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Ladendiebe immer aggressiver, Inventurdifferenzen steigen

Auf einem Kongress in Köln wurden neue Zahlen zu Ladendiebstählen und Inventurdifferenzen im Handel vorgestellt – und auch Lösungen, um den Schaden zu reduzieren.

Sicherheitsexperten trafen sich auf dem EHI Inventur- und Sicherheitskongress in Köln.
Sicherheitsexperten trafen sich auf dem EHI Inventur- und Sicherheitskongress in Köln.
Von Marcelo Crescenti | Fotos: RUNDSCHAU/Crescenti

Fast fünf Milliarden Euro – das ist die Summe, die der deutsche Einzelhandel jedes Jahr durch Ladendiebstähle und Inventurdifferenzen als Verlust verbuchen muss. Dabei ist der Lebensmittelhandel mit knapp zwei Milliarden Euro an Schäden Spitzenreiter unter den Handelsbranchen. 

Das zeigt eine neue Studie des EHI Retail Institute, die auf einem Kongress in Köln vorgestellt wurde. Die Schäden haben im vergangenen Jahr um 3 Prozent zugenommen. Auch die Ausgaben mit Technik und Personal, um sie zu vermeiden, sind gestiegen: Laut EHI hat 2024 jeder vierte Händler sein Sicherheitsbudget erhöht.

Mehr Delikte durch professionelle Banden

Nur rund 2 Prozent der Ladendiebstähle werden angezeigt, schätzt Frank Horst, EHI-Experte für Sicherheit und Autor der Studie. Dabei gehen zwei Drittel aller Anzeigen auf Mehrfachtäter zurück. Das deutet auf eine andere Tendenz hin: Die Zunahme von Delikten durch organisierte Banden, die laut EHI für rund ein Drittel der Diebstähle verantwortlich sind.

Auf dem Kongress wurde auch Lösungen präsentiert. So arbeitet Kaufland mit der Beratung KPMG zusammen, um Inventurdifferenzen durch unehrliches Personal zu vermeiden. Mittels einer Analyse der Abverkaufsdaten werden Auffälligkeiten aufgespürt, die auf Mitarbeiterklau deuten könnten.

„Häufige Stornos, Retouren oder die manuelle Rückgabe von Pfandflaschen gehören zu insgesamt 40 solchen Mustern, die wir uns dann genauer anschauen“, sagt Thorsten König, Leiter Revision International bei Kaufland. Im Ausland nutzt Kaufland Kamerabilder und Bondaten, um kriminelle Mitarbeitenden zu erwischen. In Deutschland sei das System aufgrund strengerer Auflagen noch am Anfang.

Künstliche Intelligenz gegen Langfinger

Benjamin Guth und Quang Lam von Globus Baumärkte zeigten, wie das Unternehmen mit KI-Bilderkennung experimentiert, um künftig möglicherweise Tricksereien an den Self-Scanning-Kassen automatisch zu erkennen – zum Beispiel, wenn zu wenig Ware eingescannt wird. Die Herausforderungen sind hier aber noch groß.

Eine besorgniserregende Tendenz: Laut EHI-Experte Horst werden Ladendiebe immer aggressiver gegenüber Ladenpersonal. Insgesamt betrug der Schaden für Supermärkte durchschnittlich 0,7 Prozent des Nettoumsatzes, bei Discountern waren es 0,72 Prozent. 

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