Die bayerischen Verbraucher legen in jedem Fall Wert auf die Qualität und Herkunft der Ware, die sie in ihren Einkaufskorb packen. Der bewusste Kauf von regionalen Produkten mit Siegeln hat laut der alp Bayern im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen. Die Marketingagentur des Bayerischen Staatsminsteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bezieht sich dabei auf die „Bayernumfrage 2022“ der TU München. Und aus der geht auch hervor, dass sich mittlerweile 63 Prozent der Verbraucher im Freistaat beim Einkauf gezielt am Zeichen „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQ) orientieren, 55 Prozent am „Bayerischen Bio-Siegel“ (BBS). 2021 waren es noch 62 bzw. 50 Prozent. Gemäß der Studie gab die Hälfte der Befragten an, dass das BBS ihrer Meinung nach eine gute Möglichkeit zur Kennzeichnung von Bio-Produkten bietet.
In das Kontrollsystem „Geprüfte Qualität – Bayern“ sind derzeit rund 2.900 LEH- und Bäckereifilialen eingebunden.
Quelle: alp Bayern
Der Bekanntheitsgrad wächst
Knapp 80 Prozent der Konsumenten kennen das GQ-Siegel und etwas mehr als 40 Prozent das BBS, dessen Bekanntheit im Vergleich zu 2021 leicht zugenommen hat. Diese Werte zeigen, dass die Regionalmarketingstrategie der Agentur für Lebensmittel – Produkte aus Bayern beim Endkunden sukzessive Früchte trägt, aber freilich noch weiter voranzutreiben ist. Daher unterstützt die alp Bayern den LEH auch weiterhin bei der Präsentation und Vermarktung bayerischer Produkte und kooperiert bei Aktionen.
„Es finden jährliche Gespräche mit dem LEH statt, bei denen genau diese Aspekte thematisiert werden“, erläutert alp-Leiter Anton Kreitmeir. Aktuell sind Botschafter für die beiden Siegel in Märkten zur Information der Kundschaft unterwegs. In der Vergangenheit wurde beispielsweise bei der Kennzeichnung bioregionaler Produkte am Regal durch besondere Schilder zusammengearbeitet, bei Anzeigen auf den Warentrennern und im Einkaufswagen, bei Radiospots im Markt oder Gewinnspielen. „Außerdem führen wir regelmäßig Kooperationen mit dem LEH zur Bekanntmachung der EU-herkunftsgeschützen Spezialitäten durch.“
Das betrifft derzeit 54 Produkte, die von der Europäischen Union als geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) oder geschützte geografische Angabe (g.g.A.) anerkannt sind und unter der Marke „WeltGenussErbe Bayern“ beworben werden. Man denke an den Bayerischen Meerrettich, Fränkischen Spargel, Allgäuer Emmentaler, Nürnberger Rostbratwürste oder Hopfen aus der Hallertau.
"Regionalität wird von den meisten Verbrauchern im Handel längst vorausgesetzt. Zusätzlich punkten kann man, wenn man noch eine Stufe weiter geht und auf Lokalität setzt."
Stephan Stadler, Edeka Stadler + Honner
Ziemlich gut informierte Verbraucher
Dass die Kunden die verschiedenen Regional-Siegel aus Bayern mittlerweile recht gut kennen, weiß auch Stephan Stadler. Zusammen mit seinem Cousin Hans-Jürgen Honner führt der Edeka-Händler mittlerweile zehn Märkte in der Metropolregion München sowie in Niederbayern. „Regionalität setzt der Kunde heute zumeist längst als selbstverständlich voraus und fragt deshalb schon gar nicht mehr nach“, ist seine Erfahrung.
Wer sich als Händler mit heimischen Produkten und Lebensmitteln profilieren will, müsse daher meist schon einen Schritt weiter gehen und den lokalen Aspekt ins Spiel bringen. Das bedeute unter anderem, mit Landwirten, kleineren Brauereien oder auch anderen Getränkeproduzenten vor Ort zusammenzuarbeiten. „Dabei muss man allerdings Geduld haben. Das ist ein längerfristiges Projekt“, weiß Stadler, der insbesondere in der Corona-Zeit nach lokalen Partnern gesucht hat. „In den ersten zwei Jahren wird der Händler nicht unbedingt die großen Erfolge haben. Den Kunden auf ein neues Produkt hinzuführen, das dauert.“
Schließlich muss – ein Beispiel – die Kartoffel eines Bauern aus der Nachbarschaft im riesigen Bestands-Sortiment aus Preiseinstiegsware, mehreren Sorten der Stammmarke, französischen Varianten und Drillingen zunächst einmal wahrgenommen werden. „Dann bekommt der Lieferant im September/Oktober für gewisse Zeit eine Sonderfläche. Aber die kann ich nicht das ganze Jahr über zur Verfügung stellen, denn da gibt es ja schon wieder etwas Neues.“ Also landet der lokale Neuzugang irgendwann in der Stammplatzierung, wo man ihn dann vielleicht lediglich noch mit einem Plakat oder einer Tafel herausstellen kann.
Die Kunden werden preissensibler
Auch wenn Stephan Stadler es nicht an Verkaufszahlen festmachen kann, hat er den Eindruck, dass die Umsätze hochpreisiger bayerischer Produkte stagnieren. „Es gibt weiterhin einen festen Kreis an Stammkäufern. Aber die, die in den letzten Jahren hinzugekommen sind, weil sie in der Corona-Zeit mehr Geld zur Verfügung hatten, sind zur ihren altem Einkaufsverhalten zurückgekehrt“, schätzt er. Das könnte es zukünftig also durchaus erschweren, lokale Ware einzubinden. „Denn wenn 500 Gramm Nudeln vier Euro kosten, dann wird die Luft schon dünn.“
Das soll jetzt aber keinesfalls bedeuten, dass in Sachen Lokalität rein gar nichts mehr zu gewinnen ist. So kommt es ja auch auf den Standort an. „In unserem Markt in Freising zum Beispiel hatten wir es schon immer einfacher. Hier sind die Kunden sehr sensibel in Sachen gesunder Ernährung.“ Und sie waren schon immer sehr affin gegenüber lokalen und regionalen Produkten. Und was tun im eher ländlichen Raum? „Den Schwerpunkt auf die Frische setzen und hier jeden lokalen Anbieter einzeln präsentieren. Im Trockensortiment alle kleinen Lieferanten zusammenführen. So erzielt man eine Blockbildung und kann dem Kunden ein möglichst breites Sortiment aus dem Umkreis zur Auswahl bieten.“