Artikel

So geht‘s heiß durch den Winter

Heißgetränke für zu Hause sind hoch im Trend. Das zeigen die Absatzzahlen und das immer größere Sortiment. Kaffee ist und bleibt der Favorit, Lifestyle-Tees sorgen für „Me-Time“ im Home-Office, eine immer buntere, ausgefallene Auswahl an Glühwein, Glüh Gin oder Glühbier heizen im zweiten Corona Winter ein.

Bild: AdobeStock/ NataliTerr
Von Johanna Wies | Fotos: AdobeStock/ LianeM, NataliTerr, luigi giordano, Africa Studio, 5ph; Alois Dallmayr Kaffee OHG

Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen, schon seit Jahren. Seit Corona wird sogar noch mehr Kaffee getrunken, 20 Tassen mehr pro Kopf waren es im Jahr 2020, ein Plus von 1,5 Prozent des Kaffeegesamtmarkts (Deutscher Kaffeeverband). Lockdown und Home-Office kurbelten den Kaffeekonsum zu Hause rasant an, er stieg pro Kopf auf 168 Liter (plus 11 Prozent). Mittlerweile besitzt fast jeder dritte Haushalt einen Vollautomaten, insbesondere die hierfür zur frischen Zubereitung verwendete „Ganze Bohne“ hat 2020 stark zugelegt. Ihr Absatz stieg um 26 Prozent und liegt derzeit bei einem Marktanteil von 37 Prozent.

Klassischer Filterkaffee

Auch weitere Kaffeearten für die Zubereitung zu Hause wurden vermehrt gekauft: Kaffeepads legten im Vergleich zu 2019 um sechs Prozent zu, Kaffeekapseln um vier Prozent und der Absatz von klassischem, gemahlenem Filterkaffee wuchs um 0,2 Prozent. Mit einem Marktanteil von 50 Prozent bleibt er mit Abstand das stärkste Segment im deutschen Röstkaffeemarkt.

Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer Deutscher Kaffeeverband: „Das Jahr 2020 hat gezeigt: Kaffee ist ein krisenfestes Produkt, das auch in schwierigen Zeiten gern und reichlich genossen wird.“ Die Bereitschaft der Verbraucher mehr Geld für qualitativ-hochwertige Produkte auszugeben, bestätigt auch Johannes Dengler, Mitglied der Alois Dallmayr Kaffee Geschäftsleitung (Siehe Interview unten).

Wie also nutzen die Kaffeemarken den Aufschwung? Unter anderem mit einem Design Relaunch: Seit November   sorgen auffällige, blaue Markenblöcke von Mövenpick Kaffee für hohe Aufmerksamkeit im Kaffeeregal, speziell im Segment des Filterkaffes, mit den Produkten „Der Himmlische“ oder „Der Milde“, der Neuheit „Der Kräftige“ und „Auténtico“. Durch den kategorieübergreifenden Auftritt stärkt Mövenpick seine Markenwahrnehmung und sichert sich eine hohe Wiedererkennung sowie schnelle Orientierung am POS.

Für Fans des großen Kaffeebechers möchte Nescafé Dolce Gusto den passenden Begleiter für den Morgen anbieten. Ebenfalls seit November ist der Frühstückskaffee „Good Morning Coffee - Americano Style“ im Big-Pack-Format mit 20 Kapseln im deutschen Handel erhältlich.

Das 2015 gegründete Startup Earlybird coffee blickt auf sein bisher erfolgreichstes Jahr zurück: Seit diesem Sommer liefern die Stuttgarter als eines der ersten Unternehmen Zero Waste Coffee für Bürokunden im Mehrwegsystem ganz ohne Plastik. Die Zahl der Büros, die ihren Kaffee in dem praktischen Eimer mit Aroma-Schutz-Ventil beziehen, ist sehr schnell gewachsen. Für daheim sind alle Kaffees – bio, fair und klimaneutral – im eigenen Onlineshop als auch bundesweit in Märkten der Drogeriemarktkette DM erhältlich.

Übrigens: Laut einer Social Media Analyse von Coffee Friend sind die beliebtesten Kaffeemarken in den sozialen Medien Nespresso, Tchibo, Jacobs und Tassimo. Denn nicht nur die Anzahl der Röstereien und Cafés in Deutschland zeugt von der Popularität vom Kaffee, sondern auch die vielen Fotos und Videos, die Nutzer online rund um das Heißgetränk posten. Nespresso ist mit insgesamt rund 7,5 Millionen Abonnenten – ohne YouTube-Kanal – der beliebteste Anbieter in den sozialen Netzwerken. Mit aufs Treppchen schaffen es außerdem zwei deutsche Traditionsunternehmen: Tchibo liegt mit 1,6 Millionen Followern knapp vor Jacobs mit rund 1,5 Millionen Fans. Tchibo ist im Gegensatz zu den anderen beiden Unternehmen auf allen vier Plattformen unterwegs, Jacobs nutzt hingegen nur Facebook.

