Mit ihren jüngsten Daten zum Fleischverzehr in Deutschland dürfte die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) auch die letzten Vertreter der Branche wachgerüttelt haben, die noch an eine Rückkehr zu „alten Zeiten“ geglaubt hatten: Demnach konsumierten die Bundesbürger im vergangenen Jahr im Durchschnitt nur noch 52 Kilogramm Fleisch und damit so wenig wie noch nie seit Beginn der Berechnung 1989. Gegenüber 2021 sank der Pro-Kopf-Verzehr um 4,2 Kilogramm, wobei die Menschen rund 2,8 Kilogramm weniger Schweinefleisch, 900 Gramm weniger Rind- und Kalbfleisch sowie 400 Gramm weniger Geflügelfleisch aßen. Einen möglichen Grund für einen sinkenden Fleischverzehr sieht die BLE in der anhaltenden Tendenz zu einer pflanzenbasierten Ernährung.
52 Kilogramm Fleisch hat jeder Bundesbürger 2022 im Schnitt verzehrt. Das sind 4,2 kg weniger als 2021 und entspricht einem neuen Tiefstand.
Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
Politik setzt neuen Rahmen
Im Juli hat der Bundesrat den Weg für das von Bundesernährungsminister Cem Özdemir initiierte Tierhaltungskennzeichnungsgesetz freigemacht. So muss Fleisch künftig die Haltung der Tiere ausweisen, von denen es stammt. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) werden damit die Leistungen der Landwirte für den Tierschutz sichtbar, andererseits
bekommen Verbraucher erstmals flächendeckend die Möglichkeit, sich beim Einkauf aktiv für mehr Tierschutz zu entscheiden. Zudem hat der Bundesrat Änderungen im Baurecht passieren lassen, die Stallumbauten hin zu tiergerechteren Haltungsformen ermöglichen. Beschlossen wurde auch die Ausweitung der Herkunftskennzeichnung von Fleisch.
Zu den Folgen dieser Entwicklungen haben wir Vertreter von Rügenwalder Mühle, The Family Butchers, Endori, Campofrio und Bord Bia (halbstaatliche Agentur Irlands) befragt.