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Volle Bio-Power: Das sagt die Branche

Wie werden aus Kunden Bio-Käufer? Wie können Kunden angesprochen werden und wie lässt sich die Wahrnehmung des Sortiments steigern? Wir haben gefragt, Bio-Player haben geantwortet.

Von Sibylle Menzel | Fotos: Heiko Rhode; Unternehmen; Andreas Papke

„Bio verkauft sich wie geschnitten Brot“ sagt Tina Andres, Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Der Bio-Spitzenverband wartete mit Erfolgszahlen auf: Seit 2009 haben sich die Umsatzzahlen verdreifacht auf mehr als 16 Milliarden Euro für das Jahr 2023. Für 2024 rechnet der BÖLW mit einem Zuwachs deutlich oberhalb der Inflationsrate und des Marktdurchschnitts. 

Wie lassen sich die Potenziale des Bio-Segements im Handel noch weiter heben? Die Statements der Bio-Player zu Positionierung, Wahrnehmung & Kundenansprache: 

Allos Hof-Manufaktur: Es gilt, Bio-Produkte emotional aufzuladen, ihre Sichtbarkeit im Handel zu erhöhen und mit einem klaren Mehrwert für Kunden zu verbinden. Dies gilt im Übrigen auch für das Thema nachhaltige Verpackung. Das zusammen stärkt die Positionierung und erhöht die Kaufbereitschaft, Zweitplatzierungen mit aufmerksamkeitsstarken Displays unterstützen diesen Effekt.

 

Bei Bio-Lebensmitteln hat die Produktdifferenzierung über die hohe Qualität der Inhaltsstoffe einen erheblichen Einfluss auf den Kauf. Die Verbraucher suchen gezielt nach Inhaltsstoffen mit besonderen Eigenschaften wie Gesundheitsnutzen, Nährwert, Frische und Haltbarkeit sowie Natürlichkeit. Eine klare Differenzierung, kombiniert mit den richtigen Kanälen, wird langfristig Vertrauen und Begeisterung schaffen. Viola Bunkowski, Marketing Director Dach

Bio-Zentrale: Bio-Produkte sind längst kein Nischen-Segment mehr, sondern fester Bestandteil des täglichen Lebens unterschiedlichster Zielgruppen. Ob gesundheitsbewusste Familien, umweltorientierte Konsumenten, Flexitarier oder Veganer – Bio-Produkte sprechen ein breites Publikum an. Unsere Kommunikation setzt daher auf Authentizität und Transparenz: Wir vermitteln die hohen Standards unserer Produkte in Bezug auf Qualität und Geschmack. Dabei legen wir Wert darauf, den Konsumenten den Mehrwert unserer Produkte klar aufzuzeigen – rational durch Fakten und emotional durch Geschichten, die Nähe und Vertrauen schaffen. Nur so können wir die breite Zielgruppe erreichen und für die Werte von Bio begeistern. Anja Leebmann, Marketingleitung 

Bauck Mühle: Der beste Weg ist, die Bio-Produkte direkt neben der konventionellen Ware zu platzieren. Auf diese Weise können die Kundinnen und Kunden direkt vergleichen und die Vorteile von Bio nachvollziehen. Außerdem kann so mit dem Vorurteil aufgeräumt werden, dass Bio immer teurer wäre. Die Preise haben sich in den vergangenen Jahren stetig angeglichen, was so leicht erkennbar gemacht werden könnte.

