Eine entscheidende Frage ist es, die sich Andreas und Sven Fitterer immer wieder stellen, wenn es um ihre Märkte geht. Sven Fitterer bringt sie auf den Punkt: „Wir fragen uns: Warum sollen die Kunden zu uns kommen und bei uns einkaufen?“ Allein den Kühlschrank füllen könnten sie schließlich auch woanders.
"Wir fragen uns: Warum sollen Kunden bei uns einkaufen? Wir müssen mehr bieten als das, was es auch woanders gibt."
Andreas und Sven Fitterer, Edeka Fitterer
Mit überzeugenden Antworten auf die Frage expandiert das Familienunternehmen aus der Region Baden-Baden seit Jahren, aber jetzt haben die Fitterers ihr Meisterstück eröffnet. 2.030 Quadratmeter Kompetenz im LEH, verortet in einem Neubauareal, das die neue Ortsmitte des 15.000-Einwohner-Ortes Gernsbach bildet. Und weil gleich gegenüber ein großer Lidl ebenfalls neu eröffnet hat – mit dem sich der Fitterer-Markt den Parkplatz teilt –, können die Kaufleute sehr gut vorführen, warum der Kunde eben doch gern beim Edekaner kauft: Er entscheidet sich für Einkaufskultur mit durchdachtem Sortiment, für menschliche Begegnungen und für Leckeres zum Vor-Ort-Genuss.
Diese Ansätze der erfolgreichen Unternehmensführung auch in mühsamen Konsumzeiten beschreibt Sven Fitterer im Interview (siehe S. 20). Eine wichtige Rolle spielt dabei eine Wohlfühlatmosphäre, die sich nicht nur in breiten Gängen, schöner Optik und natürlich dem Sortiment zeigt, sondern auch in einem Eventangebot – Stichwort Weinbar – und einem großen Bistro-/Cafébereich. Doch der Reihe nach.
Happy End auf Problemgelände
Jahrzehntelang haben die Gernsbacher gewartet, bis die neue Ortsmitte entstand, und mit gewartet hat Familie Fitterer, die seit 16 Jahren den Plan verfolgt, dort einen Markt zu eröffnen – den vierten der Kaufmannsfamilie aus Baden-Baden. Doch die 30.0000 Quadratmeter große Fläche hatte ein gewaltiges Altlastenproblem, jahrzehntelang waren hier Bahnschwellen mit Quecksilberchlorid behandelt worden. Millionen Euro kostete die Geländesanierung, tausende Tonnen belastetes Erdreich wurden entsorgt, bevor das Areal, mittlerweile als Jahrhundertbaustelle bezeichnet, mit einem Mix aus Wohnen und Gewerbe für die Nahversorgung überplant und bebaut werden konnte – einschließlich Hochwasserkonzept für die nahe fließende Murg. Klar, dass ein Lebensmittelmarkt an diesem neuen Tor zur Stadt mit der Adresse ein Terrassencafé mit Schwarzwaldblick anbieten muss und die Marktoptik im Inneren von hohen Tannen an den Wänden geprägt ist.
Der Eingangsbereich zum Gebäude ist relativ unspektakulär. Hinter der Glastür können Grillfreunde mit ein paar Griffen zunächst alles für einen geselligen Abend in den Einkaufswagen packen, das Wandregal mit Grillzubehör ist unübersehbar und gut sortiert.
Start mit Sushi und Saisonalem
Zu Beginn des Kundenlaufs blickt man dann bereits mitten in die volle und bunte Pracht bestens präsentierter Ware. Ein Sushi-Circle-Stand und die Obst- und Gemüseabteilung empfangen die Kunden, ein Aufsteller informiert sofort über Angebote. Saisongemäß findet man Spargel und Erdbeeren in Mengen, daneben als Verbundplatzierung SB-Schinken aus Spanien und dem Schwarzwald. Und auch zu den Saucen ist es nicht weit. Unmittelbar hinter der O&G-Abteilung findet man die gekühlte Convenience und – eine der vielen guten Ideen – das Internationale-Spezialitäten-Regal inklusive zum Spargel passender Feinkost wie Hollandaise und Co. Wer also sein Gemüse besonders pimpen will, ann sich hier Anregungen für Landesküchen-Rezepte holen.