Seit Jahren gibt es im Lebensmittelhandel einige Mega-Trends, die niemand außer Acht lassen kann – einer davon heißt Regionalität. Doch was bedeutet eigentlich regional? Bis zu welcher Entfernung zum Erzeuger ist ein Produkt noch lokal, ab wann ist es regional und wann überregional? Die Grenzen scheinen diesbezüglich fließend zu sein. Nach Einschätzung von Uwe Lebok vom Marktforschungsunternehmen K&A BrandResearch (s. Interview S. 26) gibt es zumindest einen intuitiven Richtwert mit einer Bandbreite von 50 bis 100 Kilometern, die von den meisten Verbrauchern als regional eingestuft wird.
"Wir müssen die Kunden mit regionalen Artikeln begeistern und ihnen klarmachen, dass es sich lohnt, sie zu kaufen."
Max Stenten, Rewe Stenten
Mit Regio beim Shopper punkten
Klar ist: Ein Lebensmittel mit der Aufschrift „Aus der Region“ klingt für Shopper nicht nur verlockend, sondern gibt ihnen automatisch eine Art „gutes Gewissen“ mit an die Hand. Die Assoziation mit kurzen Transportwegen, dem kleinen Produzenten um die Ecke und einer daraus resultierenden hohen beziehungsweise höheren Qualität als aus der Massenproduktion ist dabei durchaus gewollt. So ist es wenig verwunderlich, dass die großen Handelsorganisationen inzwischen ganz bewusst mit „Regio“ werben und die jeweiligen Artikel im Markt entsprechend kennzeichnen.
Innerhalb der Rewe Group hat beispielsweise Penny mit „Marktliebe Regional“ zuletzt eine eigene übergreifende Regionalmarke
geschaffen. Der Discounter verweist in diesem Zusammenhang auf eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022, nach der 84 Prozent der Befragten die regionale Herkunft bei frischem Obst und Gemüse wichtig ist. Dabei versteht Penny den Begriff der „Regionalität“ so, dass die Produkte im jeweiligen gekennzeichneten Bundesland oder übergeordneten Anbaugebiet hergestellt werden. Derzeit habe man bis zu 200 Sorten Obst und Gemüse im Sortiment, ungefähr die Hälfte davon stamme aus konventioneller und ökologischer Produktion in Deutschland, bis zu 50 Artikel seien regionales Obst und Gemüse. Geplant sei laut Penny, den Anteil regionaler Produkte über sämtliche infrage kommende Warenbereiche weiter auszubauen.
Ein weiteres Beispiel, das die Bedeutung des Themas unterstreicht, war vor Kurzem bei Kaufland zu besichtigen. Knapp 300 Filialen nahmen an den sogenannten Regio-Tagen des Großflächen-Discounters teil, mit denen dieser für die Wertschätzung regionaler und saisonaler Lebensmittel sensibilisieren wollte, von regional hergestellten Ölen über Honig bis hin zu Wurstwaren von der Metzgerei um die Ecke. Dabei stellten im vergangenen Monat regionale Erzeuger Lebensmittel und ihre persönlichen Geschichten dahinter vor. Kunden konnten zudem in allen teilnehmenden Filialen mit regionalen Ausstellern mittels QR-Codes an einer Gewinnverlosung teilnehmen.