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Store-Check Billa Plus, Emir Spahic: Mehr Power mit neuem Konzept

Der Privatisierungsplan von Billa Plus soll bis 2026 100 Kaufleuten die Selbstständigkeit ermöglichen. Der erste Billa-Plus-Kaufmann heißt Emir Spahic.

Billa-Plus-Kaufmann Emir Spahic vor seinem Markt. Foto: Claudia Jörg-Brosche
Von Claudia Jörg-Brosche | Fotos: Claudia Jörg-Brosche

Am 23. November 2023 sorgte Emir Spahic für eine österreichweite Premiere. Nach nur acht Monaten Planungs- und Bauzeit eröffnete er als frischgebackener selbstständiger Unternehmer in Pottendorf in Niederösterreich den ersten Billa-Plus-Kaufmann-Markt des Landes. Billa, Teil der Rewe-Gruppe, mischt seit Oktober 2022 mit dem für Österreich einzigartigen Konzept der Billa-Kaufleute den Lebensmittelhandel neu auf. Bis dato gibt es in Österreich neun selbstständige Billa-Kaufleute und nun als zehnten den ersten Billa-Plus-Kaufmann: Emir Spahic. „Das niederschwellige Partnerschaftsmodell zeichnet sich durch ein zuverlässiges Sicherheitsnetz, starken Rückhalt, umfangreichen Support und geringes Risiko aus“, erklärt Spahic.

Rewe definierte insgesamt rund 300 Filialen und Standorte für künftige Privatisierungen, angestrebt sind 100 Kaufleute bis Jahr 2026. Das Modell: eine gemeinsame Gesellschaft mit 80 Prozent Beteiligung des Kaufmanns, 20 Prozent verbleiben bei Billa. Emir Spahic bereut den Sprung in die Selbstständigkeit keine Sekunde lang: „Jetzt arbeite ich für mich selbst, das macht mehr Spaß.  Der Zeitaufwand ist zwar beträchtlich größer, aber ich kann mitbestimmen und bin für den Markt verantwortlich.“ 


"Jetzt bin ich Kaufmann und Marktmanager gleichzeitig, das ist optimal für mich."

Emir Spahic, Billa-Plus-Kaufmannn


 

Vom Vetrieb zum eigenen Markt

Erfahrung bringt der frischgebackene Kaufmann zur Genüge mit. Er ist seit 23 Jahren für die Rewe tätig, anfangs als Marktmanager, in den vergangenen zehn Jahren als Vertriebsmanager. „Zuletzt war ich für 13 bis 15 Filialen zuständig und hatte sehr viel mit trockenen Zahlen und Tabellen am Laptop zu tun. Ich vermisste den menschlichen Kontakt in den Filialen schmerzlich“, berichtet er. Denn Lebensmittel und Kundennähe seien nun einmal sein Herzblut. „Jetzt bin ich Kaufmann und Marktmanager gleichzeitig. Das ist jetzt wirklich optimal für mich!“

Aus der Region für die Region

Zuvor musste sich der 42-Jährige dem Auswahlverfahren stellen. „Zusätzlich zur Qualifikation wird noch viel mehr abgeklärt: Der künftige Kaufmann muss in der Region verankert sein, sollte in der Nähe des Marktes wohnen und in der Gemeinde gute Kontakte – auch zur Politik – haben.“ Rewe schlug den Standort Pottendorf vor, eine 7.500-Seelen-Gemeinde im südlichen Speckgürtel von Wien. Und Spahic brachte die Billa-Plus-Kaufmann-Premiere ins Rollen.