Bio-Produkte müssen außerdem zentral und aufmerksamkeitsstark im Laden platziert werden. Ein bewährtes Mittel hierfür sind Displays, die flexibel aufgestellt werden können und sich damit sichtbar vom übrigen Sortiment im Regal hervorheben. Friedemann Wecker, Geschäftsführer

Hartkorn: Hartkorn Bio richtet sich an ernährungsbewusste Konsumenten im klassischen LEH, die Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit legen. Besonders hervorzuheben ist die Zusatzstofffreiheit und damit Natürlichkeit unserer Produkte – ein Standard, der selbst im Bio-Segment längst nicht selbstverständlich ist. Gleichzeitig betonen wir die ökologische Gesamtheit, die von hochwertigen Bio-Rohwaren bis hin zu innovativen Verpackungen aus Keramik, Papier oder Kork reicht. Andreas Hartkorn, Geschäftsführer

Biovegan: Die Zukunft des Bio-Segments liegt in der konsequenten Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Genuss. Händler können das Bewusstsein für Bio durch eine stärkere Sichtbarkeit von Bio-Produkten im Regal, kreative Zweitplatzierungen und gezielte Bildungsarbeit stärken. Storytelling rund um die Herkunft von Rohstoffen, Umweltschutz und Artenvielfalt sowie eine klare Kommunikation der Mehrwerte von Bio-Produkten schaffen Vertrauen und emotionale Bindung. 

Eine glaubwürdige Kommunikation, die auf Authentizität und Inspiration setzt, begeistert Kunden für Bio-Ware. Unsere Zielgruppen reagieren insbesondere auf zukunftsträchtige Themen wie Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl. Hier punkten Botschaften, die zeigen, wie Bio-Produkte einen Beitrag zur Rettung des Planeten leisten. Der Schlüssel ist es, Bio nicht nur als Qualitätssiegel, sondern als Lebensgefühl zu vermitteln, das Genuss, Gesundheit und Nachhaltigkeit vereint. Karsten Lindlein, Geschäftsführer

Pukka: Eine klare Positionierung der Marke sowie die Betonung der Authentizität können dazu beitragen, die Potentiale im Bio-Segment weiter zu heben. Eine transparente Kommunikation über Herkunft, Produktionsbedingungen sowie Werte der Marke bieten dafür die Basis. Insbesondere Bio-Marken können noch stärker auf ihr Nachhaltigkeitsengagement setzen. Zertifizierungen und Auszeichnungen ermöglichen eine transparente Angabe über Nachhaltigkeitsstandards und stärken das Vertrauen der Kundschaft. Alles, was über den Branchenstandard hinausgeht, sollte besonders hervorgehoben werden. 

Bei der Kaufentscheidung der Verbraucher:innen spielt die Kommunikation und Ansprache eine entscheidende Rolle. Diese sollte daher auf deren Bedürfnisse und Erwartungen bzw. Anforderungen abzielen: Aspekte, die das Nachhaltigkeitsengagement belegen, sollten angesichts des zunehmenden Bewusstseins der Konsumenten hervorgehoben werden. Allen voran der biologische Anbau, als auch faire Handelsbeziehungen, ressourcenschonende Produktion oder umweltfreundliche Verpackung. Valerie Rau, Head of Marketing & Managing Director

Neumarkter Lammsbrau: Wer mit hochwertigen Lebensmitteln langfristig erfolgreich sein möchte, muss die Menschen zweimal überzeugen. Zum einen direkt am Regal, zum anderen in dem Moment, in dem man das Lebensmittel genießt. Bei Bio kommt hier hinzu, dass ein Lebensmittel nicht nur gut aussehen und schmecken muss, sondern auch die Hintergründe passen müssen. Ganz konkret: Die Kunden wollen wissen, wo ein Lebensmittel herkommt, wer die Menschen dahinter sind und ob es tatsächlich nachhaltig erzeugt wurde. Wer hier nichts Authentisches zeigen kann, wird die Menschen nicht dauerhaft an seine Marke binden können. Johannes Ehrnsperger, Inhaber und Geschäftsführer

Davert: Ein wichtiger Kanal für uns ist Social Media. Unsere Strategie ist darauf ausgerichtet, Bio-Interessierte und nachhaltigkeitsbewusste Verbraucher*innen direkt anzusprechen. Durch sorgfältig ausgewählte Kooperationen mit Influencern, die Themen wie Bio, leckere & kreative Rezepte, nachhaltige Einkaufstipps oder spannende Alltags-Hacks aufgreifen, erreichen wir gezielt diese Zielgruppen. 

