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Wie den Kaffeeanbau retten? Forscher schlagen Alarm

Kaffeeanbau ist kompliziert - und laut einer Studie könnte die Arabica-Anbaufläche in Brasilien durch die Klimaveränderung bis 2050 um bis zu 97 Prozent schrumpfen. Fairtrade Deutschland unterstützt Lösungsansätze.

Laut einer Studie sind die Kaffee-Anbauflächen in Brasilien durch die Klimakrise drastisch gefährdet. Hier ein Produzent im Bundesstaat Minas Gerais bei der Ernte.
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Von Martina Kausch | Fotos: Rundschau/ Kausch

Temperaturveränderungen wirken sich auf den Anbau von Arabica-Kaffee besonders dramatisch aus, denn die Pflanze benötigt sehr besondere Bedingungen. Nach Angaben der Forschungsgruppe Geography of Food an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wächswil/ Schweiz, sind durch den Klimawandel die Böden des größten Arabica-Produzenten Brasilien am meisten gefährdet. 97 Prozent der aktuellen Anbauflächen könnten bis 2050  für den Anbau ausfallen. Bei einem niedrigen Treibhausgasausstoß würde das größte Arabica-Anbaugebiet der Welt in Brasilien den Berechnungen zufolge immer noch um 76 Prozent schrumpfen. Fairtrade Deutschland unterstützt die Kaffeeproduzenten bei der Veränderung der Anbaumethoden, wie während einer Informationsreise nach Brasilien erläutert wurde.

In der Studie untersuchten die Forscher aus Wächswil Anbaugebiete für Avocados, Kaffee und Cashews und entwarfen drei unterschiedliche Emissionsszenarien für 14 Testmodelle, um Auswirkungen des Klimawandels auf die Pflanzen zu simulieren.  Lange Trockenzeiten und niedrigere Mindesttemperaturen und infolgedessen Veränderungen der Bodenbeschaffenheit führen demnach zu deutlich schwierigeren Anbaubedingungen. 

Von deutlich mehr Extremwetterlagen, zunehmend unvorhersehbaren Niederschlägen, Frost und Hagel berichten Kaffeeproduzenten unisono während der von Fairtrade unterstützten Informationsreise in den Bundestaat Minas Gerais, dem größten Kaffeeanbaugebiet Brasiliens. Viele Kooperativen arbeiten bereits an Maßnahmen zum Wassermanagement wie beispielsweise Quellenschutz.

Aktive Unterstützung bei der Einführung von Agroforst-Maßnahmen bietet Fairtrade Deutschland durch die Abteilung Entwicklungspolitik, Klima und Umwelt mit Referent Martin Schüller. Die Idee der Agroforst-Methode besteht darin, in großem Umfang schattenspendende Baume auf den Plantagen anzupflanzen und so das Mikroklima positiv zu beeinflussen. Jedoch werden durch diese Baumpflanzungen Anbauflächen reduziert. Um die Bodernverdunstung zu reduzieren, wird in vielen Plantagen der Boden bereits mit Stroh abgedeckt. Und auch Geld fließt: In der Gemeinde Boa Esperança in Minas Gerais wird aktuell im Rahmen eines  Zentrums für Nachhaltigkeit im Kaffeeanbau in Kooperation mit der Federal University of Lavras UFLA/Fairtrade University eine landwirtschaftliche Versuchsanlage angelegt, um verschiedene Kaffeesorten beim Verhalten gegenüber sich wandelnden Wetterbedingungen und Wassermangel zu beobachten. Die Anlage wird zunächst drei Jahren lang komplett mit Geld aus den Fairtrade-Prämien finanziert. Boa Esperança war die erste Fairtrade-Town in Südamerika. 

Zur Studie der Forschungsgruppe/ Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Wächswil/ Schweiz

Zum Faitrade-Wirkungsbericht 2022

Mit Geld aus der Fairtrade-Prämie wird in der Gemeinde Boa Esperança in Minas Gerais eine landwirtschaftliche Versuchsanlage angelegt.
In der landwirtschaftliche Versuchsanlage in Boa Esperança beobachten Forscher, wie verschiedene Kaffeesorten auf die Veränderung des Klimas in der Region reagieren.
Blick auf die Versuchsfelder in Boa Esperança.
Extreme Wetterereignisse nehmen auch in den Kaffeeanbauregionen Brasiliens im Bundesstaat Minas Gerais zu. Hier ist sichtbar, dass sich Bio-Plantagen nach Hagel besser erholen als konventionell bewirtschaftete.

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