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Wiesenhof-Marketingchef Ingo Stryck: Haltung zeigen

Seit gut 20 Jahren leitet Dr. Ingo Stryck den Marketingbereich bei Wiesenhof. Mit dem Privathof-Konzept sowie dem Fokus auf Tierwohl und Transparenz sieht er sein Unternehmen gut für die sich rasant verändernde Branche gerüstet.

Von Mirko Jeschke | Fotos: Julia Babilon

Eigentlich konnte Ingo Stryck keinen besseren Start erwischen, als er Ende 2000 bei Wiesenhof anfing. Der Ernährungswissenschaftler – zuvor beim Wursthersteller Meica angestellt – kam kurz vor dem Ausbruch der Rinderseuche BSE zu dem familiengeführten Geflügelverarbeiter mit Sitz in Visbek. An die ersten großen Erfolge, die Einführung von mariniertem Geflügel und der Kultbratwurst Bruzzzler, erinnert sich der 56-Jährige noch gut: „Gerade das kurzfristig umgesetzte Sponsoring für die TV-Serie ‚Die Camper‘ hat beim Bruzzzler enorm geholfen. Das wäre in einem großen Konzern wohl so spontan nicht möglich gewesen.“

Haltungsform 3 statt Bio

Zu den größten Veränderungen in seiner langen Wiesenhof-Laufbahn gehört für Stryck die erfolgreiche Transformation der Marke Wiesenhof vom Frost- und Frischgeflügel in den Wurstbereich. „Unsere Mortadella steht heute fast in jedem Supermarktregal.“ Dabei ist dem Schleswig-Holsteiner das Thema Tierwohl durchaus wichtig, wobei er bewusst auf konkurrierende Ziele in der Gesellschaft verweist. „Mit Blick auf den CO2-Fußabdruck ist unser Privathof-Sortiment mit Haltungsform 3 aus meiner Sicht nachhaltiger als Bio. Allein der höhere Ressourcenverbrauch durch Futtermittel macht die Bio-Haltung extrem teuer.“

Corona und die Folgen

Durch die Pandemie sei Wiesenhof insgesamt relativ gut gekommen. „Corona hat uns in unserem Markenkern – deutsches Geflügel komplett aus heimischer Produktion – noch einmal bestätigt. Wir begrüßen grundsätzlich den Tierwohltrend, spüren aber im europäischen Binnenmarkt auch den starken Wettbewerb. Es wäre mehr als sinnvoll, höhere Tierwohlstandards europäisch einheitlich zu regeln.“ Etwas besorgt blickt Stryck auf die galoppierende Inflation: „Unser bereits 2011 eingeführtes Privathof-Konzept erfährt seit Corona einen echten Schub, immer mehr Landwirte interessieren sich dafür. Wie sich die Konsumenten aber bei weiter steigenden Preisen verhalten werden, ist fraglich.“

Besonders einsetzen will sich der passionierte Rennradfahrer, der in seinem Marketingteam einen kooperativen Führungsstil pflegt, für eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung im Bereich Gastronomie/ Gemeinschaftsverpflegung. „Dafür werden wir weiterhin kämpfen.“

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