Da liegt sie eingebettet im länglichen goldfarbenen Karton, prächtig glänzend und in der typischen Farbe. Die Seite eines Lachses, geräuchert, vakuumverpackt und in der weißen Geschenkbox, von der sich die Schweizer Flagge markant abhebt. Salmo salar, der Atlantische Lachs. Gezüchtet und verarbeitet im schweizerischen Graubünden, tausend Kilometer vom nächsten Atlantik entfernt.
Über tausend Kilometer weiter nördlich im kleinen Ostseebad Strande an der Kieler Förde schwimmen die White Tiger Garnelen an Land in großen Becken in 28 Grad warmem Salzwasser. „Liebe Kunden, aufgrund der außergewöhnlich guten Nachfrage und unserer noch begrenzten Zuchtkapazität können wir derzeit leider keine Förde Garnelen liefern. Wir bitten um Ihr Verständnis“, heißt es in deutlich hervorgehobener Schrift auf der Homepage des Unternehmens. Ausverkauft. Die beiden Szenen beschreiben die aktuelle Situation, welche die Statistiken bestätigen. Der Fischkonsum nimmt zu, fast jeder fünfte verzehrte Fisch in Deutschland ist ein Lachs, Tendenz steigend. In Norwegen wurden 2020 rund 1,2 Millionen Tonnen Lachs gezüchtet, die Hälfte der gesamten weltweiten Lachsproduktion. Die Nachfrage ist die eine Seite.
Klimaveränderung und Lachslaus
Die Situation in der Produktion die andere. Die Süddeutsche Zeitung berichtete kürzlich über die paradoxe Situation, dass in Kalifornien junge Lachse in Tankkanistern an den Pazifik gefahren werden, weil die Flüsse, durch die die Tiere normalerweise ins Meer schwimmen, wegen großer Hitze austrocknen beziehungsweise das Wasser zu warm wird. Und dann gibt es die Lachslaus. Ein Parasit, mit dem Aquakulturen zunehmend Probleme haben, weil er gegen Antibiotika Resistenzen entwickelt. Doch woher soll gesunder Lachs kommen? In der Region Graubünden kommt er aus Lostallo.
Lachs aus schweizerischem Tal
Hier entdeckt man von der Autobahn zwischen Chur und Locarno ein elegantes kubisches Holzgebäude mit der ebenso eleganten Aufschrift Swiss Lachs. Anfangs das Projekt eines britischen Ingenieurs, der nach Betrachtung einer BBC-Dokumentation über konventionelle Lachszucht beschloss: Das muss anders gehen. So erzählt die Geschichte jedenfalls Ronald Herculeijns, der zusammen mit dem Ideengeber 2014 den ersten Businessplan geschrieben hat.
Heute ist aus der Idee ein florierendes Unternehmen geworden und Herculeijns Director Sales und Marketing bei der Swiss Alpine Fish AG. Denn Investorengeld wurde eingeworben, eine Schweizer Großbank engagierte sich. Es folgte eine zweijährige Bauphase und dann der Test mit Lachsforellen. „Wir wollten die neue Anlage mit einem robusteren Fisch starten“, erinnert sich Herculeijns an die Anfänge des Unternehmens.
Die Anlage lief gut und die Lachse durften einziehen. 2020 lieferte Swiss Lachs 360 Tonnen Salmo salar und plant bereits eine zweite Anlage, obgleich die Kapazität der bestehenden – kalkuliert mit 600 Tonnen rundem Fisch, also 480 Tonnen ausgenommenem – noch nicht ausgeschöpft ist. „Wir wollen keine zu hohen Besatzdichten, die Nachfrage ist aber enorm. Und wir wollen den First Mover Advantage für uns weiter nutzen“, so der Betriebswirtschaftler.