Am Ende ist es doch nur ein Lebensmittelmarkt? Nein, ganz falsch gedacht. Es ist ein Ort, um für sich zu sein und sehr persönliche Bedürfnisse (Essen kaufen) zu erfüllen, ein Statement für Haltung zu setzen (Bio ist wichtig! Ich unterstütze die Produzenten!) und zu zeigen, dass man sich Gedanken macht (wenn schon verpackt, dann wenigstens „grün“) und ein wenig auf Konsum verzichtet (bei Tegut kann man die eigene Wasserflasche auffüllen). Es ist ein unverwechselbarer Ort und so etwas wie Heimat (mit langen Öffnungszeiten) – deswegen heißt der Vorkassenbäcker bei Edeka Schaaf in der Berliner Schillingstraße Schrippendealer.
Wenig Zeit und viele Bilder
Der Konsumforscher und Psychologe Stephan Grünewald behauptet, der Slogan „Erst mal zu Penny“ bedeute psychologisch „Erst mal zu Mutti“. Um urbane Innenstadt-Standorte machen sich Handelsunternehmen besondere Gedanken. Kaufkräftige, anspruchsvolle, kritische Menschen der Generation Y, die Vegourmets mit wenig Zeit und vielen den sozialen Medien verdankten Bildern im Kopf wollen zu Kunden gemacht werden. Ist es da verwunderlich, dass Maler Märkte gestalten?
Angesichts von Inflation und Kriegskrise ist der LEH ein Ankerpunkt – auch, wenn die Bedeutung von Preiseinstiegsprodukten aktuell wächst. Kundenbindung zählt auch hier. Der LEH als Heimat? Der LEH als Ort mit Charakter. Aldi verkauft ausschließlich am Standort Berlin Friedrichstraße Merchandising-Artikel. Botschaft: Aldi macht Geschichte.