Einfach die Offenburger Hauptstraße entlanggehen, die Hausecke Nr. 52 beobachten – aha, hier steht auf der Straße ein Aufsteller, der auf Salate, Piadine und Panini hinweist. Durch die Glasfassade sieht man Salami und Pasta leuchten, an der Tür eine Aufschrift: Sapori 7 bis 18 h, powered by Edeka.
Das ist er, der Ort der neuen Kooperation zwischen Sapori d’Italia und Edeka Südwest, mitten in Offenburg. Keine drei Kilometer weiter liegt die Verwaltung von Deutschlands umsatzstärkstem Lebensmittel-Retailer. Ist Offenburg im Herbst 2022 der Ort neuester Ideen beim Thema Grab & Go?
Kurz vor Weihnachten eröffnete Rewe in München den ersten kassenlosen Supermarkt nach Vorbild von Amazon Go. Die beiden Testmärkte in Berlin und Köln waren noch hybrid, nun hat Rewe den Schritt zur Kassenlosigkeit getan. Und in Hamburg kann man bei Hoody kassenlos einkaufen. Hoody führt ausschließlich Bio-Ware. Damit stellen sich Rewe und ein norddeutsches Technik-Start-up an die Spitze, um den deutschen Konsumenten digital die große Bequemlichkeit beim Einkaufen zu bieten.
Vespa lockt, Robotik liefert
In Offenburgs Hauptstraße 52 geht Edeka Südwest noch weit weniger avantgardistisch vor. In einem italienischen Feinkostgeschäft mit Bistroangebot gibt es einen 24/7-Automaten, bestückt laut Handelsunternehmen mit „über 500 Dingen des täglichen Bedarfs, die der Konsument an zentraler Stelle rund um die Uhr kaufen“ möchte.
„Und so geht’s“, wird dem Benutzer vor Ort per Hinweisschild neben dem QR-Code erklärt: „Artikel am Terminal oder online bestellen, bestellte Ware am Ausgabeterminal abholen, Schale in den dafür vorgesehenen Rückgabeschlitz zurückgeben.“
Feinkost in Bedienung plus Abholautomat – ist das Konzept in Offenburg nun das Beste aus zwei Welten?
Tatsächlich ist der Feinkostladen mit rund 60 Quadratmetern reich an Atmosphäre. Anthrazitfarbene Täfelung, ein Strohhut mit grün-weiß-rotem Farbband auf dem Präsentiertisch neben Grissini, Pasta und Salami, eine schicke halbe Vespa als Warentisch. Über den Theken hängen Schinken, freundliche Bedienungen überreichen die Thekenware. Da wirkt ein Automat im Laden fast wie ein Fremdkörper. Oder ist das Konzept in Offenburg nun das Beste aus zwei Welten?
Italien zieht immer, wusste Coop Schweiz, als das Unternehmen 2017 den ersten Store mit dem Namen Sapori d’Italia im Bahnhof Aarau eröffnete, später kamen in großen Städten drei weitere hinzu. Nach und nach kam Feinkost der Marke Sapori d’Italia in die Schweizer Coop-Regale. Nun also die Expansion nach Offenburg.
„Online bestellt, QR-Code ging nicht“
Mithilfe des Feinkost-Stores samt nettem Italianità-Personal schließt sich Edeka Südwest dem Trend zu Automaten an. Online oder vor Ort bestellte Ware kann der Kunde rund um die Uhr abholen. Der Feinkostladen schließt um 18 Uhr, hinter einer Trennwand ist der Automat immer zugänglich. Trotzdem monieren User bei Google: „Online bestellt, QR-Code Abholung ging nicht“, „Die Idee ist super, aber in der Umsetzung einfach nur enttäuschend!“
Das Offenburger Geschäft zeigt, wie schwer man sich im deutschen LEH mit vollautomatischen Einkaufslösungen tut. 2016 eröffnete Amazon Go in Seattle den ersten Store, in dem der Konsument sich über eine App anmeldet, hineinspaziert, die Ware in eine Einkaufstasche packt und das Geschäft verlässt, ohne seinen Einkauf an einer Kasse zu scannen oder gar einem Kassierer zu präsentieren.
Sensoren an Regalen registrieren, was der Shopper greift, über die App wird die Warenliste erstellt und die Bezahlfunktion aktiviert. Kameras im Store überwachen das Prozedere. Grab & Go eben.