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Länderreport Bayern: Gutes von hier

Das produzierende Ernährungsgewerbe hat in Bayern 2022 insgesamt 37,5 Milliarden Euro umgesetzt. Das sind 5,6 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Die Entwicklung ist durchaus auch auf eine Zunahme der Inlandsumsätze zurückzuführen. Und basiert womöglich auch darauf, dass das Interesse der Konsumenten an regionalen Produkten weiter zugenommen hat.

Von Silke Detlefsen | Fotos: Adobe Stock/ThomasRichter

Die bayerischen Verbraucher legen in jedem Fall Wert auf die Qualität und Herkunft der Ware, die sie in ihren Einkaufskorb packen. Der bewusste Kauf von regionalen Produkten mit Siegeln hat laut der alp Bayern im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. Die Marketingagentur des Bayerischen Staatsminsteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bezieht sich dabei auf die „Bayernumfrage 2022“ der TU München. Und aus der geht auch hervor, dass sich mittlerweile 63 Prozent der Verbraucher im Freistaat beim Einkauf gezielt am Zeichen „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQ) orientieren, 55 Prozent am „Bayerischen Bio-Siegel“ (BBS). 2021 waren es noch 62 bzw. 50 Prozent. Gemäß der Studie gab die Hälfte der Befragten an, dass das BBS ihrer Meinung nach eine gute Möglichkeit zur Kennzeichnung von Bio-Produkten bietet. 


In das Kontrollsystem „Geprüfte Qualität – Bayern“ sind derzeit rund 2.900 LEH- und Bäckereifilialen eingebunden.

Quelle: alp Bayern


Der Bekanntheitsgrad wächst

Knapp 80 Prozent der Konsumenten kennen das GQ-Siegel und etwas mehr als 40 Prozent das BBS, dessen Bekanntheit im Vergleich zu 2021 leicht zugenommen hat. Diese Werte zeigen, dass die Regionalmarketingstrategie der Agentur für Lebensmittel – Produkte aus Bayern beim Endkunden sukzessive Früchte trägt, aber freilich noch weiter voranzutreiben ist. Daher unterstützt die alp Bayern den LEH auch weiterhin bei der Präsentation und Vermarktung bayerischer Produkte und kooperiert bei Aktionen.

„Es finden jährliche Gespräche mit dem LEH statt, bei denen genau diese Aspekte thematisiert werden“, erläutert alp-Leiter Anton Kreitmeir. Aktuell sind Botschafter für die beiden Siegel in Märkten zur Information der Kundschaft unterwegs. In der Vergangenheit wurde beispielsweise bei der Kennzeichnung bioregionaler Produkte am Regal durch besondere Schilder zusammengearbeitet, bei Anzeigen auf den Warentrennern und im Einkaufswagen, bei Radiospots im Markt oder Gewinnspielen. „Außerdem führen wir regelmäßig Kooperationen mit dem LEH zur Bekanntmachung der EU-herkunftsgeschützen Spezialitäten durch.“

Das betrifft derzeit 54 Produkte, die von der Europäischen Union als geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) oder geschützte geografische Angabe (g.g.A.) anerkannt sind und unter der Marke „WeltGenussErbe Bayern“ beworben werden. Man denke an den Bayerischen Meerrettich, Fränkischen Spargel, Allgäuer Emmentaler, Nürnberger Rostbratwürste oder Hopfen aus der Hallertau.


"Regionalität wird von den meisten Verbrauchern im Handel längst vorausgesetzt. Zusätzlich punkten kann man, wenn man noch eine Stufe weiter geht und auf Lokalität setzt."

Stephan Stadler, Edeka Stadler + Honner


Ziemlich gut informierte Verbraucher

Dass die Kunden die verschiedenen Regional-Siegel aus Bayern mittlerweile recht gut kennen, weiß auch Stephan Stadler. Zusammen mit seinem Cousin Hans-Jürgen Honner führt der Edeka-Händler mittlerweile zehn Märkte in der Metropolregion München sowie in Niederbayern. „Regionalität setzt der Kunde heute zumeist längst als selbstverständlich voraus und fragt deshalb schon gar nicht mehr nach“, ist seine Erfahrung.

Wer sich als Händler mit heimischen Produkten und Lebensmitteln profilieren will, müsse daher meist schon einen Schritt weiter gehen und den lokalen Aspekt ins Spiel bringen. Das bedeute unter anderem, mit Landwirten, kleineren Brauereien oder auch anderen Getränkeproduzenten vor Ort zusammenzuarbeiten. „Dabei muss man allerdings Geduld haben. Das ist ein längerfristiges Projekt“, weiß Stadler, der insbesondere in der Corona-Zeit nach lokalen Partnern gesucht hat. „In den ersten zwei Jahren wird der Händler nicht unbedingt die großen Erfolge haben. Den Kunden auf ein neues Produkt hinzuführen, das dauert.“

Schließlich muss – ein Beispiel – die Kartoffel eines Bauern aus der Nachbarschaft im riesigen Bestands-Sortiment aus Preiseinstiegsware, mehreren Sorten der Stammmarke, französischen Varianten und Drillingen zunächst einmal wahrgenommen werden. „Dann bekommt der Lieferant im September/Oktober für gewisse Zeit eine Sonderfläche. Aber die kann ich nicht das ganze Jahr über zur Verfügung stellen, denn da gibt es ja schon wieder etwas Neues.“ Also landet der lokale Neuzugang irgendwann in der Stammplatzierung, wo man ihn dann vielleicht lediglich noch mit einem Plakat oder einer Tafel herausstellen kann. 

