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Store-Check Globus, Dudweiler: Local Hero als Margenheld

Wenn bei immer mehr Kunden das Preisbewusstsein regiert, ist etablierte Eigenproduktion eine Cashcow. Die Kunden honorieren Ideen und Qualität.

Schlachtfrisches Fleisch wird in den Märkten nach regionalen Rezepturen verarbeitet, attraktive Preise sind auf diese Weise garantiert. Foto: Jennifer Weyland
Von Martina Kausch | Fotos: Globus Gruppe/Jennifer Weyland

Und das Highlight heißt: Sushi. Ob Maki, Nigri, Maguro, Ama Ebi, Te-Maki – sie alle glänzen aus der blitzblanken Sushi-Theke. Daneben steht im Globus-Markt in Saarbrücken-Dudweiler Gastrochef Michael Christmann und freut sich, wie viel Anklang die asiatische Spezialität bei den Kunden findet. Denn: Was andere Handelsunternehmen outgesourced haben, wird hier von eigenen Mitarbeitern hergestellt. Eigenproduktion gehört zur Globus-DNA, auch bei exotischer Feinkost machen die Saarländer keine Ausnahme.

Dass die Strategie Erfolg hat, zeigt der Geschäftsbericht 2022/23: „Die Globus-Hypermärkte verzeichnen insbesondere durch die Eröffnung neuer Standorte sowie deutliche Umsatzsteigerungen in den eigenen Produktionen einen Zuwachs von 14,8 Prozent“, heißt es aus dem Unternehmen. Doch wie leistungsfähig und damit auch wie lukrativ Eigenproduktion gerade in Zeiten von immer preisbewussteren Kunden wirklich ist, zeigt sich vor Ort – in der neuen Markthalle in Dudweiler.

Millionen für die gläserne Produktion

In diesem Stadtteil im Nordosten von Saarbrücken hat Globus 2022 einen Ex-Real-Markt übernommen. Rund 25,5 Millionen Euro wurden investiert, bis das 4.800 Quadratmeter-Haus globustypisch umgebaut war. Das Gebäude in Dudweiler gehört nicht zum Immobilienportfolio der Holding – ungefähr zwei Drittel der Standorte sind Eigentum – aber hier mietet man. Hinter der bei Globus immer imponierenden Eingangsfassade mit Hinweisschild auf weitere Shops im Komplex und einem Übersichtsplan über den Markt betritt man einen Vollsortimenter, der gediegene Einkaufsqualität ausdrückt. Von den beiden Eingängen führt einer direkt zum Getränkemarkt. Nach dem anderen wird der Kunde von einer freundlich wirkenden, als Halbrund gestalteten Empfangstheke in hellem Holzlook und mit globusorangefarbenen Lampen empfangen. 


„Etwa die Hälfte aller Mitarbeiter partizipiert über den Kauf von Unternehmensanteilen am Erfolg des Standorts oder des Gesamtunternehmens.“

Matthias Bruch, Sprecher Geschäftsführung Globus Gruppe


Überraschung am Start

Interessant: Erster Punkt im Kundenlauf nach dem Haupteingang ist die Wein- und Spirituosenabteilung. Hier spürt man die Historie des Unternehmens, die Frankreichnähe und die aktuelle Kompetenz, denn mit Graciela Bruch kümmert sich ein Mitglied der Eigentümerfamilie um die spannendsten Tropfen. Zwar glänzt die Weinabteilung nicht mit besonderer (Keller-) Atmosphäre, aber mit einem sehr umfangreichen, gut ausgesuchten Sortiment und mit Verkostungstischen, damit Themenabende zu Wein und Liquids stattfinden.

Eigenproduktion als DNA

Sind bei Globus bereits die Sortimentsbezeichnungen außergewöhnlich – „Vorratsschrank“ steht für Trockenwaren und Konserven, „Gutfühlmarkt“ für das vegetarische und vegane Sortiment – wird es bei den Märkten des Unternehmens aus St. Wendel an den Rückwänden besonders spannend. Hier – logistisch für die Lieferanten gut erreichbar – liegen die Frischetheken und dahinter die Flächen für die Produktion. Hier ist man am USP und der DNA des Unternehmens angekommen: Fachmetzgerei und Meisterbäckerei deres Handelsunternehmen betreibt derartig konsequent Eigenproduktion und konsequenterweise auch Eigenmarkenpflege.

Der hohe Investitionsbedarf bei der Übernahme neuer Standorte ist auch diesem Bereich geschuldet. So blickt der Kunde durch die Präsentationsregale in die Backstube und auf die Brotwagen, erkennt die Knetmaschinen und kann die Mehlsäcke zählen. Gut sichtbar an der Wand nebenan laufen auf großen Monitoren die Videos, in denen Mitarbeiter beispielsweise erklären, warum der Teig des beliebten Steinofenbrots 18 Stunden reift.

