Alle Befürchtungen sind übertroffen: Die USA belegen ab Samstag Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent. Außerdem hat die US-Regierung mit Geltungstag 9. April einen komplexen Mechanismus angekündigt, der für viele Länder auch höhere Zölle vorsieht - für Lesotho beispielsweise 50 Prozent, für China 34 Prozent, für die Schweiz 31 Prozent. Auf Importe aus der EU sollen künftig Zölle in Höhe von 20 Prozent erhoben werden.
Reaktionen
Nahezu im Minutentakt erfolgen die Reaktionen aus Politik, Handel und Wirtschaft.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die von US-Präsident Donald Trump weltweit verhängten Zölle als "grundfalsch" und "Anschlag" auf die globale Handelsordnung kritisiert. Es werde nur Verlierer geben, wird der Kanzler weiter zitiert. Die EU-Staaten würden für Gespräche mit der US-Regierung zur Verfügung stehen, aber zugleich ihre Interessen verteidigen.
“Offener Handelskrieg”
“Das ist ein Frontalangriff auf den Welthandel. Mit drastischen Zollanhebungen für mehr als 100 Handelspartner stürzt der amerikanische Präsident mit einem amerikanischen Brexit die Welt in einen offenen Handelskrieg. Ich gehe davon aus, dass der Konflikt unser Wirtschaftswachstum erheblich beeinträchtigen wird. Je länger es dauert, desto schmerzhafter wird es für alle, auch die USA”, kommentiert Dr. Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), die Zoll-Erlasse.
"Klarer Rückschritt"
Scharfe Kritik auch aus der Süßwarenindustrie: "Die geplanten US-Zölle sind ein klarer Rückschritt für den transatlantischen Handel", erklärt Dr. Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie e.V. (BDSI). "Sie treffen die falschen Adressaten - nämlich eine Branche, die wichtige Rohstoffe wie Mandeln, Pistazien, Walnüsse, Cranberries und Erdnüsse in großen Mengen aus den Vereinigten Staaten bezieht." Bei Mandeln beträgt der Anteil der Vereinigten Staaten bei den Importen in die Europäische Union 92 Prozent. "Mit den Zollerhöhungen schaden die USA nicht nur europäischen Herstellern, sondern auch den US-Partnern unserer Branche und ihrer eigenen Landwirtschaft", so Dr. Bernoth weiter.
Warnung vor Preiserhöhungen
Der deutsche Einzelhandel warnt vor Preiserhöhungen als Folge der neuen Importzölle der USA. "Viele Handelsunternehmen werden Zollerhöhungen mindestens mittelfristig auch an die Endverbraucher in den Verkaufspreisen weitergeben müssen", sagt Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.