es sich dabei um Erwachsene handeln. Denn die meisten Jugendlichen fangen inzwischen mit dem Rauchen erst gar nicht an. Dies untermauert eine weitere Statistik: Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat sich die Raucherprävalenz in der Altersgruppe zwischen zwölf und 17 seit der Jahrtausendwende deutlich reduziert: von 28 auf aktuell nur noch 5,6 Prozent. Ein historischer Tiefstand! Das deutet darauf hin, dass das Jugendschutzgesetz und die präventiven Maßnahmen und Aktionen der Branchenverbände und Tabakunternehmen Wirkung zeigen.

Bei Erwachsenen scheinen Appelle an die Vernunft jedoch ebenso wenig zu fruchten wie Warnungen von Wissenschaftlern vor Gesundheitsrisiken, die mit dem Laster verbunden sind. Laut Debra haben 89 Prozent aller Raucher in den vergangenen zwölf Monaten keinen ernsthaften Versuch unternommen, um von der Zigarette wegzukommen. Die Philip Morris GmbH (PMG) wollte wissen, warum das so ist, und beauftragte die Gesellschaft für Konsumforschung mit einer Umfrage. So wurden 2021 in Deutschland 1.000 Raucher ab 19 Jahren interviewt. Daraus entstand die Studie „Barrieren des Rauchstopps“. 

„Ich rauche gerne“

Interessant ist, dass mehr als die Hälfte der Befragten gar nicht mit dem Rauchen aufhören will. In der Altersgruppe 50 plus sind es noch mehr, bei den über 65-Jährigen sogar fast zwei Drittel. Einen wichtigen Einfluss auf das Rauchverhalten haben auch sozioökonomische Faktoren. Grundsätzlich heißt das: Je niedriger das Einkommen beziehungsweise das Bildungsniveau, desto geringer ist die Motivation für einen Rauchstopp.

Aber was genau macht es eigentlich so attraktiv, an einem Glimmstängel zu ziehen? „Der Duft der großen weiten Welt“ kann es wohl kaum sein, denn diesen Werbeslogan gibt es schon längst nicht mehr. Ebenso wenig wie den Marlboro-Cowboy, der Rauchern das Gefühl von Freiheit und Abenteuer vermittelt hat. Offenbar ist es für die meisten aller Befragten der Genuss. „Ich rauche gerne“ und „Rauchen macht Spaß“, sagt mehr als die Hälfte. Bei denjenigen, die nicht aufhören wollen, sind es sogar 62 Prozent. Sogar in der Gruppe, die definitiv Schluss machen möchte mit ihrem Laster, stimmt über ein Drittel dieser Aussage zu. Die Frage „Warum haben Sie bisher nicht dem Rauchen aufgehört?“ wird auch oft mit „Mir fehlt der Wille.“ beantwortet. „Ich bin noch nicht dazu bereit“, ist ebenfalls ein gängiges Argument. Weitere Gründe sind „Sucht“, „Stress“ und „Gewohnheit“.

Aufhören nein, reduzieren ja

Allerdings sind Raucher keine homogene Gruppe. Das zeigt sich daran, dass 29 Prozent aller Befragten „unbedingt“ aufhören möchten. Darunter sind meist Jüngere (19 bis 34 Jahre) sowie Personen mit überdurchschnittlicher Bildung und höherem Einkommen. Doch selbst in diesen Gruppen gibt es nur eine kleine Minderheit, die das konkrete Ziel verfolgt, damit ihr Wunsch auch Wirklichkeit wird: Lediglich drei Prozent planen im nächsten Monat einen Rauchstopp.

Immerhin jeder Vierte aller Befragten möchte seinen Zigarettenkonsum verringern. Bei den Erwachsenen, die weiter rauchen wollen, ist es sogar fast die Hälfte. Gerade sie könnten ihr Gesundheitsrisiko signifikant reduzieren: durch einen Umstieg auf verbrennungsfreie Alternativen wie etwa E-Zigaretten und Tabakerhitzer, die der Gesundheit deutlich weniger schaden als herkömmliche Zigaretten. Das wird durch einen breiten wissenschaftlichen Konsens nachdrücklich untermauert.

Alternative Produkte

Fatalerweise scheint aber ein großer Teil der Befragten skeptisch zu sein gegenüber Alternativprodukten. Den geringsten Anklang finden nikotinhaltige Beutel und Pouches, die unter der Oberlippe platziert werden. Bei Tabakerhitzern wie Iqos sieht es ein bisschen besser aus. 22 Prozent haben solche Produkte bereits getestet, 26 Prozent können sich das vorstellen. Bei E-Zigaretten sind es 36 beziehungsweise 18 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Chancen für verbrennungsfreie Alternativen mit deutlich weniger Schadstoffen grundsätzlich gar nicht so schlecht sind. Dennoch wollen die meisten Befragten ihr Konsumverhalten nicht ändern und rauchen weiterhin Tabakzigaretten. Trotz der Warnungen von Gesundheitsexperten.

„Die bessere Wahl“

Durch die Studienergebnissen kommt Philip Morris Deutschland zu dem Schluss, dass der alleinige Appell, einen Rauchstopp zu machen, nicht ausreichend ist. Ergänzend dazu sei es notwendig, zusätzliche Maßnahmen zu entwickeln. In Form einer „integrierten Strategie mit zielgruppengerechter Ansprache“. So „könnten besonders gefährdete und wenig motivierte Raucher wieder neu erreicht werden“. Komplett auf Tabak und Nikotin zu verzichten sei zwar die beste Option. Aber im Vergleich zum Weiterrauchen „könnte der vollständige Umstieg auf wissenschaftlich fundierte, verbrennungsfreie und dadurch schadstoffreduzierte Alternativen – wie E-Zigaretten oder Tabakerhitzer – eine viel bessere Wahl sein“.


INFO

Studie von Philip Morris

54 Prozent der Befragten wollen nicht mit dem Rauchen von Zigaretten aufhören. Nur drei Prozent sind für einen Rauchstopp im Folgemonat motiviert. Der Einfluss von sozioökonomischen Faktoren ist groß: Je höher das Alter und je niedriger das Einkommen und das Bildungsniveau, desto geringer ist die Motivation für einen Rauchstopp. 45 Prozent der Studienteilnehmer, die mit dem Rauchen nicht aufhören wollen, möchten zumindest die Zahl der konsumierten Zigaretten reduzieren. „Ich rauche gerne.“ Das sagt mehr als die Hälfte aller Befragten. Besonders häufig ist diese Aussage von den 54 Prozent zu hören, die mit dem Rauchen nicht aufhören wollen.

Detaillierte Ergebnisse der von Philip Morris in Auftrag gegebenen Umfragen sind auf Anfrage hier verfügbar: https://pmi.berlin/was-wir-tun/risikoreduzierung-fur-raucher/


 

STATEMENT

"Uns interessierte bei der Studie, welche Barrieren dem Aufhören des Zigarettenrauchens im Wege stehen. Für die 54 Prozent der Raucher, die offenbar weiterrauchen wollen, wären Angebote der Harm Reduction, also der Schadensminderung, eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Maßnahmen. Dass insgesamt nur drei Prozent der Raucher innerhalb des nächsten Monats einen Rauchstopp planen, verdeutlicht den Bedarf zusätzlicher, inklusiver Maßnahmen."

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