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Store-Check Edeka Dorfmann, Nauen: High-Tech mit Herz im Havelland

Der Name ist Programm: Im Zukunftsmarkt in Nauen im Havelland hat die Edeka Minden-Hannover mit Christian Dorfmann gebaut, was Standard werden soll.

Tageslicht, viel Holz und moderne Formen prägen die Optik, wenn man den Zukunftsmarkt der Edeka Minden-Hannover in Nauen betritt.
Von Martina Kausch | Fotos: Thomas Meinicke Photography

Da steht er im Havelländer Vormittagsnebel, mit Jeans und genau der Thermojacke, die alle anderem in seinem Team auch tragen: Christian Dorfmann (44). Hinter ihm ragt ein Baukörper 8,5 Meter in die Höhe, 50 Meter breit und 85 Meter lang, dekoriert mit überdimensionalem gelben Edeka-Herz. Vor ihm liegt ein Parkplatz, der durch Holzzäune rundherum und  überdachte Carports so ganz anders aussieht als normale Supermarktparkplätze. 

Vieles ist ganz anders an diesem Zukunftsmarkt in Nauen, denn der Name ist Programm. Hier testet die Edeka Minden-Hannover neue Technik- und Präsentationskonzepte, und dafür scheint sie den besten Ort mit einer Bestbesetzung gefunden zu haben. Rund zehn Wochen nach der Eröffnung begegnet man hier nicht nur einer interessanten und ambitionierten Nachhaltigkeits- und Ortsentwicklungsstrategie, sondern auch einem Kaufmann, der für den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg des Markts alle Register zieht.

Zukunftskonzept mit Bestbesetzung

Im Gespräch vor Ort bestätigt sich der Eindruck, dass hier seit der Planungsphase viele positive Momente zusammenkamen. Da ist einerseits eben Christian Dorfmann, offen und bestimmt, freundlich und flink, beim Rundgang durch den Markt mit den Augen überall. Ein pures Edeka-Gewächs, gebürtig aus dem Havelland, mitten auf der  Karriereleiter. Sieben Jahre hatte er sich im Edeka-Markt am Berliner Südkreuz bewährt und sich 2018 im nahegelegenen Ketzin mit einem Edeka-Markt selbstständig gemacht. Einen Nah und Gut-Standort betreibt er außerdem in Nauen, der wachsenden 20.000 Einwohner-Stadt rund 50 Kilometer nordwestlich von Berlin – mit einem großen Neubaugebiet. 

Und vor allem gibt es die Edeka Minden-Hannover, die in einem Markt-Prototyp neue Technikstandards testen möchte. Ziel ist „ein innovatives und ökologisch nachhaltiges Nahversorgungszentrum in Holzbauweise“, so heißt es im Sprech des beauftragten Berliner Archtekturbüros ZRS. „Die Stadt Nauen hat uns den idealen Rahmen geboten. Hier können wir nachhaltige Standards erproben und entwickeln, die wir dann auch bei anderen Standorten nutzen können“, formuliert es Niklas Daser, Geschäftsführer Expansion der Edeka Minden-Hannover. 

Und Interstore-Inhaber Bernhard Schweitzer lenkt konkret die Aufmerksamkeit auf die Innovation Waterloop. Waterloop bezeichnet ein System aus mit Wasser rückgekühlten, kleinen kompakten Kälteerzeugungssystemen, die die Kühlmöbel und -räume mit Kälte versorgen. Die steckerfertigen Kühlmöbel sind in einem geschlossenen Wasserkreislauf verbunden und können unkompliziert und schnell angeschlossen und auch wieder entfernt werden. Dass man dazu keine Fachkraft braucht, ist auch für Christian Dorfmann ein großer Vorteil des flexiblen Systems ohne Maschinenraum.

Investition: 13,5 Millionen Euro

Gesagt, geplant, gebaut. 13,5 Millionen Euro investierte die Edeka in den Zukunftsmarkt. Und hier die Besonderheiten und Kennzeichen des Prototyps: Hallentragwerk aus Baubuche mit hochwärmedämmenden Außenwänden in Holzrahmenbauweise mit Holzfaserdämmung und Holzfassaden. Ein geneigtes Dach aus weitspannenden Holz-Hohlkastenelementen, das eine Assoziation von aneinandergereihten Satteldächern hervorruft, mit Photovoltaik-Elementen auf den nach Westen ausgerichteten Dachflächen und Begrünung auf denen, die nach Osten zeigen. 

Die große Eingangs-Glasfassade hat statt Aluminium eine Holz-Rahmenkon-struktion mit Pflanzen-Rankgerüst. Durch die Bauweise produziert der Bau nach Angaben von Edeka 50 Prozent – 840 Tonnen – weniger CO2-Emissionen. 

