Artikel

Fleischwirtschaft: Schlachtkapazitäten für Schweine fehlen

Um ihre Mitarbeiter vor Covid 19 zu schützen, haben Schlachthöfe ihre Kapazitäten reduziert. Laut Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbands, geraten Sauenhalter, Mäster und Vermarkter unter immer stärkeren Druck.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Westfleisch

Die deutsche Fleischwirtschaft steht angesichts der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen unter starkem Druck. Laut dem Deutschen Raiffeisenverband (DRV), der die Interessen der genossenschaftlich orientierten Unternehmen der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft vertritt, haben Schlachthöfe zum Schutz ihrer Mitarbeiter vor Covid 19 ihre Kapazitäten reduziert. "Gesundheitsschutz hat oberste Priorität, in der Folge geraten aber Sauenhalter, Mäster und Vermarkter unter immer stärkeren Druck", so DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp. Der Raiffeisenverband setzt sich auf politischer Ebene mit Nachdruck für eine Lösung ein.

Den Angaben zufolge macht sich im Schlacht- und Nutzviehbereich aufgrund dieser großen und weiter zunehmenden Überhänge an Schlachtschweinen Resignation breit. Holzenkamp: "Die Schlachtgewichte der Schweine steigen jede Woche und es ist nicht absehbar, dass sich die Situation in den kommenden Wochen entschärfen könnte." In der Folge werde es immer schwieriger, Ferkel zu vermarkten, da die Mäster immer weniger bereit oder in der Lage seien, neue Tiere einzustallen. Die Schlachtschweine könnten nur mit großer Verzögerung abgenommen werden und würden somit länger im Stall bleiben und weiter wachsen. "Dies kann nicht im Sinne des Tierschutzes sein, aber die Politik scheint das sich verschärfende Problem auf der Erzeuger- und Vermarkterstufe noch gar nicht zu kennen", so DRV-Präsident Holzenkamp weiter. Anträge auf Sondergenehmigungen für Schlachtungen an Feiertagen oder auf Arbeitszeitverlängerungen seien vielfach abgelehnt worden.

Für den DRV ist die Lösung des Problems klar. Holzenkamp: "Um der gesamten Wertschöpfungskette in der doppelten, durch Corona- und ASP verursachten Krise endlich Luft zu verschaffen und den Tierschutz in den Ställen zu wahren, muss es möglich gemacht werden, die Schlacht- und Verarbeitungskapazitäten im Rahmen der Corona- und Arbeitsschutzmaßnahmen zu erhöhen. Dazu muss vorübergehend das Arbeitsverbot an Sonntagen aufgehoben werden und längere Arbeitszeiten müssen möglich sein."

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise