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RUNDSCHAU Round Table Fleisch & Wurst: Fleischbranche bekennt Farbe

Zum ersten Mal nach den Problemen durch Corona-Vorfälle äußert sich die Fleischindustrie in der RUNDSCHAU über Krisenbewältigung und die Zukunft der Branche. Im Fokus: die Wiedererlangung des Konsumentenvertrauens.

Von Marcelo Crescenti | Fotos: RUNDSCHAU

THEMA 1: ZEITENWENDE

Die Krise, die durch Corona ausgelöst wurde, hat dauerhafte Auswirkungen auf Produktion und Konsum von Fleisch.

Hans-Ewald Reinert: Wir haben eine Zeitenwende in der Branche. Zum einen haben wir das Thema Arbeitschutzkontrollgesetz mit den Auswirkungen auf Werkverträge und Leiharbeit, aber auch das Thema Umbruch in der Landwirtschaft. Wir haben den schrumpfenden Konsum und die Verlagerung des Konsums in Richtung alternativer Proteine sowie das Tierwohlthema. Jetzt kommen noch die politischen Themen, mit der Sonderabgabe Fleisch. Die Veggie-Erfolge sind möglicherweise als Gegenformation zu sehen. Also kurz und gut, eine wahre Zeitenwende. Ich kenne die Branche zwar seit 30 Jahren, und es ging immer auf und ab. Aber das, was wir jetzt auf dem Tablett haben – und was noch etwas kaschiert wird durch die aktuell entspanntere Situation auf der Erlösseite, die ja auch ein wenig durch Corona geprägt ist – darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir ein unglaublich herausforderndes Zukunft sszenario haben.

André Vielstädte: Ich glaube, wir stehen wirklich jetzt mittendrin. Das Flugzeug, in dem wir sitzen, hat jetzt mal so richtig Schub bekommen, so dass die Geschwindigkeit dieses Change-Prozesses enorm zugelegt hat. Und die Kernfrage für die gesamte Industrie lautet: Gelingt es uns, für unsere Produkte eine gesellschaft liche Akzeptanz zu haben? Denn die Produkte müssen nicht nur satt machen, sondern sie müssen akzeptiert werden. Und wir werden nochmals 10.000 Meter höher fl iegen müssen. Weil wir jetzt einen richtigen wirtschaft lichen Druck durch die Afrikanische Schweinepest dazubekommen. Zumindest in der Schlachterindustrie wird die Wirtschaft - lichkeit durch die Exportsituation nochmals verändert.

Gabriele Weiss Brummer: Jetzt ist genau der Zeitpunkt, um den Konsumenten noch klarer und bewusster zu machen, dass Qualität ihren Preis hat. Denn jetzt sind die Verbraucher bereit, nachzudenken. Sie kaufen bewusster ein, achten mehr auf Qualität – und wenn man das glaubhaft belegen kann, dass man qualitativ hochwertiges Fleisch anbietet, dann kann man auch seine Position im Markt sicherstellen und den Verbraucher überzeugen, Fleisch zu konsumieren. Das ist jetzt der Scheideweg, an dem sich die Spreu vom Weizen trennt.

Ingo Stryck: Ich will jetzt kein Wasser in den Wein kippen, muss das aber doch ein wenig tun. Wir müssen davon ausgehen, dass wir in Deutschland eher rezessive Tendenzen durch Corona bekommen werden. Also auch eine schwächere Kaufkraft . Im Bereich Gefl ügelwurst sind die Marken zuletzt stärker gewachsen als die Handelsmarken. Wie weit das jetzt anhält, ist aber eine andere Frage. Und klar gibt es die Tendenzen, qualitativ Hochwertiges anzubieten, wir haben ja seit Jahren Qualitätsprogramme. Doch wir wissen alle, dass es verdammt schwer ist, eine höhere Qualität auch zum angemessenen Preis im Markt zu platzieren. Das ist alles andere als ein Selbstläufer.

Peter Cornelius: Ich glaube, wir müssen den Markt ein wenig trennen. Es wird viele Leute geben, die zum Discount gehen und jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Und es wird andere Konsumenten geben, die, wenn sie die richtigen Informationen haben und die Herkunft der Ware geregelt ist, dann auch bereit sind, mehr zu zahlen. Ich halte es für ein großes Problem, ...

<link https: www.rundschau.de fileadmin user_upload epaper ru-2020-10>Die komplette Diskussionsrunde des Round Table Fleisch & Wurst finden Sie in unserem E-Paper.

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