95 Jahre RUNDSCHAU: Schwarzwaldmilch – Flexibel wachsen
Im herausfordernden Markt für Molkereiprodukte setzt Schwarzwaldmilch auf ein Geschäftsmodell mit mehr Markenlizenzen. Der Schlüssel ist Qualitäts- und Vermarktungskompetenz.
Interview mit Andreas Schneider, Geschäftsführer von Schwarzwaldmilch, anlässlich der Jubiläumsausgabe "POWER BRANDS" zum 95-jährigen Bestehen der RUNDSCHAU für den Lebensmittelhandel.
Herr Schneider, was macht die Marke Schwarzwaldmilch aus?
Die Marke lebt vom Qualitäts- und Genussversprechen unserer Molkereiprodukte, bei gleichzeitig eindeutiger regionaler Verortung in der Schwarzwaldregion

Foto: Jonas Conklin
Und diese Markenstrategie funktioniert?
Es hat sich gezeigt, dass wir einen großen Kern sehr treuer Kunden haben. Wir haben uns großes Vertrauen aufgebaut. Diesen Verbrauchern geht es beim Thema Milch um Qualität und Genuss, das Herkunftsversprechen unserer Milch ist ihnen wichtig. Das mittelbare Thema ist aber auch die Offenhaltung und Pflege der einzigartigen Schwarzwälder Kulturlandschaft als Ort der Erholung, Biodiversität und als wichtiger CO2-Speicher.
Wie können Sie mit dieser Strategie wachsen?
Der Markt wird immer schwieriger, und der Milchmarkt befindet sich in einer Transformationsbewegung. Und die mannigfaltigen Veränderungen und Volatilitäten beschleunigen sich noch! In einem herausfordernden Markt kann man sich nicht auf dem ausruhen, was man gestern geleistet hat. Wir brauchen Flexibilität im Denken und Reaktionsschnelligkeit – und da sind wir sehr gut aufgestellt.
Sie setzen also zukünftig auf neue Produkte?
Wir sind u.a. bei der Proteinmilch Marktführer in Deutschland und bauen das Sortiment weiter aus. Allein 2023 hatte die Produktlinie Schwarzwaldmilch Protein ein Umsatzplus von knapp 90 Prozent. Mit Landliebe positioniert das Unternehmen Schwarzwaldmilch eine weitere Marke. Im Juni 2023 haben wir uns die Landliebe-Markenlizenz für frische Milchmischgetränke und Frischmilch in der Glasflasche gesichert. Durch die Markennutzung über einen Lizenzvertrag mit UTM (Unternehmensgruppe Theo Müller, Anm. d. Red.) ergänzen wir unser Geschäftsmodell. Innerhalb unserer Markenlizenzen können wir nun das Landliebe-Sortiment nach und nach durch andere Produkte erweitern.
Das bedeutet, Wachstum durch verschiede Marken, nicht nur durch die eine Marke Schwarzwaldmilch?
Ja. Dieses Jahr haben wir mit der frischen Proteinmilch der Marke Ehrmann eine zusätzliche Markenlizenz erworben. Dies ist für uns ein weiterer wichtiger Schritt im Sinne der wertschöpfenden Veredelung der Rohmilch unserer Schwarzwaldmilch-Erzeuger. Dass wir die Lizenz für Proteinmilch der Marke Ehrmann bekamen, zeugt außerdem von unserer in der Milchbranche wahrgenommenen hohen Qualitäts- und Vermarktungskompetenz.
Unter der Marke Velike! produziert die Black Forest Nature GmbH, eine 100-prozentige Schwarzwaldmilch-Tochter Haferdrinks, also Milchalternativen. Woher kam die Idee? Gibt es einen Think Tank bei Schwarzwaldmilch?
Wir nennen es “Waschmaschine” – da kommen viele Ideen hinein und eventuell werden einige bei Eignung realisiert. Wir haben vor sechs Jahren begonnen, uns mit Milchalternativen zu beschäftigen, schon da war sichtbar, dass der vegane Bereich sich deutlich entwickelt. Wir beobachten Trends und gesellschaftliche Veränderungen. Die Black Forest Nature wurde als eigenständige GmbH kreiert, um Bio Haferdrinks aus der Region zu entwickeln und zu vertreiben.
Schwarzwaldmilch tätigt für ein Molkereiunternehmen überdurchschnittlich hohe Investitionen, warum?
Weil der Nachhaltigkeitsgedanke zu unserer DNA als genossenschaftlich getragene Molkerei gehört. Unsere Genossenschaftler, die Schwarzwaldbauern, denken nicht kurzfristig, sie bewirtschaften ihre Höfe seit Generationen. Das muss sich auch in unserer Investitionsstrategie widerspiegeln. Nur mit einem zukunftsfähigen Standort sind wir enkelfähig.
Wir haben in den letzten Jahren konsequent zwischen 3 und 5 Prozent des Konzernumsatzes investiert, das liegt für Molkereien am absolut oberen Ende. Aber wir sind uns sicher, dass wir das tun müssen, um unserem eigenen Innovationsanspruch gerecht zu werden.
Hier spielt auch das Thema Energie eine wichtige Rolle. Unsere neue Energiezentrale ist im November 2023 in Betrieb gegangen, die Abwärme aus der Milchverarbeitung der Molkerei versorgt in Freiburg 3.500 Menschen klimaneutral mit Wärme. Und mit ihren Leistungsdaten gehört die Photovoltaik-Anlage der Schwarzwaldmilch zu den Top Ten auf Industriebauten in Freiburg.
Gibt es unter den Molkereiunternehmen der Welt eines, das Ihnen besonders imponiert?
Eine interessante Frage! Tatsächlich habe ich in anderem Zusammenhang die Firma Almarai kennengelernt. Diese maximale Professionalität, Produktivität und strategische Ausrichtung unter schwierigsten Rahmenbedingungen auf der arabischen Halbinsel imponieren mir sehr. Aber ich bin froh, dass wir im Schwarzwald sind und andere natürliche Rahmenbedingungen haben.