Tea time, me time

Doch nicht nur Kaffee ist heiß begehrt. Die in der Pandemie gewachsene Lust auf ausgewogene Ernährung und bewusstes Genießen erhöht den Appetit auf Tee – in Deutschland wurde laut dem Tee Report 2021 noch nie so viel Tee konsumiert wie im Jahr 2020. Der Pro-Kopf-Konsum von Schwarz-, Grün-, Kräuter- und Früchtetee in Deutschland lag dort bei rund 70 Litern und damit zwei Liter höher als im Rekordjahr 2019. Nach der coronabedingten Schließung von Hotels, Gaststätten und Kantinen wuchs der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel, Drogeriemärkten und im Fachhandel.

Während und wegen Corona entdecken immer mehr Menschen ganz bewusst Tees, Kräuter- und Früchtetees als natürliche und gesunde Lebensmittel für sich. Ob kleiner „Me Moment” im Homeoffice, als erfrischende Pause oder einfach mal zum genussvollen Abschalten – Teetrinken ist abwechslungsreich und liegt im Trend. Mit einem Absatzplus von vier Prozent konnten speziell Kräuter- und Früchtetees bei Verbrauchern ihre Beliebtheit steigern. Der innovativen Teewirtschaft in Deutschland gelang es dabei unter anderem mit neuen teebasierten Kaltgetränken und immer wieder neuen aromatisierten und nicht aromatisierten Mischungen, auch viele junge Teefans mit ihren Produkten zu begeistern. Bemerkenswerter Beliebtheit alternativer Koffein-Booster erfreut sich insbesondere Südamerikas Liebling Mate. Hier betrug der Absatzzuwachs 46 Prozent (Deutschen Tee & Kräutertee Verband).

Durch die steigende Sensibilität für natürliche Lebensmittel und Nachhaltigkeit sind auch Tees, Kräuter- und Früchtetees, die ein Biosiegel tragen, zunehmend gefragt. Der Bio-Anteil von Schwarz- und Grüntees wuchs auf einen neuen Spitzenwert von 12,9 Prozent, der Bio-Anteil von Kräuter- und Früchtetees erreichte sogar 13,5 Prozent gegenüber 11 Prozent im Vorjahr.

„Was nur wenige wissen, Deutschland ist auch eine Tee-Exportnation. Tee-Erzeugnisse und Veredelungen von deutschen Herstellern werden unter anderem insbesondere in Frankreich und den USA wegen ihrer hohen Qualität sehr geschätzt", so Maximilian Wittig, Geschäftsführer des Deutschen Tee & Kräutertee Verbands. In 108 Länder wurden Teespezialitäten, die wegen ihrer hohen Qualität einen hervorragenden Ruf genießen, exportiert. Mit einem Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr gehört das Feinschmeckerland Frankreich in der EU dabei zum dritten Mal in Folge zu den Hauptabnehmern.

Entsprechend im Trend startet Milford in das neue Jahr mit einem Markenrelaunch der Heißgetränke. Die Tees werden als Lifestyle-Produkte positioniert und optisch neu in Szene gesetzt. Seit Januar zählen sieben Neuprodukte, aufgeteilt in zwei Ranges, zum neuen Sortiment: Vier Kräuter- und Früchtetees der Lifestyle-Range, wie den sonnig-fruchtigen „Sunny Day“ Orange & Ingwer oder den süß-minzigen „Fresh Mind“ Minze & Süßholz. Zudem gibt es drei neue Ayurveda-inspirierte Geschmacksrichtungen, wie den süß-herben „Happy Spirit“ Würzige Kräuter.

Beim neuen Meßmer Ländertee kommen Sommergefühle auf: Der Ländertee „Hola México – Maracuja & Peach“ bringt seit Januar den exotischen, fruchtig-süßen Geschmack Mexikos in die heimische Teetasse. Wer Sehnsucht nach noch mehr Urlaubsgefühlen in der Tasse hat, findet im Ländertee Sortiment mit insgesamt 13 verschiedenen Sorten eine breite Auswahl.

Mehr als nur Glühwein

Deutsche Winzer bieten zunehmend Glühweine mit individuellen Rezepten aus eigener Herstellung, zum Teil auch in Bio-Qualität. Die fruchtbetonten Rotweine aus den deutschen Anbaugebieten eignen sich sehr gut für einen aromatischen Glühwein. Glüh Chili, Glüh Hanf oder Scandig Glögg – diese Sorten gibt es mittlerweile unter anderem bei der Katlenburger Kellerei. Geschäftsführerin Alexandra Demuth: „Weiterhin beliebt ist es, typische Sommer-Drinks als Heißgetränk umzusetzen. In diesen außergewöhnlichen Zeiten beobachten wir zudem einen Trend zu Achtsamkeit. Die Menschen verbringen Zeit mit sich selbst und nutzen bewusste Me-Time für Yoga, Spaziergänge, Meditation und vielem mehr. Die Auswahl wird immer vielfältiger und bunter. Die Verbraucher probieren gern Neues aus, das Angebot für die vielen individuellen Geschmäcker wird gern angenommen.“ Mehr dazu lesen Sie hier im Interview.

