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O&G: Strategien zählen

Beim Anbau von Obst und Gemüse übertrifft „der Kostenanstieg alles bisher Dagewesene“, meldet der Nachrichtendienst Agrar heute. Wie stellen sich Erzeuger und Handel darauf ein? Die Frucht-Preis-Jury diskutiert.

Kreativität in der Präsentation, Qualität und gute Preise der Ware erwarten Obst- und Gemüsekunden. Wie sollen Produzenten und Handel dies in der aktuellen Situation gewährleisten? Die Jury des Deutschen Frucht Preises diskutierte.
Von Martina Kausch | Fotos: RUNDSCHAU

Wie kann gleichbleibend hohe Qualität bei Obst und Gemüse angesichts von immer größeren Wetterschwankungen gewährleistet werden? Wo kann man in der Wertschöpfungskette sparen? Wann ist der Konsument bereit, höhere Preise zu akzeptieren - vielleicht, wenn er mehr Informationen über Anbauorte und -bedingungen der Ware erhält? Und wie können die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Produzenten im Globalen Süden verbessert werden? Hier Statements aus der Jury des Deutschen Frucht Preises 2023.

Überzeugen am POS: Durch mehr Transparenz zur Preisakzeptanz? 

Jörg Pretzel, Symposium Feines Essen und Trinken

"Es ist sicherlich richtig, dass bei der Kaufentscheidung wieder der Preis verstärkt in den Vordergrund gestellt wird . Dies bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass die Informationen Seiten des Handels beziehungsweise der Industrie aktuell nicht zur Verfügung gestellt werden müssen. Allein die rechtlichen Vorgaben zwingen auch in der aktuellen Situation die Beteiligten die Informationen zur Verfügung zu stellen."

David Hintzen, GS1 Germany

"Die Moral stirbt am Regal, das ist der bekannte Spruch, aber damit kommen wir nicht weiter. Transparenz bei einer Ware wie verderblichen Lebensmitteln - das ist ein steiniger Weg. Wir brauchen eindeutige Identifikation und Transparenz beim Produkt. Fragen wie: Welcher Lieferant? Welches Feld? Welche Herkunft? Welche Anbauweise? Welche Art der Düngung? Verwendung von Pestiziden? Label? Bio? - alle müssen wir beantworten können. Wir von GS1 wollen durch unsere Standards zur Identifikation und Prozessen die technischen Voraussetzungen schaffen, damit der Konsument auf Basis von validierten Informationen eine Kaufentscheidung treffen kann. So werden wir mit der Branche zusammen immer besser."

Effizienz steigern: Was geht bei Verarbeitung und logistischen Prozessen?

Jasmin Bövingloh, IFCO Germany

"Innovation ist die Grundlage für unseren Geschäftserfolg. Am wichtigsten ist, dass der zirkuläre Ansatz unseres Poolingmodells ein Höchstmaß an betrieblicher Effizienz, Lebensmittelsicherheit und Retail Readiness gewährleistet. Unsere wiederverwendbaren Verpackungsbehälter (RPCs) verfügen über eine Vielzahl innovativer Funktionen zur Vermeidung von Produktschäden und Optimierung von Arbeitsabläufen, die es unseren Kunden ermöglichen ihre Betriebskosten zu senken. Wir sind stets bestrebt unsere Abläufe durch weitere Automatisierung, Standardisierung und Optimierung der Logistikflüsse effizienter zu gestalten.

Obwohl unsere Produkte nicht nach dem Eco-Score bewertet werden können, sind IFCO-Produkte Cradle to Cradle Certified, die anerkannteste Produktzertifizierung der Kreislaufwirtschaft. Tatsächlich können Kunden, die wiederverwendbare Verpackungen anstelle von weniger nachhaltigen Einwegalternativen verwenden, ihren Eco-Score positiv beeinflussen."

Moritz Oberrauch, IDM Südtirol 

"Der Bereich Trade Marketing Food plant und setzt verschiedene Promotion-Aktivitäten für die Sektoren Apfel, Speck, Milch, Wein und Produkte mit Qualitätszeichen Südtirol um. IDM organisiert bei Handelspartnern im In- und Ausland neben produktspezifischen Aktionen vermehrt Gemeinschaftsauftritte am Point of Sale (POS) unter dem Dach „Südtirol“. Wir wollen damit Südtirol als Herkunftsland von qualitativ hochwertigen Agrarprodukten und Lebensmitteln positionieren, Informationen zur Qualität kommunizieren sowie den Bekanntheitsgrad und das Image der Qualitätsprodukte ausbauen und deren Absatz steigern."

Transparenz durch das GGN-Siegel: Interview mit Remko Oosterveld

Good Agricultural Practice, Gute landwirtschaftlische Praxis, hat sich das Unternehmen G.A.P. in den Namen geschrieben. Das weltweit angewendete Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystem vergibt das GGN-Label, ein Verbraucherlabel. "Es steht für zertifizierte, verantwortungsvolle Landwirtschaft und Transparenz", so das Unternehmen. Das Label ist sowohl auf verpackten als auch auf losen Produkten zu finden und "bietet dem Verbraucher im gesamten Geschäft eine konsistente, für ihn relevante Sicherheit und Orientierung. Es bestätigt, dass die Produkte unter Einhaltung von zertifizierten, verantwortungsvollen landwirtschaftlichen Praktiken produziert wurden, die die Aspekte Lebensmittelsicherheit, Umweltschutz, Tierschutz, soziale Verantwortung und Transparenz der Lieferkette berücksichtigen", heißt es von Global G.A.P.-Seite. 