Die Kunden werden preissensibler

Auch wenn Stephan Stadler es nicht an Verkaufszahlen festmachen kann, hat er den Eindruck, dass die Umsätze hochpreisiger bayerischer Produkte stagnieren. „Es gibt weiterhin einen festen Kreis an Stammkäufern. Aber die, die in den letzten Jahren hinzugekommen sind, weil sie in der Corona-Zeit mehr Geld zur Verfügung hatten, sind zur ihren altem Einkaufsverhalten zurückgekehrt“, schätzt er. Das könnte es zukünftig also durchaus erschweren, lokale Ware einzubinden. „Denn wenn 500 Gramm Nudeln vier Euro kosten, dann wird die Luft schon dünn.“

Das soll jetzt aber keinesfalls bedeuten, dass in Sachen Lokalität rein gar nichts mehr zu gewinnen ist. So kommt es ja auch auf den Standort an. „In unserem Markt in Freising zum Beispiel hatten wir es schon immer einfacher. Hier sind die Kunden sehr sensibel in Sachen gesunder Ernährung.“ Und sie waren schon immer sehr affin gegenüber lokalen und regionalen Produkten. Und was tun im eher ländlichen Raum? „Den Schwerpunkt auf die Frische setzen und hier jeden lokalen Anbieter einzeln präsentieren. Im Trockensortiment alle kleinen Lieferanten zusammenführen. So erzielt man eine Blockbildung und kann dem Kunden ein möglichst breites Sortiment aus dem Umkreis zur Auswahl bieten.“


INFO

Tipps für die Vermarktung

Werbemittel für Aktionen wie Bayernwochen können Lebensmittelhändler auf der Homepage der alp Bayern (www.alp-bayern.de, Menüpunkt „Serviceangebot“) bestellen. Es gibt dabei Materialien, die für jeden Händler zugänglich sind. Manche sind von der BBS- bzw. GQ-Zeichennutzung abhängig. 

Die Sichtbarkeit der Produkte, die an den GQ- und BBS-Qualitätsprogrammen teilnehmen, ganzjährig erhöhen? Alp-Leiter Anton Kreitmeir empfiehlt eine spezielle Kennzeichnung an den Regalschildern oder eine Gruppierung im Sinne eines „Regionalregals“: „Diese besonderen Hinweise am PoS unterstützen wir gezielt mit unseren Werbemitteln.“ 

Stephan Stadler von Edeka Stadler + Honner weist darauf hin, dass Getränke mit Regionalcharakter gut funktionieren. „Diese lassen sich in der Getränkeabteilung schön spielen“, rät er. Insbesondere dann, wenn man in der Nähe etwa einen Brunnen oder einen Limohersteller hat. Oder einen örtlichen Apfelsaft-produzenten. „Apfelsaft in Drei- oder Fünf-Liter-Kartons fällt auf. Hier unterscheidet sich allein schon einmal das Gebinde von herkömmlichen Angeboten. Wenn man so etwas bekommen kann, läuft das im Herbst sicher richtig gut.“


 

INTERVIEW

Anton Kreitmeir, Leiter der alp Bayern

Inwiefern unterstützt die alp Bayern den LEH bei der Präsentation bayerischer Lebensmittel? 
Ein aktuelles Beispiel stellen die Einsätze von Botschafterinnen und Botschaftern für die Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQ) und „Bayerisches Bio-Siegel“ (BBS) in LEH-Filialen dar: Geschulte Bäuerinnen und Bauern informieren die Marktkundschaft kompetent und authentisch über regionale konventionelle und biologisch erzeugte Produkte. 

Sie bieten dem Handel als Service viele Werbemittel, die online zu bestellen sind. Unter welche Voraussetzungen kann man diese nutzen? 
Die Werbemittel für das BBS sind daran gebunden, dass die Händler beziehungsweise die übergeordnete Organisationseinheit Zeichennutzer des BBS sind. Das ist beispielsweise bei den zwei großen Unternehmensverbünden im LEH der Fall. Äquivalent ist dies auch für das GQ-Siegel. Die allgemein gehaltenen Werbemittel wie Fahnenketten oder Produktplakate können von allen Händlern bestellt werden. 

Wie fördern Sie die weitere Bekanntheitssteigerung der beiden Siegel?
2022/23 sind es vor allem saisonale Kampagnen, die mit frischen Rezeptideen auf klassischen Großflächen und Social-Media-Kanälen die Bandbreite der GQ-/BBS-Produkte betonen.

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