Artikel

Schwarzwaldmilch 2022: Steigender Umsatz, sinkender Bilanzgewinn

Massiver und aktuell andauernder Markt- und Leistungsdruck machte der Schwarzwaldmilch-Gruppe 2022 zu schaffen. Das Markengeschäft wuchs um 7,1 Prozent, Landliebe ist strategisch wichtig.

Das Schwarzwaldmilchteam (v.l.n.r.): Björn Beckmann (Geschäftsleitung Finanzen/Verwaltung), Andreas Schneider (Geschäftsführer), Heinz Kaiser (Geschäftsleitung Landwirtschaft/Produktion/Logistik) und Markus Kaiser (Aufsichtsratsvorsitzender). Foto: Schwarzwaldmilch/ Jonas Conklin
Von Martina Kausch | Fotos: Schwarzwaldmilch, Jonas Conklin

„Wir sind und bleiben Anbieter von Premium Markenprodukten mit eindeutiger Herkunft. Dieser Wertschöpfungsansatz ist betriebswirtschaftlich nachhaltig und in Verbindung mit unserem differenzierten Geschäftsmodell Garant für Stabilität in einem Markt, der von massiver Volatilität geprägt ist, erklärte Schwarzwaldmilch-Geschäftsführer Andreas Schneider bei der Vorstellung der Geschäftszahlen 2022. Trotzdem: Angesichts von preissensiblen Kunden und zunehmend Eigenmarken forcierenden Handelsunternehmen muss die Molkerei Herausforderungen meistern. Gegenüber einem Konzernbilanzgewinn von 2,2 Millionen Euro für 2021 sank dieser Gewinn für 2022 auf 1,4 Millionen Euro. 

Die Schwarzwaldmilch-Gruppe hat 2022 erstmalig einen Umsatz von fast 250 Millionen Euro erwirtschaftet und den Rekordumsatz aus dem Jahr 2021 nochmals um sieben Prozent gesteigert. Das Markengeschäft mit plus 7,1 Prozent sowie alle strategischen Geschäftsfelder sorgten für diese Ergebnis. Das Umsatzwachstum wurde primär durch Preiserhöhungen erzielt,  "das deutliche Umsatzwachstum war auch zwingend nötig", heißt es in einer Unternehmensmitteilung. Durch die gestiegenen Milchauszahlungspreise sei im Vergleich zum Jahr 2021 fast 30 Millionen Euro zusätzlich auf die Schwarzwaldmilch-Höfe gebracht worden, zudem musste ein Kostenanstieg (ohne Milchgeldauszahlung) auf Molkereiebene in knapp zweistelliger Millionenhöhe kompensiert werden. 

Der Markenlinien-Umsatz entwickelte sich im Jahr 2022 weiter positiv. Das Markensortiment bleibt zentraler Umsatztreiber der Schwarzwaldmilch-Gruppe und verzeichnete strategiekonform ein Wachstum um 7,1 Prozent – bei leicht rückläufigem Absatz. „Wir wachsen weiterhin rein ertragsorientiert und nicht über Aktions- oder Niedrigpreise“, sagt Andreas Schneider. Besonders positiv haben sich im Jahr 2022 die Produktlinien Schwarzwaldmilch (plus 18,5 Prozent), Schwarzwaldmilch Protein (plus 11,5 Prozent), Schwarzwaldmilch Heimat (plus 10,8 Prozent) und LAC lactosefrei (plus 2,9 Prozent) entwickelt. Gleichzeitig konnten sich die Linien BIO und BIO Heumilch dem allgemeinen Druck auf den Bio-Bereich nicht entziehen und waren leicht rückläufig. „Dies ist auf die inflationsbedingte, allgemeine Kaufzurückhaltung zurückzuführen – insbesondere bei den Herstellermarken“, ordnet Schneider ein.