Ebenso geben wir über verschiedene Content-Formate Einblicke in unser Nachhaltigkeitsengagement. So werden wir im Juli eine Reise nach Indien machen – und zwar zu unserem Reisanbauprojekt und diesjährigem "Fairtrade Climate Hero Award"-Gewinner-Projekt KOTWA. Ein Gesicht aus einer langjährigen Influencer-Kooperation wird mit vor Ort sein und die Social Media Community in Stories mitnehmen und unvergleichliche authentische Einblicke hinter die Kulissen und in unsere Projektarbeit geben. Damit stärken wir nicht nur die Bindung zu unserer Zielgruppe, sondern machen Bio erlebbar. Josephine Hachmann, Team Lead Content & Communications, Midsona Deutschland

Bionade: Bio-Erfrischungsgetränke sind keine Selbstläufer. Dennoch lassen sich weiterhin schöne Erfolgsgeschichten schreiben, wenn das Gesamtkonzept überzeugt (siehe Antwort zuvor: Geschmack, Sortenvielfalt, Verpackung, Kommunikation) und durch attraktive Weiterentwicklungen sowie aufmerksamkeitsstarke POS-Maßnahmen begehrenswert bleibt.

Eine ehrlich gute, markenaffine und kanalübergreifend einheitliche Ansprache ist entscheidend, wie wir sie mit einer einzigartigen Bilder- und Sprachwelt mit dem Claim „Weil ehrlich gut“ für unsere BIONADE (weiter-) entwickelt haben. Unverkennbar ist vor allem das selbstironische, spielerische Augenzwinkern, das in unseren Aussagen steckt. In TV-Spots, auf Plakaten oder in Bewegtbildformaten: Schmunzeln erlaubt, denn Bio kann und darf richtig Spaß machen. Corinna Fuchs, Marketingleiterin Bionade

Biomolkerei Söbbeke: Neben einem modernen und ansprechenden Design, dass den Markenkern widerspiegelt, ist für viele Verbraucher besonders die HerkunB und die Zutaten der Produkte entscheidend. Bio-Weidemilch ist beliebt bei den Verbrauchern. Mit dem neuen Verpackungsdesign loben wir die für den Verbraucher relevanten Informationen wie FeNgehalt, Sorte, Geschmack und besonders den Hinweis auf Bio-Weidemilch direkt auf der Produktverpackung aus. So stellen wir die Charakteristiken unserer Produkte in den Vordergrund. Der Claim BIO & ECHT LECKER greiB zudem die starke Genussfokussierung von Söbbeke auf. Eine klare Kommunikation und hochwertige Zutaten sind das, was die Verbraucher überzeugen. Nina Bakker, Marketingleiterin Biomolkerei Söbbeke

Bohlsener Mühle: Nach unseren Marktbeobachtungen gibt es den klassischen „Bio-Kunden“ so nicht mehr. Die Verbraucher folgen ihren eigenen Bedürfnissen wie „Eat-on-the-go“ und „Gesünder essen“ – egal ob beim Einkauf im LEH, in der Drogeristen oder beim NKF. Den gelernten Rahmen “Bio gleich höherwertig“ wollen wir mit unseren Produkten um das Attribut „Natürlich schmeckt‘s“ ergänzen. Denn das ist und bleibt das Kredo: Auf den Geschmack und gute Zutaten kommt es an. Bio bedeutet nicht, auf Genuss verzichten zu müssen. 

Erfolgreiche Bio-Sortimente bauen auf Bekanntem auf: etwa durch Bio-Alternativen bei beliebten Produkten – gepaart mit Trend-Innovationen wie pflanzlichen Proteinen, regionalen Zutaten, steigert es die Attraktivität für eine breite Kundschaft. Hier stimmen bei Bio-Produkten Preis-Leistung aufgrund langjähriger Erfahrung, wie beispielsweise den Bratlingen der Bohlsener Mühle auf Hülsenfrucht Basis wie Erbse, Favabohne oder Linse. Finn Naujoks, Marketingleiter Bohlsener Mühle

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