Die Filiale entstand als Neubau auf der grünen Wiese. Planungsbeginn war März 2023, der Bau sowie die Inneneinrichtung wurden von der Rewe finanziert, Spahic ist Mieter der Liegenschaft. „Ich durfte von Anfang an intensiv meine Vorstellungen einbringen. Und all meine Wünsche wurden umgesetzt“, freut er sich. Mit seiner langjährigen Erfahrung hatte er konkrete Ideen und wollte im Markt seine persönliche Handschrift verwirklicht sehen. Ein überaus großzügiges Platzangebot und die intensive Zusammenarbeit mit regionalen Lieferanten waren ihm besonders wichtig; das vegetarische Sortiment Pflanzilla sollte viel Präsenz erhalten, und er definierte die Schichtpläne teilweise neu. Weiters ging Spahic als erster Billa-Kaufmann eine Postpartnerschaft ein. „Das erweist sich nun als gute Idee“, bilanziert er. „Die Poststation mit den längeren Supermarkt-Öffnungszeiten ist ein Riesengeschäft und bringt viele Kunden!“ 

Sortimentstipps aus der Familie

Neben dem Handelsunternehmen-Logo prangt über dem Eingang der Zusatz „Familie Spahic“ und nicht nur „Emir Spahic“, das ist eine Verbeugung an seine Frau und seine beiden Kinder. „Ich lasse mich gerne von ihnen beraten und setze ihre Anregungen um.“ Das vehemente Verlangen seiner Kids nach „Takis“ erweist sich mittlerweile als echter Glücksgriff: „Diese scharfen Chips aus den USA liegen voll im Trend, die Nachfrage danach ist bei uns der reinste Wahnsinn.“

Aus eigener Überzeugung setzt der Kaufmann auf regionale Spezialitäten, kleine Produzenten und Betriebe aus der direkten Umgebung, und er ging eine Kooperation mit einem Verein von Direktlieferanten aus der nahen Buckligen Welt ein. So findet der Kunde nun feinste Tropfen des Weinguts Heinrich Hartl aus Oberwaltersdorf, Wild- und Feinkostspezialitäten von Res Frumentariae aus Wien-Meidling – sie sind ohne Konservierungsmittel ungekühlt haltbar. Fleisch und Wurstwaren stammen vom Familienbetrieb Windisch aus Wiener Neustadt oder von Steiner aus Sollenau, außerdem gibt es Steinfelder-Eier sowie Ziegenkäse und -joghurt vom Produzenten Mandl’s. 

Regionales gekühlt und im Regal

Zu den regionalen Spezialitäten in der Kühlung gesellen sich weitere sechs Regalmeter dazu. Mit (Bio-)Honig von Lechner oder Haller, Pesto und Gemüseverarbeitungen von Grossauer, G&G Selection oder von „Gutes aus Obritz“; außerdem Fruchtsäfte und Schnäpse von Altenriederer, Sisi Wein Schönbrunn, Helmut-Sacher-Kaffee aus Oeynhausen, Teigwaren von Zimmermann aus dem Waldviertel beziehungsweise der Werkovits-Nudelmanufaktur aus dem Mittelburgenland. In einer eigenen kleinen Gefriertruhe wartet Speiseeis vom Eissalon Harrer in Sollenau. „Die regionalen Produkte – insgesamt sind es rund 500 – sind extrem gut nachgefragt, obwohl das Regional-Regal recht versteckt in der Ecke steht. Wir überlegen bereits eine Erweiterung“, so Spahic.

Die nahen Produzenten schätzen den direkten Kontakt und Austausch mit dem Kaufmann, beliefern den Markt oft persönlich und veranstalten Verkostungen. Stolz verweist Emir Spahic – er hat familiäre Wurzeln in Bosnien – auch auf das Ethno-Regal mit raren Spezialitäten vom Balkan, beispielsweise der Marke Kravica aus Serbien oder dem Wermutlikör Pelnikovac aus Kroatien. Apropos Spirituosen, hier ist auch die österreichische Rarität Lux Gold Whisky mit echtem Blattgold zu finden.  In der Mitte des Marktes offeriert die Pflanzilla-Welt auf drei Regalmetern Plant-
based-Produkte. Ansonsten wartet auf einer Verkaufsfläche von 1.600 Quadratmetern ein Vollsortiment mit insgesamt 22.000 Produkten von erfolgreichen Klassikern bis zu beliebten Eigenmarken auf die Kunden.


"Täglich offerieren wir rund 15 verschiedene süße Versuchungen. Renner sind klassische Cremeschnitten."