Das Bio-Thema

Insgesamt sank der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland um 3,5 Prozent; dass der Rückgang nicht noch stärker ausfiel, ist vor allem auf die Bio- Handelsmarken des Lebensmitteleinzelhandels zurückzuführen. Laut Nielsen Marktforschungszahlen für das Kalenderjahr 2022 ist Schwarzwaldmilch im Segment der Biomilch in Deutschland beim Umsatz marktführend unter den Herstellermarken. In der Kategorie weiße Linie lactosefrei gekühlt insgesamt sowie in den Kategorien frische Sahne, Schmand und Speisequark ist Schwarzwaldmilch mit der Marke LAC lactosefrei ebenfalls in Deutschland die Nummer Eins unter den Herstellern lactosefreier Marken-Milchprodukte. Darüber hinaus ist Schwarzwaldmilch in den Segmenten Weide-Trinkmilch insgesamt und Schlagsahne im Mehrwegglas ebenfalls die Nummer Eins unter den Markenherstellern. „Diese starke Marktposition ist in unserer Größe nur möglich, wenn wir innovativ sind und durch Neuprodukte präsent bleiben“, so Schneider. Dementsprechend hat die Molkerei im Jahr 2022 u.a. die Linien BIO Heumilch und LAC lactosefrei um qualifizierte Produkte erweitert und das Käse-Sortiment um einen Weidemilch-Bergkäse ergänzt. Darüber hinaus wurde mit Milch + Hafer das erste Hybridprodukt dieser Art auf dem deutschen Markt gelauncht. „Klar ist aber auch, dass der Handel im vergangenen Jahr durch die Rahmenbedingungen bei Markeninnovationen zurückhaltend war. Da das auch noch für das laufende Jahr gilt, bringen wir für unsere Verhältnisse in diesem Jahr wenige Neuprodukte, die aber mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit“, betont Schneider. So wurde das Sortiment bereits um zwei Joghurts im Mehrwegglas und die Marke LAC lactosefrei um zwei BIO-Produkte ergänzt

Landliebe-Produkte als strategisch wichtiger Baustein

"Die Übernahme der Landliebe-Markenlizenzen für die Produktgruppen Frischmilch im Glas und frische Milchmischgetränke ist ein strategisch wichtiger Schritt – im Sinne unserer Milchbäuerinnen und -bauern“, führte Schneider zum Thema mittelfristige Perspektive der Schwarzwaldmilch-Gruppe aus. Die im Juni 2023 übernommene Markenlizenz beinhaltet aktuell drei Produkte im Markt: Die Kakao Milch in der 1-Liter Mehrweg-Glasflasche, sowie die frische Landmilch mit 3,8 und 1,5 Prozent Fett ebenfalls in der 1-Liter Mehrweg-Glasflasche. Die übernommenen Marken-Mehrwegprodukte zahlen auf den Weg nachhaltiger Verpackungen der Schwarzwaldmilch-Gruppe ein. Darüber hinaus kann Schwarzwaldmilch das jeweilige Sortiment im Rahmen der Markenlizenz künftig weiter ausbauen – die frischen Milchmischgetränke beispielsweise in anderen Geschmackrichtungen oder Gebinden, die Frischmilch in Glasflaschen beispielsweise in anderen Milchtypiken oder Glasgrößen. 

Die Erweiterung des Sortiments um starke Markenprodukte biete durch produktive und distributive Synergien hohe Potenziale im Sinne der Schwarzwaldmilch und damit der fast 900 Milcherzeuger, die das Unternehmen genossenschaftlich tragen, hatte die Freiburger Molkerei die Übernahme der Lizenzen im Juni kommentiert.  „Dass die Unternehmensgruppe Theo Müller als Inhaber der Marke Landliebe unser Haus für die Umsetzung der Markenlizenzen ausgewählt hat, unterstreicht unsere Vertriebs- und Markenkompetenz und zeugt davon, dass die Branche national um uns als innovative Molkerei weiß“, hatte Andreas Schneider in diesem Zusammmenhang betont.

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise