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BDSI: "Gewerkschaftsforderung ist realitätsfremd"

Die Gewerkschaft NGG hat die regionalen Tarifverträge für die Süßwarenindustrie gekündigt und fordert bundesweit einheitlich ein Lohnplus von 9,9 Prozent. Das sei realitätsfremd, kommentiert der Bundesverband der Süßwarenindustrie.

Von Sibylle Menzel | Fotos: AdobeStock/exclusiv design

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat die regionalen Tarifverträge für die Süßwarenindustrie gekündigt und den Bundesverband der Süßwarenindustrie (BDSI) zu bundesweit einheitlichen Tarifverhandlungen aufgefordert.

Freddy Adjan, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft NGG: „Von den hohen Preisen – insbesondere für Lebensmittel – sind die Beschäftigten überall in Deutschland betroffen. Wir fordern bundesweit einheitlich ein Lohnplus von 9,9 Prozent, mindestens aber 360 Euro mehr pro Monat. Die Süßwarenbranche konnte im Handel teils deutliche Preissteigerungen durchsetzen und hat die Produktionsmengen gesteigert. Auch, um im Vergleich mit anderen Branchen im Kampf um Arbeits- und Fachkräfte aufzuholen, muss die Branche bei den Löhnen deutlich nachbessern.“ 

Die Arbeitgeber, so die Reaktion von Dr. Mario Mundorf, tarifpolitscher Geschäftsführer im BDSI, erwarten in den anstehenden regionalen Tarifverhandlungen von der Gewerkschaft Augenmaß und Realitätssinn: "Der uns von der NGG präsentierte Forderungskatalog mit einer 9,9%igen Lohnsteigerung ist realitätsfremd und daher für uns unvorstellbar."  Die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie stehen zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die eine exzellente Arbeit leisten, und wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Gerade deshalb fordert der BDSI einen moderaten und fairen Abschluss - fair auch für jene Unternehmen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht. Denn nur so erhalten wir Arbeitsplätze und Wohlstand."

Der BDSI weist außerdem darauf hin, dass enorme Kostenbelastungen immer mehr zu einer Standortentscheidung oder gar einer Existenzfrage  für die Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie werden. Dabei würden sich insbesondere, aber nicht nur die bereits in den letzten zwei Jahren stark gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Logistikkosten auswirken, sondern auch standortbedingte Belastungen, die in Deutschland überdurchschnittlich hoch seien. Hierzu zählen etwa die Steuern und Abgaben, Arbeitskosten und Bürokratiebelastungen.

Bei den Kakao- und Zuckerpreisen ist im letzten Jahr der Weltmarktpreis für Kakao explodiert und hat sich mehr als verdreifacht. Zeitweise wurde er an den Börsen in New York und London bei über 10.000 Euro pro Tonne gehandelt.

 

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