Auch die Beliebtheit von Glühbier ist mit der neuen Bierkultur gewachsen, die sich durch eine noch größere Sortenvielfalt, Experimentierfreude der Brauer und die Lust der Konsumenten auf Spezialitäten kennzeichnet, so Biersommelière Mareike Hasenbeck. Ihr gefällt beispielsweise das „Liefmans Glühkriek“ sehr gut, das mit Kirschen und Gewürzen gebraut ist oder aber der „Glühbier-Punsch“ von der Störtebeker Brauerei, mit Holundersaft und winterlichen Gewürzen versetzt.

2017 brachte die Kölner Ginmanufaktur Ginsanity einen Wintergin auf den Markt, damals eine Neuheit. Mittlerweile gibt es viele weitere, wie den neuen „Kaiser Hill 16 Glühgin – Original Malefiz Taste“ aus der Steinwälder Punschwerkstatt in der Oberpfalz oder den „Glüh & Gin“ von Maemo. Oliver Schmid, Geschäftsführer von Maemo: „Auch diesen Winter liegt Glühgin liegt im Trend. Das zeigt sich daran, dass viele kleine lokale Ginhersteller jetzt Glühgin anbieten. Unsere Kunden haben in diesem Jahr früher – und mehr – geordert. Unser Glüh & Gin wurde 2020 gelauncht. In diesem Jahr haben wir Glüh & Sprizz neu eingeführt.“

++++++++++++++++++++++++++++++++

INTERVIEW mit Johannes Dengler, Mitglied der Geschäftsleitung von Dallmayr Kaffee

Was liegt aktuell im Trend bei Kaffee/ bei der Kaffeezubereitung?
Wir beobachten mit Freude, dass Genuss und gutes Gewissen zunehmend Hand in Hand gehen. Das Interesse an nachhaltigen und qualitativ-hochwertigen Produkten wächst und immer mehr Menschen sind bereit, für Bio-zertifizierte oder faire Lebensmittel mehr Geld auszugeben – Tendenz steigend. Gleichzeitig entscheidet sich knapp jeder zweite Kaffee-Genießer zumindest gelegentlich für einen Spezialitätenkaffee.

Um die Vielfalt an Aromen aus den Ursprungskaffees herauszukitzeln, werden die Zubereitungsmethoden immer vielfältiger und experimenteller – vom klassischen Handfilter, über die Chemex-Kanne bis hin zum Kaffee-Syphon. Darüber hinaus liegen nach wie vor Kaffeespezialitäten in ganzen Bohnen im Trend. Die Konsumenten möchten sich auch in den eigenen vier Wänden Kaffee in Barista-Qualität zubereiten und investieren zunehmend in Kaffeevollautomaten.

Inwieweit hat sich das Kaffeesortiment dieses Jahr gewandelt?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren entsprechend auf die Entwicklungen reagiert und unser Produktportfolio mit Dallmayr Gran Verde um eine nachhaltige Kaffee-Linie und mit Dallmayr Röstkunst um ein Sortiment mit ausgewählten Ursprungskaffees erweitert. Darüber hinaus haben wir unsere Kaffeekapseln auf Aluminium umgestellt. Damit bieten wir capsa-Genießern die Wahl: sie können sich für die recyclingfähigen Aluminium-Kapseln oder für unsere kompostierbaren Gran Verde Kapseln entscheiden – beide Varianten stellen eine Verbesserung im Sinne der Kreislaufwirtschaft dar.

Inwieweit spielt Nachhaltigkeit hierbei eine Rolle?

Nachhaltiges Handeln ist schon lange ein Teil unserer betrieblichen DNA. Denn um dauerhaft hohe Kaffeequalität zu erzeugen, müssen wir rücksichtsvoll mit der Natur und den Menschen vor Ort umgehen. Kaffeeproduktion verbraucht natürliche Ressourcen: Wasser, Boden, Rohstoffe.

Mit gezielter Projektarbeit unterstützen wir seit Jahrzehnten die Lebensbedingungen der Menschen in den Kaffeeanbaugebieten, wie zum Beispiel in Äthiopien. Gemeinsam mit der Stiftung Menschen für Menschen haben wir bereits über 52 Millionen Baumsetzlinge gepflanzt, den Bau einer neuen Schule für über 1.000 Kinder finanziert und aktuell fördern wir den Aufbau einer neuen Kaffee-Region samt Kaffee-Kooperative. Für unser Engagement im Ursprung wurden wir in diesem Jahr mit dem Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte 2021 ausgezeichnet.

++++++++++++++++++++++++++++++++

Artikel teilen

Gut informiert durch die Krise