Die Ausgangslage: Auch in Zeiten der Inflation greifen Verbraucher zu Bio-Lebensmitteln, der Kaufrückgang bei Bio-Markenwaren ist allerdings deutlich. Damit stehen Bio-Marken vor der großen Herausforderung, sich zukunftsfähig aufzustellen.
Das Messeduo Biofach und Vivaness nimmt angesichts der aktuellen Entwicklungen Einkaufsverhalten und Markenloyalität unter die Lupe - gemeinsam mit Max Thinius, der vor allem die Chancen aufzeigt, die mit fortschreitender Digitalisierung einhergehen. Die RUNDSCHAU hat bei dem Futurologen nachgefragt.
RUNDSCHAU: Sie prognostizieren, dass zukünftig jede Person mehr Hoheit über die eigenen Daten haben wird. Warum ist das in diesem Zusammenhang so wichtig und von welchen Kanälen sprechen wir?
Max Thinius: Wir sprechen von allen Kanälen. Und genau das ist zunehmend ein Problem. Derzeit „spenden“ wir nämlich alle unsere Daten großen Konzernen und geben die Kontrolle ab. Es werden in unserem Alltag zunehmend mehr Daten gesammelt: Smarte Städte, smarte Arbeit, smarte Produkte, smarte Ernährung und Gesundheit etc.
Die Vielfalt und Vielzahl dieser Daten dürfen nicht in der Hand einiger weniger liegen. Das wäre eine Persönlichkeitskontrolle. Deshalb entwickelt sich das Internet weiter. In dieser Weiterentwicklung wird es Datensilos für Menschen, Produkte, Unternehmen geben. Sprich: Jeder behält seine Daten für sich und gibt sie nur noch gezielt frei.
Man nennt das tatsächlich derzeit auch „Metaverse“. Das Metaverse hat nichts mit lustigen Avataren oder Kunstwelten zu tun, sondern organisiert, dass wir Daten selbst besitzen und damit genauso bewusst agieren können wie heute mit Geld.
Kurzum: Wir werden mit Daten und damit auch mit unseren Algorithmen so umgehen wie derzeit mit Geld und es auch selbst verwalten.
Und wenn wir mit Daten wie mit Geld umgehen, hat das Folgen...
Wir werden mit Daten mehr Werte in unserem Alltag abbilden können. In der heutigen industriellen Struktur funktioniert vor allem der monetäre Wert, da es der Einzige ist, den wir erkennen können.
Wenn über Daten auch Werte wie lokale Produktion, Nachhaltigkeit, soziale Verträglichkeit, dargestellt werden können, werden wir eine mehrdimensionale Werteskala haben und der monetäre Wert wird nicht mehr der Einzige sein.
Dann können wir zunehmend entscheiden, welcher Wert uns am wichtigsten ist. Das können wir heute zwar auch schon, aber zukünftig sehen wir dann direkt während unserer Handlung welchen Wert wir damit unterstützen. Wir bekommen also eine direkte Resonanz.
Diese direkte Resonanz wird unser Verhalten maßgeblich beeinflussen, da ich auf dem Smartphone sehen kann, was ich mit der Welt anstelle und was die Welt bzw. die von mir konsumierten Produkte mit mir anstellen. Ich vermute oder glaube das dann nicht mehr nur, sondern ich sehe es.