Nebenan bei der Metzgerei das gleiche Prinzip. Unübersehrbar informieren Tafeln darüber, dass hier zwischen 5.30 Uhr und 8 Uhr aus dem frisch angelieferten Fleisch Gefragtes für die Theke und die Metzgerküche – Globus-Sprech für die Marktbistros – wird. Die geschlachteten Rinder und Schweine werden morgens angeliefert und sofort verarbeitet, mit vielen Lieferanten arbeite man schon seit Jahrzehnten zusammen, erfährt man im Gespräch mit dem Metzgermeister. Die Ganztierverarbeitung gewährleiste nicht nur Frische und ein besonders attraktives Preisniveau – man kenne eben auch die Geschmäcker der Kunden und richte sich darauf ein. Eine Bratwurst in Dudweiler müsse unbedingt anders schmecken als beispielsweise im rund 20 Kilometer entfernten Neunkirchen oder in Homburg-Einöd.

50.000 YouTube-Abonnenten 

Diese Local-Hero-Strategie des Unternehmens wird modern vermittelt. Nicht nur, dass der Globus-YouTube-Kanal über 50.000 Abonnenten hat. Die 713 Videos informieren, sorgen aber auch dafür, dass es auf den Marktmonitoren nicht langweilig wird. Mit besonderer Genugtuung berichtet man außerdem von einem TV-Beitrag, in dem bei Galileo unter dem Titel „Sushi vom Sternekoch oder doch aus dem Supermarkt: Wo steckt der Unterschied?“ die Globus-Sushi mit denen des japanischen Meisterkochs Yoshizumi Nagaya verglichen werden – und sich durchaus neben ihnen behaupten können.

Mit Preisen und Bundle punkten

Und mit welchen Preisen lockt Globus dank Eigenproduktion? Das Fleischkäsebrötchen gibt’s mit „Festpreis-Garantie“ für einen Euro, der Preis für ein günstiges Mittagessen soll auch in der aktuellen Situation bei fünf Euro bleiben. „Hausgemacht bleibt günstig“, steht auf dem Plakat über der Metzgergrillstation. Rohe Bratwurst liegt mit dem Kilo-Grundpreis von 7,90 Euro in der Prepack-Theke. Systematisch setzt Globus auf Bündelangebote. Die Vesperplatte namens Saarschleife ist für gut 14 Euro im Angebot, die 350-Gramm-Räucherfischplatte für acht Euro. Globus Weizenbrötchen gibt es im Gebinde mit zehn Stück für 1,29 Euro. 800 Gramm Sahnebiskuittorte sind für 7,99 Euro zu haben, ein Kilo Butterstreuselkuchen mit Vanillecreme für 6,93 Euro.
Im Januar 2023 hat man in der Markthalle Dudweiler die Gastronomie eröffnet – drei Monate nach Markteröffnung. Die Abläufe wurden im Vergleich zu anderen Märkten vereinfacht, das Angebot erweitert. So können die Gäste der 140 Innen- und 65 Außensitzplätze nun zwischen Pizza, Pasta, Fleischkäse und Sushi wählen – für 33 Euro gibt’s ein Kilo.☐


INTERVIEW

Matthias Bruch, Sprecher Geschäftsführung Globus Gruppe

Wie ist Ihre erste Bilanz, nachdem Globus in drei Jahren 16 ehemalige Real-Standorte übernommen hat?
Das Geschäftsjahr hat gezeigt, dass wir uns auch in einem gesamtwirtschaftlich sowie geopolitisch anspruchsvollen Umfeld gut behaupten und als Gruppe starke Ergebnisse erwirtschaften können.

Welche Rolle spielt dabei das Konzept der Eigenproduktion?
Eine große Rolle. Wir können unseren Kunden ein unvergleichbares Preis-Qualitäts-Verhältnis bieten. Die Eigenproduktion verzeichnet eine anhaltend starke Entwicklung mit steigenden Absätzen und einem Umsatzwachstum deutlich über den Inflationsraten.

Globus bietet seinen Mitarbeitern eine Beteilung an. Warum?
Unsere Mitarbeiter können sich seit den 1990er Jahren am Unternehmen beteiligen und werden dadurch zum „Unternehmer im Unternehmen“. Etwa die Hälfte macht davon Gebrauch und partizipiert als stiller Gesellschafter direkt am Erfolg des eigenen Standortes oder des Gesamtunternehmens.


MARKTDATEN

Globus Markthalle, Dudweiler

  • Adresse: Fischbachstr. 121, 66125 Dudweiler
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 8 bis 20 Uhr
  • Verkaufsfläche: 4.800 m² (inkl. Getränkemarkt)
  • Zahl der Produkte: 35.000
  • Zahl der Kassen: 10, davon 6 SB-Kassen
  • Zahl der Mitarbeiter: 145 
  • Zahl der Parkplätze: 390
  • Besonderheiten: Gastronomie mit 140 Innen- und 60 Außenplätzen, eigene Metzgerei, Bäckerei, eigene Sushi-Produktion

Die gesamte Bilderstrecke öffnet sich beim Klick auf das Foto.

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