Abwärme-Nutzung, Regenwasser-WC

Zu dem Nachaltigkeitskonzept am Bau gehören außerdem: CO2-armer Beton, selbsttönende Verglasung, intelligente Gebäudeautomation für Heizung, Lüftung, Klima, Beleuchtung und Verschattung. Unter Beachtung von Wetterprognosen errechnet die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik (MSR) bestmögliche Energieausnutzung. Im Sommer wird die kühle Nachtluft genutzt, um das Gebäude auszukühlen und auf eine Klimaanlage zu verzichten. Regenwasser spült die WCs und versorgt Außenzapfstellen. Die Heizgrundlast des Gebäudes wird durch die Abwärme der Kühlmöbel abgedeckt. Und dann ist da noch der Außenbereich mit Carports und überdachten Fahrradständern. Streuobstwiese, Barfußpfad und Bienenlehrstand sind geplant.

Spektakulärer Ladenbau

Doch bemerkt der Kunde all diese (bau-)technischen Finessen? Einerseits weisen viele Informationstafeln auf die Besonderheiten hin. Außerdem werden die 80 Angestellten die Nachhaltigkeits-Kunde verbreiten. Und drittens ist der Markt auch innen so spektakulär besonders, dass dies Rückschlüsse auf das große Engagement von Kaufmann und Handelsunternehmen zulässt.

Mit Bar und Hofladen

Begrüßt wird der Kunde im Markt mit der farbenprächtigen und positiven Atmosphäre eines Blumenshops. Im weitläufigen Eingangsbereich ist Zeit zur Entscheidung: Gleich einkaufen oder erst einmal einen Kaffee und mehr ordern und ein Sitzplätzchen suchen?

Die „Überschaubar“ im ersten Stock des zweigeschossigen Gastrobereichs ist ein zentrales Anliegen von Kaufmann Christian Dorfmann (siehe Interview unten). In diesem schicken und modernen Ambiente gibt es insgesamt 150 Sitzplätze und ein echtes Barangebot von Fassbrause bis Cocktails – und oft Musik.

Der Kundenlauf beginnt mit einer eindrucksvollen Obst- und Gemüseabteilung in Marktplatzoptik und mit ansprechenden Details wie Nussspendern aus Plexiglas. Es schließt sich der Hofladen an – ein Marktbereich, in dem rund 35 regionale Erzeuger ihre Produkte zeigen. Die Marktrückseite gehört der Frische: Zunächst präsentieren sich Die Fischwerker mit einer 3,75 Meter-Theke (auch im Angebot: Felsenaustern), dann folgt die Fleisch- und Wursttheke mit fünf Metern Länge und dann das Käseangebot auf ebenfalls fünf Metern Thekenlänge. Geschickt wird der Kunde hier von den SB-Regalen über Feinkostangebote an den Bedienbereich geführt. In hell-hygienischer Edeloptik strahlen 37,5 Meter Mopro-Kühlschränke auf beiden Seiten des Kundenlaufs. Das Bio-Angebot ist im Markt an einer Wand kurz vor dem Kassenbereich gebündelt. Eindrucksvoll, selbst für Kenner, ist das Wein- und Spirituosenangebot samt dem der Rum-Piraten. Insgesamt gibt es im Markt sieben Kassen, darunter eine für den Easy-Shopper. Denn auch der ist Teil der Edeka-Zukunft in Nauen.

Impressionen aus dem Markt

INTERVIEW

Christian Dorfmann, Edeka Dorfmann

Was liegt Ihnen in Ihrem Markt in Nauen besonders am Herzen?
Es soll ein Markt der Begegnung werden. Zukunft gestalten bedeutet für mich, Menschen einen schönen Ort zum Zusammensein zu bieten, einen Ort, an dem sie Spaß haben. Gerade hier im Neubaugebiet ist unsere „Überschaubar“-Bar wichtig und ein Alleinstellungsmerkmal.

Was bieten Sie in der Gastronomie?
Freitags beispielsweise eine After-Work-Party mit DJ. In der Vorweihnachtszeit gibt es eine Glühweinhütte, natürlich Veranstaltungen mit Weihnachtsmann, aber beispielsweise auch Weihnachtsskat. Hier können sich Vereine treffen, man kann Fußballspiele sehen und Eisbein essen.

Woher kommen die Ideen?
Wirklich größtenteils aus dem Team. Ich freue mich total, dass die meisten im Team nicht in Problemen, sondern in Lösungen denken. Zu Halloween waren 80 Prozent der Mitarbeitenden verkleidet –  Sie können sich vorstellen, die Stimmung war top!

MARKT-DATEN

Edeka Zukunftsmarkt, Christian Dorfmann, Nauen

  • Adresse: Brandenburger Straße 74, 14641 Nauen
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 7 bis 21 Uhr
  • Verkaufsfläche: 2.500 m²
  • Eröffnet am: 29.08.2024
  • Zahl der Produkte: 30.000
  • Zahl der Bio-Produkte: 1.500
  • Zahl der Mitarbeiter: 80
  • Zahl der Parkplätze: 160, 54 unter Solar-Carports, 4 E-Ladesäulen
  • Besonderheiten: Gastro- und Eventbereich mit 150 Sitzplätzen innen und außen, Hofladen

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