Wie entwickelt sich das Label? Wird es auch im Bereich Aquakultur vergeben? Die RUNDSCHAU fragte nach bei Remko Osterveld, Key Account Manager Aquaculture.

Für welche im LEH wichtigen Sortimente wird das GGN Label 2023 eingeführt?

Ab 2023 gibt es das GGN Label nicht nur für Aquakultur, Blumen und Zierpflanzen und frisches Obst und Gemüse, sondern auch für geschnittenes bzw. gemischtes frisches oder gefrorenes Obst und Gemüse. Dies ist insbesondere für die „Ready to eat“-Bereiche in den Supermärkten eine wichtige Neuigkeit, zumal die Nachfrage nach einer Ausweitung des Labels auf diese Bereiche explizit aus dem LEH an das GGN Label herangetragen wurde. Darüber hinaus arbeiten wir an Lösungen für neue Produkte in Zukunft – das Label entwickelt sich weiter. -

Wie entwickelt sich das GGN Label für Obst und Gemüse auf dem Deutschen Markt?

Das GGN Label wächst erfreulicherweise sehr dynamisch. Durch den Cross-Category-Ansatz ist das Label im Deutschen Markt bereits sehr etabliert. Mit Globus hat nun der erste Deutsche Retailer das GGN Label auch für Obst und Gemüse eingeführt und wird immer mehr Produkte mit dem Label verkaufen. Die Nachfrage steigt kontinuierlich – national wie auch international! Der LEH scheint unser Label-Motto „Verantwortungsvolle Landwirtschaft und Transparenz“ immer mehr in den eigenen Fokus zu rücken.

Welche Rolle spielt das GGN Label aktuell im Bereich Aquakultur? Wie ist hier Ihre Strategie, welche Produkte werden gelabelt? 

In Deutschland zählt das GGN Label für Aquakultur zu den am stärksten verbreiteten Aquakultur Siegeln und wird im Einzelhandel unter anderem bei Rewe, Kaufland, Norma, Globus, LIDL und ALDI geführt. Für den Markt ist das Label sehr wichtig und bietet eine win-win-Situation: Der Einzelhändler kann zeigen, dass seine Produkte von zertifizierten Produzenten stammen. Dem Endverbraucher bietet das GGN Label die Transparenz und Rückverfolgbarkeit, wo die Produkte gezüchtet wurden und dass die Produktion unter zertifizierten Umständen erfolgt ist. Derzeit werden hauptsätzlich Lachs, Forelle, Wolfsbarsch und Dorade gelabelt, aber auch Steinbutt und Garnelen. Wir streben auch weiterhin eine enge Zusammenarbeit mit dem Handel an. Unser Ziel ist es, noch mehr Produkte aus zertifizierter Produktion labeln zu lassen , um dadurch dem Verbraucherwunsch nach mehr Transparenz Rechnung zu tragen und das Bewußtsein für verantwortungsvolle Aquakultur zu schärfen. 

Fyffes und das Ziel der Geschlechtergleichstellung in Südamerika

Fyffes sei auf dem besten Weg, sein Ziel zur Geschlechtergleichstellung zu erreichen, wonach 100 Prozent der Fyffes-Mitarbeiter an lateinamerikanischen Standorten bis 2025 und 50 Prozent der Lieferanten von Gleichstellungsprogrammen profitieren sollen, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens mit Hauptsitz in Dublin. Die 22 Fyffes-eigenen Standorte in Costa Rica, Honduras und Guatemala, Belize und Ecuador hätten mit der Einführung des eigens entwickelten HERessentials begonnen, einem von Business for Social Responsibility (BSR) entwickelten Online-Programm zur Gleichstellung der Geschlechter, das von Fyffes an den lateinamerikanischen kulturellen Kontext angepasst wurde.

"Im Rahmen seiner ersten menschenrechtlichen Folgenabschätzung, die Ende 2019 durchgeführt wurde, identifizierte Fyffes geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt als eines von 13 wesentlichen Menschenrechtsrisiken, denen das Unternehmen und seine Mitarbeiter aufgrund des Kontexts, in dem es tätig ist, ausgesetzt sind. Um dieses Risiko zu mindern, hat Fyffes der Gleichstellung der Geschlechter Priorität eingeräumt und beseitigt gleichzeitig alle geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede in seinen Betrieben bis 2030", informiert Fyffes.

Zum Erfolg von HERessentials sagte Fyffes Sustainability Manager Stella Davis: „Ich freue mich sehr über die Akzeptanz des Programms zur Gleichstellung der Geschlechter auf unseren Farmen und das Feedback, das wir von den Teilnehmern erhalten haben. Wir haben das Glück, viele Frauen in unseren Bananen-, Ananas- und Melonenfarmen zu haben, die einen wertvollen Beitrag zu unserem Geschäft leisten. Aus vielen Gründen kämpfen Frauen darum, innerhalb von Organisationen voranzukommen. Eine der besten Möglichkeiten, dies zu bewältigen, besteht darin, das Bewusstsein für die Gleichstellung der Geschlechter zu schärfen und alle unsere Mitarbeiter, Männer und Frauen, zu schulen.“

Fyffes startete 2019 sein erstes Programm zur Gleichstellung der Geschlechter auf seiner honduranischen Melonenfarm Suragroh und seiner Ananasfarm in Costa Rica. Seitdem wurde das Programm weiterentwickelt, um eine Umsetzung während und nach der COVID-19-Pandemie zu ermöglichen.

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