Sandra Heindl, Abteilungsleiterin Konditorei


Highlight Zuckerbäckerei

Gleich beim Betreten des Marktes und schon in der Obst- und Gemüseabteilung fällt dem Kunden das großzügige Platzangebot auf. An der rechten Wandseite reihen sich die Convenience-Theke Frisch und Fertig und die Markt-Konditorei aneinander. „Die offene Zuckerbäckerei ist unser Highlight, die sichtbar in der offenen Küche täglich frisch handgemachten Mehlspeisen sind von bester Qualität und gehen hervorragend. Wir starteten mit einer gelernten Konditorin, doch rasch mussten wir ihr zwei zusätzliche Kräfte zur Seite stellen“, erläutert Spahic. Besonderheiten gibt es in der sich anschließenden Feinkost: Hühner-Käseleberkäse sowie regionale Spezialitäten. Danach folgen Frischfleisch und frischer Fisch mit Bedienung. Wo immer möglich, erfüllt Spahic flexibel Kundenwünsche und nimmt geforderte Produkte ins Sortiment auf.

Auch rund um das Parkangebot gibt’s Innovationen: Auf dem Dach sowie auf den schattenspendenden Carports liefern Photovoltaikpaneele grünen Strom mit insgesamt 330 Kilowattstunden Leistung. Die E-Ladestation mit Hyperchargern bietet acht Anschlüsse für E-Autos, ein Energiespeicher verteilt dank modernstem Lastenmanagement den PV-Strom genau dorthin, wo er gerade benötigt wird: im Markt, an den Ladesäulen oder per Einspeisung ins allgemeine Netz. Eine Kooperation mit Too Good To Go unterstreicht zusätzlich den Nachhaltigkeitsgedanken. Nach nur zwei Monaten Betrieb seines Billa-Plus-Marktes ist Spahic glücklich und sagt optimistisch: „Unsere Umsatzerwartungen laut Budgetplan wurden weit übertroffen, ich bin rundum zufrieden!“


INTERVIEW

Sandra Heindl, Abteilungsleiterin Konditorei

Wie groß ist das Sortiment in der Zuckerbäckerei im Billa Plus?
Meine beiden Kolleginnen und ich verwöhnen unsere Kunden täglich mit frischen, handgemachten Mehlspeisen. Täglich offerieren wir ungefähr 15 verschiedene süße Versuchungen, wobei das Sortiment täglich wechselt. Was wir backen, bestimmen wir selbst. Wir wählen aus rund 200 verschiedenen vorgegebenen Rezepten aus. Ich liebe diese Abwechslung und möchte meine Kunden jeden Tag mit etwas Neuem zufriedenstellen.

Was wird am meisten nachgefragt?
Eindeutig Kuchen und Torten mit viel Creme. Wahre Renner sind Bananen-, Kardinal- und klassische Cremeschnitten, auch unsere Früchte-Croissants sind hier sehr beliebt. 

Gestalten Sie Torten nach individuellen Kundenwünschen?
Ja, das ist eine meiner Lieblingsaufgaben: Ob Hochzeit, Geburtstag oder Taufe – wir backen die passende Bildertorte in Absprache und ganz nach den Vorstellungen der Kunden.


 


MARKTDATEN

Billa Plus Emir Spahic, Pottendorf, Österreich

  • Adresse: Wiener Neustädter Straße 2, A-2486 Pottendorf
  • Eröffnung: 23. November 2023
  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.15 Uhr bis 19.30 Uhr, Samstag 7.15 Uhr bis 18 Uhr
  • Verkaufsfläche: 1.600 m²
  • Zahl der Produkte: 22.000
  • Zahl der Bio-Produkte: 1.000
  • Zahl der Mitarbeiter: 62
  • Parkplätze: 80, E-Ladestationen für acht Pkws
  • Besonderheiten: Konditorei, PV-Anlage auf dem Marktdach sowie Carport (insgesamt 330 kWp Leistung) mit zwei Hyperchargern und innovativem Energiespeicher

 

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